Der Naturschutzbund Bayern (kurz Nabu) ermuntert dazu, neue Nistkästen in Gärten anzubringen und im Winter Futterhäuser für Vögel aufzustellen. Auch Igeln kann man laut Nabu gerne eine Behausung zur Verfügung stellen. Neben zahlreichen allgemeinen Informationen bietet die Website auch konkrete Bauanleitungen. Eine gute Gelegenheit, einen Nistkasten, eine Futterstelle oder ein Igelhaus mit einer Kamera auszustatten. So kann man zum Schutz der heimischen Tiere beitragen und gleichzeitig interessante Einblicke in die Natur erhalten. Wir zeigen verschiedene Ansätze und erklären deren Vor- und Nachteile.
Dass es sich bei mit Kamera ausgestatteten Nistkästen um mehr als nur eine fixe Nerd-Idee handelt, bestätigt uns Sonja Dörfel, die Pressereferentin vom Landesbund für Vogelschutz (LBV):
„Kameras in Nistkästen ermöglichen uns einmalige Einblicke in das ansonsten eher geheime Vogelleben während Brut und Aufzucht der Jungen. Dabei können wir viel Neues über die verschiedenen Vogelarten lernen, zum Beispiel konnte mit unserer Webcam an einem Wanderfalken-Nistkasten eine Paarung gefilmt werden – eine sehr seltene Aufnahme. Auch die zahlreichen anderen Nistkästen-Webcams des LBV, wie die von Meise, Star und Waldkauz, erfreuen sich großer Beliebtheit und werden täglich von zahlreichen Menschen genutzt. Die Technik ermöglicht uns neue Einblicke in die Welt der Vögel und begeistert viele Menschen für die Natur, die zuvor oft noch keine Berührungspunkte mit dem Schutz von Vögeln und anderen Arten hatten.“
Für die Tiere ist die Kamera keine Beeinträchtigung: „Wenn der Nistkasten groß genug ist und den Tieren ausreichend Platz lässt, stören sich die Vögel nicht an den Kameras und verhalten sich ganz normal.“
Nistkasten
Einfache Nistkästen für Singvögel sind bereits für etwa 15 Euro erhältlich. Solche Modelle sind allerdings nur bedingt für die Ausstattung mit einer WLAN-Kamera geeignet. Das Problem ist die Höhe der Kästen. Diese muss ausreichen, um die Kamera über dem eigentlichen Nistraum zu platzieren, ohne diesen einzuschränken. Zwar wäre es möglich ein Loch ins Dach zu sägen, die Kamera wäre dann aber vollkommen ungeschützt und die Technik würde sich beim ersten Regenschauer verabschieden. Eine Bastellösung zum Schutz der Kamera sieht nicht nur unschön aus, sondern ist außerdem ähnlich aufwendig wie der komplette Neubau des Kastens. Für eine optimale Umsetzung bleibt deshalb nur der Selbstbau oder der Kauf spezieller Nistkästen mit Kameravorbereitung. Diese sind allerdings nur von wenigen Herstellern verfügbar und verhältnismäßig teuer.
Für unseren Ratgeber hat uns Hersteller Oertl ein interessantes Fertigmodell zur Verfügung gestellt. Der Kasten mit dem Namen Varika Cam ist für die Integration einer Kamera ausgelegt und verfügt über eine bequem in der Größe verstellbare Fluglochöffnung für verschiedene Vogelarten. Das Ungewöhnlichste an dem Nistkasten ist das verwendete Material. Der Kasten kommt zu 100 Prozent aus dem 3D-Drucker und besteht aus einem Holz-Biokunststoff-Verbund mit Kammern zur besseren Isolierung. Der Hersteller verspricht eine hohe Witterungsbeständigkeit und eine lange Lebensdauer. Den Nistkasten gibt es sowohl einzeln als auch im Set mit Kamera. Laut der Erfahrungen einiger Leser, scheint das Material in der Praxis aber nicht bei allen Vögeln gut anzukommen und so bleibt die Variante aus Holz empfehlenswerter. Diese haben wir etwa unter dem Namen Bechstein 2 für 230 Euro auf Amazon gefunden.
Zusätzlich hat uns Oertl eine WLAN-Kamera für einen eigenen Nistkasten zur Verfügung gestellt. Solche speziellen Nistkastenkameras haben letztlich keinen Lautsprecher an Bord und einen für den Zweck voreingestellten Schärfebereich. Anregungen und Baupläne für Nistkästen gibt es beispielsweise beim Landesbund für Vogelschutz. Auf der Homepage sind zudem weitere Tipps und Tricks rund um das Thema zu finden.
Der Selbstbau aus Holz ist ein schönes Selbstbauprojekt für Eltern und Kinder. Der Arbeitsaufwand ist überschaubar und an einem Nachmittag erledigt. Mit Materialkosten von etwa 20 bis 30 Euro ist diese Variante zwar teurer als fertige Kästen, dafür aber auch individueller und besser geeignet. Das benötigte Werkzeug sollte in vielen heimischen Werkstätten bereits vorhanden sein. Bei uns kamen Lochsäge, Handsäge, Schleifpapier und Akkuschrauber zum Einsatz. Zusätzlich werden Holz, Schrauben und Holzleim benötigt. Da wir für unser DIY-Projekt eine Stromversorgung per Solar-Powerbank planen, haben wir den Technikteil des Kastens mit Acrylglas statt mit Holz abgedeckt.
Hier ein paar grundlegende Ratschläge zur korrekten Anbringung eines Nistkastens:
- Nicht in Richtung der Wetterseite aufhängen – in die Einflugöffnung sollten kein Regen und Wind eindringen. Allerdings sollte der Standort nicht in der knalligen Sonne liegen. Der Naturschutzbund rät zur Anbringung Richtung Südosten.
- Die Einflugschneise zur Öffnung sollte frei sein.
- Die ideale Höhe für Nistkästen heimischer Singvögel liegt zwischen 150 bis etwa 350 Zentimetern. Größere Tiere hausen gerne etwas weiter oben und bevorzugen Höhen zwischen vier und sechs Metern.
- Der Standort ist idealerweise gegen Katzen- und Marder geschützt.
- Bei größeren Bäumen hängt der Nistkasten idealerweise an einem mitteldicken Ast. Zu dünn sollten die Äste aber nicht sein, da die Vögel keine ständigen Windbewegungen mögen.
- Zur Befestigung dienen entweder für die Bäume unschädliche Aluminiumnägel oder eine ummantelte Drahtschlinge.
- Damit es zu keinen Nachbarschaftsstreitigkeiten kommt, sollen die Nistkästen mindestens zehn Meter weit auseinander hängen.
Weitere und sehr detailliertere Anleitungen finden sich auf der Seite des Bundes für Umwelt und Naturschutz.
Futterhaus
Futterhäuser für heimische Vögel gibt es in Baumarkt und online ab etwa 20 Euro. Wer plant, die Futterstelle per Kamera zu überwachen, sollte beim Kauf einige Dinge beachten. So sollte man sich im Vorfeld Gedanken zur Integration oder Montage der Kamera machen. Viele einfache und kleine Futterhäuser sind schon aufgrund der Größe ungeeignet. Handelt es sich um ein hängendes Futterhaus, sollte man zudem mit Gegengewichten arbeiten, damit das Häuschen trotz Kameragewicht gerade hängt. Je nach Sichtwinkel der Kamera, kann auch eine Platzierung gegenüber dem Futterhaus ausreichen, um vernünftige Bilder zu bekommen.
Die beste Sicht hätte man, wenn sich die Kamera im Inneren im Futtertang befindet. Dann muss man aber entweder selbst zur Säge greifen oder zu teuren Fertiglösungen greifen. Folgende Futterhäuser mit integrierter WLAN-Kamera haben wir auf Amazon gefunden:
- Technaxx Full HD Birdcam TX165 für 119 Euro
- Netvue Vogelfutterspender mit WLAN-Kamera für 239 Euro
- Netvue Vogelfutterspender mit WLAN-Kamera und Solarpanel für 249 Euro
Die beiden Modelle von Netvue sind zwar besonders hochpreisig, dafür wirbt der Hersteller mit einer AI-Erkennung der Vogelarten. Das ist zwar für Statistiken etc. wichtig, für die Nutzung im Garten halten wir die Funktion aber für zu teuer.
Wir haben es uns dieses Jahr einfach gemacht und unser existierendes Futterhaus mit der Outdoorkamera von Blink ausgestattet. Diese wird zwar per Batterie mit Strom versorgt, da die Laufzeit aber fast ein Jahr beträgt und zudem die Nachrüstung mit einem Solarpanel möglich wäre, haben wir uns dieses Mal zur Alexa-kompatiblen Markenlösung entschieden und diese mit einer Leiste am Dach befestigt.
Die Einrichtung der Kamera ist deutlich bequemer als bei günstigen No-Name-Geräten. Zudem ist die Anzeige nicht nur per App, sondern auch etwa mit dem Echo Show möglich. Der Schärfebereich der Blink-Outdoor ist für den Zweck übrigens ab Werk auch für Nahaufnahmen geeignet – hier muss der Fokus nicht nachjustiert werden.
Igelhaus
Wer kein Interesse an fliegenden Gartenbewohnern hat, der kann seine Kamera natürlich auch in jede andere Tierbehausung integrieren. Wer etwa Igeln eine gemütliche Behausung für die kalten Wintermonate zur Verfügung stellen will, bekommt bei Nabu eine passende Anleitung zum Selberbauen.
Sogar hier gibt es fertige Lösungen. Allerdings ist etwa beim Green Feather Deluxe Igelhaus für 126 Euro lediglich eine einfache Kamera mit langem AV-Kabel im Lieferumfang enthalten. Sowohl das Verlegen des Kabels als auch die Bildqualität wirken auf uns eher abschreckend, weshalb wir auch hier eine Selbstbaulösung mit kabelloser Kamera vorziehen würden.
Kamera
Die technische Ausstattung der Kamera-Nistkästen ist schnell erklärt. Letztlich sind nur eine Stromversorgung und eine WLAN-Kamera mit Nachtsichtfunktion nötig – diese muss allerdings gegen Feuchtigkeit geschützt werden. Am bequemsten ist die Nutzung einer günstigen Kamera mit 5-Volt-Stromversorgung per USB. Diese hängt entweder an einem Netzteil oder direkt an einer Powerbank (Themenwelt). Noch bequemer sind kabellose Lösungen. Überwachungskameras mit Akku und Solarpanel sind im Laufe dieses Jahr allerdings spürbar teurer geworden. Zahlte man Anfang des Jahres noch Preise von unter 50 Euro kosten günstige Modelle inzwischen etwa 70 Euro. Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz von Outdoor-Überwachungskameras mit Akku oder Batterie. Die von uns genutzte Blink-Outdoor-Kamera hält mit einer Batterieladung knapp ein Jahr lang durch.
Allerdings eignen sich nicht alle Kameras für das Vorhaben. Grundvoraussetzung für eine gelungene Umsetzung: Die WLAN-Kamera muss einen geeigneten Fokus haben, um den Nahbereich scharf darstellen zu können. Der normalerweise übliche Schärfebereich liegt weiter weg, als die benötigten 15 bis 20 cm. Bei vielen günstigen Kameras klappt das Ändern durch Hinein- oder Herausschrauben der Kameralinse. Bei einigen Kameras muss vorher allerdings Sicherungslack entfernt werden. Das kann aufwändiger sein, klappt aber meist ebenfalls problemlos. Bei einigen Kameras wie der Blink-Outdoor-Kamera passt der Schärfebereich bereits im Auslieferzustand.
Die Kamera sollte bei Verwendung in Nistkasten oder Igelhaus über einen IR-Nachtsichtmodus verfügen. Die meisten Kameras speichern Videos auf einer Speicherkarte und versenden bei Bewegungserkennung eine Benachrichtigung auf das Smartphone. Wichtig ist, dass die Kameras eine Livebild-Funktion haben. Unterstützt das Modell außerdem Amazon Alexa, kann man sich das Video auch auf Echo Show und ähnlichen Devices ansehen.
Die von uns genutzte S6-Kamera ist so oder fast identisch unter zig anderen Bezeichnungen und Firmierungen erhältlich. So scheint etwa die Yi Home Camera (Testbericht) nahezu identisch zu sein. Die WLAN-Kamera von Hama sieht der S6 ebenfalls zum Verwechseln ähnlich. Die Preise liegen, je nach Anbieter, zwischen 30 und 70 Euro. Die Nutzung einer 20-Euro-Indoor-Kamera klappt ebenfalls prima. Hier war das Fokussieren zwar etwas aufwändiger, aber der Lautsprecher ist mit nur einem Handgriff abgesteckt. Am einfachsten war die Installation und Einrichtung der externen Blink-Outdoor-Kamera am Futterhaus.
Zubehör
Zur Stromversorgung eignen sich mit der Kamera verbundene USB-Netzteile oder Powerbanks, mit oder ohne Solarmodul. Bei der Nutzung einer USB-Verlängerung oder einer Powerbank wird zusätzlich eine wasserdichte Box benötigt, um die Schnittstellen gegen Feuchtigkeit zu schützen. Dafür hat uns Anbieter Oertl zusätzlich zur Kamera eine Kunststoffschachtel mit dem Namen Dribox zur Verfügung gestellt. Soll das USB-Kabel der Kamera zu einem Netzteil verlängert werden, sind aktive Verlängerungskabel gefragt. Diese ermöglichen Distanzen von bis zu 20 Metern.
Praxistest
Unser erster selbstgebauter Nistkasten hängt in einem Garten auf etwa 160 Zentimeter Höhe. Knapp eine Woche nach der Installation sind die ersten Meisen eingezogen. Zuerst waren sie emsig mit dem Nestbau beschäftigt und flogen den Kasten im Minutentakt mit neuem Nistmaterial an.
Nach etwas über einer Woche hatten es die Meisen geschafft und der Nistkasten war fertig eingerichtet. Inmitten von Gräsern, Moos und dünnen Zweigen ist ein kreisrundes Nest entstanden. Als wir das nächste Mal nach den Vögeln sehen, liegen bereits fünf Eier im Nistkasten. In den teils recht kühlen Nächten hält ein Elterntier den Nachwuchs auf Temperatur.
Knapp zwei Wochen später sind aus den Eiern fünf kleine Jungtiere geschlüpft. Diese sehen zwar noch etwas schwach und gerupft aus, die Eltern tun aber alles, um sie aufzupeppen. Von nun an werden die Tiere alle paar Minuten von den Eltern mit Futter versorgt. An dieser Stelle ein kleiner Hinweis: Wie wir aus einigen Beiträgen im Internet erfahren, sollten die Tiere dabei kein fettiges Winterfutter wie Meisen-Knödel oder Erdnuss-Stückchen bekommen. Dieses Futter ist für die heranwachsenden Vögel nur schwer oder im schlimmsten Falle gar nicht verdaubar. Wer neben dem Nistkasten noch ein Futterhaus für Vögel im Garten hat, sollte dies bedenken und das Nahrungsangebot dementsprechend anpassen.
Screenshots der Nistkasten-Kamera
Screenshots der Nistkasten-Kamera
Wenige Tage später sieht der Nachwuchs schon deutlich kräftiger und gesünder aus. In den Nächten wärmt eines der Elterntiere die jungen Meisen. Sobald ein Elterntier zum Nistkasten zurückkehrt, reißen die kleinen Vögel ihre Schnäbel auf und drängen sich um das neue Futter. Hier gilt klar das Gesetz des Stärkeren. Beim Beobachten fällt auf, dass sich drei der fünf Jungvögel besonders gut durchsetzen können. Beim Kampf ums Futter gehen die zwei schwächsten Vögel immer häufiger leer aus.
Nur zweieinhalb Wochen später wirkt der Nistkasten plötzlich sehr verlassen. Ein Blick durch die Kamera bringt Gewissheit. Die Meisen-Familie ist schon wieder ausgeflogen. Die kleinen Meisen werden nach nur 14 bis 23 Tagen flügge und verlassen den Brutkasten zusammen mit den Elterntieren. Zurück bleiben die zwei kleinsten Meisen. Diese haben es leider nicht geschafft und so liegen zwei kleine verendete Mini-Meisen im verlassenen Nistkasten. Das ist zwar schade, gehört aber zum Kreislauf der Natur. Drei gesunde Meisen hat der Nistkasten immerhin hervorgebracht. Und die Brutzeit der Meisen dauert noch bis in den August hinein. In dieser Zeit werden die Vögel noch ein- bis zweimal für Nachwuchs sorgen. Die nächsten Bewohner haben schon wenige Tage nach dem Ausmisten mit dem Einzug begonnen und das Spiel begann von vorn.
Noch ein Hinweis zur verwendeten Technik: Dank einiger Leserbriefe haben wir erfahren, dass die von uns genutzte Hikam beim Aktivieren der IR-Beleuchtung bei manchen Kameras ein deutlich hörbares Geräusch verursacht. Wer seine Kamera dauerhaft mit Strom versorgt, sollte die Belichtung manuell auf nur Tagessicht oder nur Nachtsicht umschalten, um das laute Umschalten zu verhindern und die Vögel nicht zu stören. Bei Kameras ohne dauerhaften Stromanschluss hilft das wenig, da etwa die günstige Hikam die Einstellungen beim Abkoppeln des Stroms verliert. Wer die Webcam nur bei Bedarf mit Strom versorgt, kann das IR-Modul alternativ komplett deaktivieren. Dazu wird die Kamera aufgeschraubt und der Stromstecker des Moduls ausgesteckt.
Empfehlungen
Mittlerweile haben wir eine Handvoll Kameranistkästen für den eigenen Garten und den Freundeskreis gebaut und dabei praktische Erfahrungen gesammelt. Da die verschiedenen Kästen mit unterschiedlicher Hardware ausgestattet sind, zeigen wir nun unsere Erkenntnisse und geben konkrete Empfehlungen.
Bei den Nistkästen empfehlen wir grundsätzlich den Selbstbau der Behausung aus Holz statt etwa aus 3D gedrucktem Kunststoff. Hier sind individuelle Gestaltungsmöglichkeiten und natürliche Materialien gegeben und auch die Unterbringung der technischen Komponenten ist problemlos möglich. Echtholz sieht am besten aus, kann in Zweifel aber deutlich teuer als etwa eine Variante aus Sperrholz sein. Aus unserer Sicht lohnt sich das Investment.
Unser erster Kasten ist inzwischen seit mehreren Jahren Wind und Wetter ausgesetzt und sieht trotzdem noch ordentlich aus. Die Kamera im Inneren hat bis zuletzt funktioniert. Dann fiel allerdings das USB-Kabel zur Stromversorgung via Powerbank unserem Rasenmäher zum Opfer. Unser Solarmodul hatten wir zwischenzeitlich für ein anderes Projekt zweckentfremdet. Im Nachhinein ist die kabellose Lösung aber nachweislich praxistauglicher – was natürlich auch von der Lage des Kastens abhängt. Unsere Kamera wird jetzt durch eine leicht modifizierte, solarbetriebene Überwachungskamera mit internem Akku für 40 Euro ersetzt. Für die Nutzung im Nistkasten haben wir die Kamera aufgeschraubt und den internen Lautsprecher abgesteckt, um jegliche Signaltöne der Kamera zu unterbinden. Der Fokusbereich wurde ebenfalls angepasst. Das ist bei unserer Kamera aber deutlich aufwändiger als bei billigen IP-Kameras, da man erst viele Schrauben lösen muss, bis man an das eigentliche Objektiv herankommt.
Das Platzangebot in den meisten günstigen Kauf-Nistkästen ist leider zu gering und so bleibt dann nur das Aufsetzen der Kameraeinheit. In der Regel funktioniert das zwar, sieht je nach Aufwand aber nur mäßig gut aus. Im einfachsten Fall wird eine Öffnung in den Deckel des Nistkastens gesägt, die Kamera darüber platziert und das Ganze mit einer wasserdichten Box verklebt.
Wer die Kamera unbedingt direkt in den Kasten integrieren möchte, sollte beim Kauf unbedingt die Abmessungen von Vogelhaus und Kamera beachten. Outdoor-Überwachungskameras sind dann in der Regel deutlich zu groß. Besser funktionieren kompakte WLAN-Kameras für den Indoorbetrieb. Gute Erfahrungen haben wir etwa mit einer günstigen und flachen WLAN-Kamera von Amazon gemacht. Neben Full-HD-Auflösung bietet die Kamera einen Nachtsichtmodus, internen Speicher via Speicherkarte und einen Bewegungsmelder für rund 20 Euro. Außerdem ist die Kamera zu Alexa kompatibel und so funktioniert die Vogelhausbeobachtung auch bequem via Amazon Echo Show.
Bilderstrecke - Nistkasten Erfahrungen
Unsere Kamera-Nistkästen.
Besonders einfach, schnell und günstig ist die Kombination aus aufgesetzter Solar-Überwachungskamera mit Akku für rund 40 Euro und einem fertigen Nistkasten aus dem Baumarkt oder Onlineshop. Bei Amazon gibt es günstige Nistkästen ab 10 Euro. Als Umbauung für die Technik eignen sich etwa Kunststoffbehälter oder Lebensmittelboxen. Lautsprecher in der Kamera sollte man generell abstecken – das Anpassen des Fokus ist ebenfalls ratsam, aber im Zweifel aufwändig. In der Praxis hält unsere Billig-Überwachungskamera nun seit mehreren Wochen mit wenig Sonnenschein durch und der Akku ist zu Sonnenuntergang immer zuverlässig geladen. Bei den Überwachungskameras sollte man genau die Produktbeschreibung studieren. Einige Modelle erlauben kein Livebild! Sie registrieren zwar Bewegungen und zeichnen diese auf, eine Beobachtung in Echtzeit ist dann aber nicht möglich. Die verlinkte Kamera erlaubt das Livebild und die Aufzeichnung per Bewegungssensor.
Flexibler ist das modulare System mit kleiner, nachtsichttauglicher WLAN-Kamera für 10 bis 20 Euro, Pass-Trough-Powerbank ab 20 Euro und USB-Solarpaneel für etwa 15 Euro. Da solche Kameras in der Regel für den Indoorbetrieb gedacht sind, bleibt hier aber die Gefahr, dass die Technik den Geist aufgibt. Auch die Powerbank muss unbedingt ordentlich und wasserdicht verpackt sein. Wer will, kann alternativ eine Solar-Powerbank für etwa 35 bis 50 Euro benutzen. Zu viel sollte man sich von den meist kleinen Panels aber nicht erwarten.
Am einfachsten ist die Nachrüstung von Futterhäusern. Hier kann die Kamera auch außen am Futterhaus oder in direkter Umgebung befestigt werden, was die Installation deutlich vereinfacht.
Fazit
Ein Nistkasten mit integrierter Kamera ist ein schönes Garten- und Bastelprojekt mit echtem Mehrwert. Zum einen schafft er dringend benötigte Brutmöglichkeiten für heimische Vogelarten, zum anderen liefert er interessante Einblicke in deren Tagesabläufe und Verhaltensweisen.
Am einfachsten, allerdings am teuersten, ist der Kauf eines fertigen Systems. Deutlich günstiger und häufig besser ist die Selbstbauvariante mit einer günstigen Solar-Überwachungskamera ab 40 Euro. Die alternative Kombination aus Solarmodul, Pass-Trough-Powerbank und WLAN-Kamera ist flexibler, aber teurer. Fertige Nistkästen gibt es ab 10 Euro. Besser und schöner sind speziell für den Zweck konzipierte DIY-Nistkästen aus der eigenen Werkstatt.
Erfahrungsgemäß sind die Vögel froh um jede Nistgelegenheit. Material, Aufbau und Größe des Nistkastens spielen dabei nur eine untergeordnete Rolle. Unser mit dem Lasercutter ausgeschnittener Kasten scheint ersten interessierten Vögel noch mit seinem Geruch von verbranntem Holz zu irritieren. Wir hoffen, dass sich das mit der Zeit legt und wir im Frühjahr in allen Kästen neue Bewohner begrüßen können.