Sie sehen cool aus, nehmen kaum Platz weg und kommen ohne Kabel aus: Kein Wunder, dass True Wireless bei Kopfhörern derzeit in Mode ist. Es gibt kaum einen Hersteller, der nicht etwas entsprechendes im Portfolio hat. Das sorgt auf der einen Seite für eine große Auswahl, macht es Käufern aber auf der anderen Seite schwer, sich für ein Modell zu entscheiden. Und im Gegensatz zu Kopfhörern, die auf die Ohren gesetzt werden, kann man In-Ear-Headsets nur selten vor dem Kauf ausprobieren.
In den letzten Monaten haben wir folgende Artikel zum Thema True Wireless veröffentlicht:
- Acht True-Wireless-Kopfhörer bis 300 Euro im Vergleichstest
- Drei günstige True-Wireless-Kopfhörer im Vergleichstest
- True-Wireless-Test: Cambridge Audio Melomania 1
- Skullcandy Push im Test: True Wireless mit Style und Bass
- Kopfhörer: Sennheiser Momentum True Wireless im Test
- Nokia True Wireless Earbuds im Test: In-Ears für Minimalisten
- True-Wireless-Kopfhörer TWS i7S im Test: Billiger Airpod-Klon
- Samsung Galaxy Buds im Test: Kleine In-Ears, große Ausdauer
- Apple Airpods (2. Gen) mit kabellosem Ladecase im Test
- Huawei Freebuds Lite: Kurzes Vergnügen für Sparfüchse
- Master & Dynamic MW07 im Test: klangstark mit Stil
Grundlagen
Bevor wir Tipps geben, wie man den bestmöglichen True-Wireless-Kopfhörer findet, erst einmal die Grundlagen. Alle True-Wireless-System haben gemein, dass sie per Bluetooth mit einem Zuspieler verbunden werden. Fast alle dieser Headsets kommen in einer Transportbox, die sich dank integriertem Akku auch unterwegs ums Nachladen kümmert.
In unserem Vergleichstest haben bei der Akku-Laufzeit übrigens die Melomania 1 von Cambridge Audio (Testbericht) mit großem Abstand am besten abgeschnitten: Bis zu 9 Stunden halten die Soundzwerge mit einer Ladung durch. Zählt man die Zusatzenergie der Ladebox dazu, sind es bis zu 45 Stunden Spielzeit, bis eine Steckdose nötig wird. Die Apple Airpods (Testbericht) und die Galaxy Buds von Samsung (Testbericht) kommen insgesamt jeweils auf immerhin rund 30 Stunden.
Eine weitere Gemeinsamkeit der meisten Ohrstecker ist die Möglichkeit, den Tragekomfort mit verschiedenen Silikon-Aufsätzen zu verbessern. Nur Apple geht hier einen eigenen Weg: Die Airpods Testbericht gibt es nur als one size fits all ohne Aufsatz. Alle aktuellen True-Wireless-Kopfhörer arbeiten zudem als Headset fürs Telefonieren, die Qualität ist zumindest bei den Markenprodukten absolut ausreichend. Vieltelefonierer werden aber wahrscheinlich auf ein dezidiertes Bluetooth-Headset zugreifen.
Bei allen Gemeinsamkeiten gibt es aber auch eklatante Unterschiede, sei es preislich, beim Sound oder in der Verarbeitungsqualität. Auch individuelle Präferenzen spielen eine Rolle: Vor dem Kopfhörer-Kauf sollte man sich daher ein paar Fragen beantworten, die bei der Entscheidung helfen könnten.
Einsatzzweck
Wird der Kopfhörer beim Sport eingesetzt, trifft man wahrscheinlich eine andere Wahl, als wenn man einen musikalischen Begleiter für den Reisealltag sucht. Braucht man einen guten Allrounder oder doch eher einen Spezialisten? Alle getesteten Modelle haben ihre Stärken in bestimmten Szenarien, aber eben auch Schwächen in anderen Disziplinen. Wer zum Beispiel einen Trainingspartner sucht, sollten beim Kauf darauf achten, dass das True-Wireless-Headset zumindest gegen Spritzwasser geschützt ist. Dies erkennt man an der IP-Schutzart– was für International Protection Codes steht.
Je höher die Zahl, desto besser der Schutz. IPX0 steht zum Beispiel dafür, dass es keinen Schutz vor Wasser gibt. IPX4 garantiert wiederum einen Schutz vor Wasser aus allen Richtungen, im Testumfeld gilt dies für Earbuds von Nokia (Testbericht) , die Freebuds Huawei (Testbericht) oder MW07 Master & Dynamics (Testbericht) . Eine bessere Zertifizierung hat keiner der Kontrahenten erhalten, fürs Joggen im Regen oder bei ordentlichem Schwitzen genügt das. Wer aber im Schwimmbad oder in der Badewanne Musik hören will braucht mindestens IPX7.
Musik-Quellen
Natürlich könnte man True-Wireless-Kopfhörer mit jedem Abspielgerät nutzen, dass die Musik per Bluetooth überträgt. Aber mal ehrlich: Die meisten Käufer werden die Headsets mit ihrem Smartphone koppeln. Es gibt allerdings deutliche Unterschiede bei der Soundqualität und den verwendeten Codecs. Wer bei Tidal ein Highres-Abo abgeschlossen hat, möchte die Songs wahrscheinlich in bestmöglicher Auflösung hören. Allerdings bieten aus dem Vergleichstest nur die von Momentum von Sennheiser (Testbericht) und die Modelle von Masters & Dynamic und Cambridge Auto Highres-Sound mit aptX an, alle anderen verwenden Standardcodecs wie AAC oder SBC.
Auch die Wahl der Musik kann eine Rolle spielen. Wird ein basslastiger Sound gehört, können auch günstige Modelle punkten, da diese häufig akustische Schwächen mit dominanter Tiefe überdecken. Die Push von Skullcandy (Testbericht) sorgen beispielsweise für einen wummernden Bass. Wer allerdings gute Allrounder sucht, findet zum Beispiel mit den Galaxy Buds oder den Airpods von Apple ordentliche Begleiter. Es wundert kaum, dass die Momentum von Sennheiser und die MW07 von Master & Dynamic klanglich in allen Genres zu Hause sind. Dafür sind sie aber auch mit 300 Euro sehr teuer. In unserem Test haben wir ermittelt, dass man bereits für knapp über 100 Euro True-Wireless-Modellen mit einem sehr guten Klang bekommt: Die Melomania 1 von Cambridge Audio überzeugten im Vergleich mit tollem Sound.
Komfort, Bedienung und Design
Bei In-Ear-Kopfhörern ist der Tragekomfort mindestens so wichtig wie der Sound. Der beste Klang nützt nichts, wenn das Headset im Ohr drückt oder ständig herausrutscht. Hierfür ist die eigene Vorliebe der beste Ratgeber, denn jeder empfindet Bequemlichkeit anders. Das gilt auch für das Design: Der eine mag es schlicht, die andere hätte es gerne farbig. Soll das Headset optisch verschwinden oder wird es verchromt und mit viel Bling-Bling als modisches Accessoire getragen? Hierfür können wir keine Empfehlung aussprechen: Geschmäcker sind nun einmal unterschiedlich.
Bei der Bedienung gibt es dagegen ein paar Anhaltspunkte, die bei der Kaufentscheidung helfen. Kopfhörer wie die Aipods kommen ohne Tasten aus, die Bedienung erfolgt per Fingertipp. Der Funktionsumfang solcher Geräte ist meistens begrenzt, aber völlig ausreichend. Bei anderen Kopfhörern müssen Tasten gedrückt werden. Bei Headsets wie den MW07 ist dies eine gute Entscheidung: Sie sind groß genug, die Buttons lassen sich gut erreichen. Kleine Stöpsel wie die Earbuds von Nokia lassen sich aber nicht gut per Taste bedienen: Entweder fühlt es sich unangenehmen an – oder die Stecker verrutschen bei jedem Knopfdruck.
Praktisch ist es, wenn man weder Taste noch Touchbedienung benötigt, weil ein Sensor bestimmte Handlungen automatisch erkennt und entsprechend reagiert, zum Beispiel die Musik abspielt oder stoppt, sobald ein Ohrstecker eingesetzt oder herausgenommen wird.
Fazit: Was darf ein guter True-Kopfhörer kosten
Die getesteten Modelle der meisten Hersteller kosten etwa 130 Euro. Auch wenn es am Markt inzwischen auch deutlich günstigere True-Wireless-Kopfhörer gibt, halten wir den Preis für angemessen – sofern die Qualität stimmt. Dass guter Klang keine Frage des Preises ist, beweisen zum Beispiel die Melomania 1 . Und was das Handling betrifft, bekommt man kaum ein besseres Headset als die Airpods – für die man allerdings ab 170 Euro bezahlen muss. Ob In-Ears tatsächlich 300 Euro wert sind, hängt sehr davon ab, wie viel – und in welcher Qualität – man Musik hört. Es gilt zu bedenken, dass Akkus nicht ewig die volle Leistungskapazität behalten und bei den meisten Kopfhörern, wenn überhaupt, nur schwer auszutauschen sind. True-Wireless-Kopfhörer sind selbst bei guter Pflege nicht für die Ewigkeit gemacht.
Wie immer lohnt es sich, vor einen Kauf den Preisvergleich zu konsultieren. Wie bei fast allen elektronischen Produkten sinkt der Preis, je länger ein Headset auf dem Markt ist. Auch der Blick auf Auslaufmodelle lohnt sich: Sobald es für ein Headset einen Nachfolger gibt, beginnt der Ausverkauf mit Schnäppchengarantie. Oft handelt es sich bei den Updates um Features, die nicht für jeden Nutzer interessant sind, zum Beispiel die Integration eines Sprachassistenten. Und nur weil das neue Gerät ein neues Design oder neue Funktionen hat, ist der Vorgänger nicht schlecht.