Für einen Perspektivenwechsel sind Video-Drohnen nicht nur für Profis interessant. Die Auswahl an vermeidlich geeigneten Fluggeräten ist groß, doch nur wenige Modelle sind tatsächlich für brauchbare Aufnahmen zu empfehlen. Grundsätzlich muss man sich zudem bei allen Flügen außerhalb geschlossener Räume an die Drohnenverordnung halten und eine Modellflugversicherung abschließen. Gewicht und Größe der Drohne sind dabei unerheblich.
Damit sich die Drohnen tatsächlich für Foto- und Videoaufnahmen eignen, müssen sie folgende Kriterien erfüllen:
Handling : Um tatsächlich empfehlenswert zu sein, muss sich die Drohne einfach und vor allem zuverlässig steuern lassen. Die App für die Einstellungen und die Livebild-Ansicht sollte verständlich aufgebaut sein.
GPS : Ohne die Positionsbestimmung sind Multicopter nicht in der Lage, selbstständig die Position zu halten oder gar autonom zum Startpunkt zurückzukehren. Modelle ohne GPS sind für Fotos und Videos somit nur in Ausnahmefällen geeignet.
Kamera : Eine Kamera mit ausreichender Auflösung, gutem Dynamikumfang und ordentlicher Schärfe ist für die Bildqualität essenziell.
Gimbal : Für ruhige und unverwackelte Aufnahmen, muss die Kamera stabilisiert sein. Die besten Ergebnisse liefert ein Gimbal, welches die Bewegungen des Multicopters in Echtzeit ausgleicht. Video- und Foto-Drohnen ohne diesem Feature sind letztlich nur Spielzeug.
Akkulaufzeit : Um sich in Ruhe auf seine Aufnahmen konzentrieren zu können, muss die Akkulaufzeit lang genug sein. Flugzeiten von unter 20 Minuten sind in der Praxis oftmals zu wenig.
Testsieger: Einsteiger-Drohne
Wer bisher noch nie mit einem Multicopter geflogen ist, möchte üblicherweise kein Vermögen ausgeben, um in das Thema einzusteigen. Zwar gibt es einige sehr günstige Modelle, die mit hoher Auflösung und tollen Flugeigenschaften werben, die Erfahrung zeigt aber, dass dies reine Augenwischerei ist. Wenn man bedenkt, was alleine eine vernünftige Kamera kostet, kann eine gute Video- und Foto-Drohnen nicht unter 200 Euro kosten. Selbst die Auswahl im Bereich unter 500 Euro ist nicht besonders groß.
Im Bereich Einsteiger-Drohnen ist unserer Testsieger die DJI Mavic Mini (Testbericht) für derzeit knapp 380 Euro. Neben den oben genannten Kriterien sind hier beispielsweise auch die sogenannten No-Fly-Zones integriert. Diese sorgen dafür, dass sich die nur 249 g leichte Drohne beispielsweise nicht in der Nähe von Flughäfen, Gefängnissen oder sonstigen Sperrzonen starten lässt. Ein praktisches Hilfsmittel, welches Anfänger davor bewahrt, eklatante Rechtsverstöße zu begehen.
Pro:
- sehr günstig
- gute Flugeigenschaften und gute Bildqualität
- lange Flugzeit
Contra:
- wenig automatische Aufnahmemodi
- keine Hinderniserkennung
- kein RAW und kein 4K
Testsieger: Drohne für Videos
Um eine bestmögliche Videoqualität zu erreichen, ist neben Auflösung und Stabilisierung besonders ein optischer Zoom von Vorteil. Selbst weiter entfernte Motive landen so ausreichend aufgelöst auf der Speicherkarte.
Unser Testsieger im Bereich Video-Drohne ist die DJI Mavic 2 Zoom (Testbericht) für derzeit knapp über 1000 Euro. Sie verfügt über einen zweifachen optischen Zoom und ermöglicht Brennweiten zwischen 24 und 48 mm. Wer statt in 4K nur in 1080p aufzeichnet, kann ohne nachträgliche Bearbeitung per Software gar auf eine annähernd verlustfreie vierfache Vergrößerung zurückgreifen.
Pro:
- exzellente Flugeigenschaften
- viele automatische Flugmodi
- hohe Bildqualität inklusive Zoom
Contra:
- hoher Preis
- kleiner Bildsensor
Testsieger: Drohne für Fotos
Für wirklich gute Fotos ist ein großer Bildsensor mit hohem Dynamikumfang wichtig. Das Problem ist auch von Actioncams bekannt: kleine Sensoren sind zwar oft für Videos ausreichend, für Fotos ist der beispielsweise in der Mavic 2 Zoom genutzte 1/2,3-Zoll-CMOS-Sensor einfach zu wenig.
Unser Testsieger im Bereich Drohnen für Fotos ist deshalb die DJI Mavic 2 Pro (Testbericht) mit 1-Zoll-Sensor und flexibler Blende von f/2,8 bis f/11,0. Die native Auflösung der Bilder liegt bei satten 20 Megapixel. Zwar werden andere Modelle mit bis zu 48 Megapixel beworben, diese sind allerdings interpoliert und deren tatsächliche Auflösung beträgt in der Realität lediglich 12 Megapixel. Da bei Interpolation im Prinzip Software das Aussehen fehlende Pixel zu erraten versucht, sinkt dabei die Bildqualität. Entsprechend raten wir von Kameras mit dieser Technik ab.
Pro:
- großer Bildsensor und variable Blende
- exzellente Flugeigenschaften
- viele automatische Flugmodi
Contra:
- hoher Preis
- kein Zoom
Testsieger: Drohne mit Wärmebild-Kamera
Selbst Drohen mit Wärmebild-Kameras sind inzwischen so erschwinglich, dass sie für Privatanwender und kleine Betriebe interessant sind. Die Thermal-Kameras helfen beim Aufspüren von Wärmebrücken, vermissten Personen oder beispielsweise Tieren.
Unser Testsieger in diesem Nischensegment ist die Parrot Anafi Thermal (Testbericht) . Der einzige Testsieger, der nicht von Marktführer DJI kommt, überzeugt mit einem guten Gesamtpaket zum Preis von derzeit knapp über 2000 Euro. Alle anderen Drohnen mit Wärmebild-Kamera sind deutlich teurer. Wer möchte, bekommt die Anafi des französischen Herstellers auch mit einer normalen Kamera.
Pro:
- Thermal- und 4K-Kamera
- gute Flugeigenschaften
- wenig Fluglärm
Contra:
- keine Hinderniserkennung
- kein Zoom
Testsieger: Drohne mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis
Wem ddie Relation zwischen gebotener Technik und aufgerufenem Preis besonders wichtig ist, der sollte einen Blick auf die DJI Mavic Air 2 (Testbericht) werfen, die derzeit für knapp 850 Euro erhältlich ist.Sie bietet in unseren Augen aktuell das beste Preis-Leistungs-Verhältnis.
Die Air 2 überzeugt mit einer sehr guten Bildqualität in maximal 4K bei 60 fps, großartigen Flugeigenschaften, einer Hinderniserkennung und der Funktion Active Track 3.0. Hierbei handelt es sich um eine automatische Trackingfunktion, die es erlaubt, Objekte automatisiert durch die Drohne verfolgen zu lassen. Auch verschiedene andere halbautomatische Flugmodi stehen dem Piloten zur Verfügung.
Im Vergleich zur Mavic-2-Serie hat der Hersteller DJI die Einstellungsmöglichkeiten allerdings begrenzt, auch Zoom oder einstellbare Blende sind nicht vorhanden. Trotzdem halten wir die Air 2 für die perfekte Drohne für ambitionierte Drohnenpiloten mit Preisbewusstsein.
Pro:
- sehr gute Flugeigenschaften
- hohe Foto- und Videoqualität
- schlaue Sensorik
Contra
- kein Zoom
- weniger Einstellungsmöglichkeiten als bei der Mavic-2-Serie
Drohnen & Recht
- Bei Flügen außerhalb von geschlossenen Räumen muss der Pilot über eine Modellflugversicherung verfügen – dies gilt auch für die kleinsten Flugmodelle, da es keinerlei Gewichtsbeschränkungen gibt.
- Ab einem Abfluggewicht von über 250 g muss eine Plakette mit Namen und Adresse des Eigentümers angebracht werden – auch auf Modellfluggeländen. Dies betrifft alle im Artikel genannten Drohnen, mit Ausnahme der DJI Mavic Mini.
- Ein Kenntnisnachweis ist ab einem Abfluggewicht von über 2 kg notwendig. Die Testsieger-Drohnen liegen alle darunter.
- Die Drohnen dürfen generell nur in Sichtweite und bis zu einer Höhe von 100 m geflogen werden. Diese etwas schwammige Umschreibung gilt auch für die hier genannten Drohnen – trotz Livebild auf Smartphone oder Datenbrille. Somit fliegen alle aufgezählten Modelle deutlich weiter, als in Deutschland erlaubt.
- Über Menschenansammlungen, Naturschutzgebieten, Wohngrundstücken, Industrieanlagen, Flugplätzen, größeren Straßen und Wasserstraßen gilt ein generelles Flugverbot. Wer hier fliegen will, braucht eine Sondergenehmigung. Die sogenannten No-Fly-Zones sind bei den Drohnen des Herstellers DJI großteils in einer Datenbank gespeichert. Ohne Weiteres sind Flüge hier nicht möglich.
Mehr Informationen dazu finden sich in der noch bis Ende 2020 gültigen Drohnenverordnung auf der Seite des BMVI .
Fazit
Wer sich eine Drohne für Luftaufnahmen anschafft, sollte sich gut überlegen, was der Multicopter tatsächlich leisten muss. Für eine private Nutzung reicht meist schon die günstige Mavic Mini aus. Wer gehobene Ansprüche an die Bildqualität hat, sollte allerdings mehr investieren und zur Mavic Air 2 greifen.
Grundsätzlich sollten Nutzer sich im Vorhinein mit der Drohnenverordnung auseinandersetzen. Bei konkreten Fragen helfen zahlreiche Foren und Gruppen in den sozialen Netzwerken. Eine Modellbauversicherung ist zwingend notwendig. Die Kosten sind mit etwa 40 Euro pro Jahr überschaubar. Soll die Drohne auch im Urlaub zum Einsatz kommen, ist es ratsam, sich über die örtlichen Vorschriften zu informieren.