Während wir uns in anderen Ratgebern bereits mit Auto-Gadgets für Sommer und Urlaub, Unterwasser-Actioncams, Kamera-Zubehör für den Strand, besserem WLAN-Empfang im Garten und den abgefahrensten Sommer-Gadgets: Von praktisch über kurios bis hin zu lebensgefährlich beschäftigt haben, zeigen wir in diesem Artikel, worauf es beim Filmen und Fotografieren unter Wasser ankommt. Denn unter der Wasseroberfläche gelten andere Regeln – das lernen Taucher im ersten Kurs. Aber nicht nur der Atemapparat des Menschen funktioniert anders, auch Kameras sind anderen Bedingungen ausgesetzt.
Unter Wasser
Das Equipment muss wasserdicht und auf die veränderten Eigenschaften von Licht und Farben vorbereitet sein. So sollte man beispielsweise wissen, dass Wasser wie ein Filter für Farben wirkt: Je tiefer man taucht, desto mehr verlieren die Farben an Wirkung. Bereits ab einer Tiefe von 5 Meter gehen die Rottöne merklich verloren, ab circa 15 Meter verschwindet Orange. Und schon sehen Nemo & Co. nicht mehr bunt und niedlich, sondern langweilig aus.
Wer tiefer als 30 Meter taucht, bekommt auch keine Gelbtöne mehr zu sehen, Grün verliert ab etwa 50 Meter seine Wirkung. Wer Korallen und Fische in voller Farbpracht abbilden möchte, muss an der Wasseroberfläche bleiben – oder mit einem Rotfilter gegensteuern. Ab 10 Meter Wassertiefe ist es grundsätzlich sinnvoll, eine zusätzliche Beleuchtung wie einen Blitz oder eine Lampe zu nutzen.
Wasserdicht heißt übrigens nicht, dass ein Gerät auch für Unterwasseraufnahmen geeignet sein muss. Zwar sind viele aktuelle Smartphones nach IP67 oder IP68 wasserdicht, dies gilt allerdings nicht für Salzwasser oder unter den erhöhten Druckbedingungen beim Tauchen. Wer im Meer fotografieren möchte, sollte sein Smartphone entweder an Land lassen oder auf ein spezielles Tauch-Case zurückgreifen. Dank integrierter Taster ist damit auch eine ausreichende Bedienung möglich. Brauchbare Modelle sind für einige Smartphones erhältlich und versprechen eine Dichtigkeit bis zu 50 Meter Wassertiefe. Darauf verlassen würden wir uns allerdings nicht. Wer nicht nur ein paar Schnappschüsse an der Oberfläche knipsen will, sollte sich besser eine extra Kamera für scharfe Bilder anschaffen. Das Risiko eines Wasserschadens bei einem 800 bis 1200 Euro teuren Smartphones erscheint uns zu hoch.
Einige Kameras wie die Gopro Hero 7 black (Testbericht) oder die DJI Osmo Action (Testbericht) sind zwar ohne zusätzliches Gehäuse wasserdicht, die Garantie der Hersteller deckt aber Wasserschäden nicht ab. Das gilt auch für den größten Teil der verfügbaren Unterwassergehäuse für Kompaktkameras, Smartphones oder Camcorder. Der Grund ist einfach nachvollziehbar: Um das Gerät wirklich hermetisch zu verschließen, kommen Dichtungen zum Einsatz. Sind diese O-Ringe verschmutzt oder beschädigt, halten sie nicht dicht – und dafür ist ausschließlich der Anwender verantwortlich.
Im Zweifel reicht ein im Dichtungsring eingeklemmter Fussel aus, um Wasser eindringen zu lassen – wir haben dies selbst erlebt. Gopro und andere Hersteller weisen im Kleingedruckten darauf hin und geben Tipps, wie Kamera und Gehäuse gepflegt werden müssen, um die Dichtigkeit zu erhalten. Wer mit seinem Equipment unter Wasser arbeiten will, sollte sich an die Ratschläge halten und sehr sorgfältig mit allen Klappen und Dichtungen umgehen. Wer wissen will, wie eine Unterwasser-Kamera oder ein Unterwassergehäuse gereinigt werden, findet auf Youtube passende Tutorials.
Grundsätzlich lohnt es sich nur, bei guten Licht- und Sichtverhältnissen unter Wasser zu filmen und zu fotografieren. Bei schlechter Ausleuchtung geht im Automatik-Modus der ISO-Wert nach oben, was Bildrauschen fördert. Die Aufnahmen wirken dann verwaschen, dunkel und unsauber. Wer mit den Farben und der Helligkeit trotzdem noch nicht zufrieden ist, sollte die Aufnahmen am Computer nachbearbeiten.
Actioncams
Den günstigsten Einstieg in die Welt der Unterwasserfotografie bieten Actioncams mit Unterwassergehäuse. Diese sind in zahlreichen Varianten und für ein überschaubares Budget erhältlich. Um damit vernünftige Aufnahmen zu machen, sollte die Kamera in einer Auflösung von 1080p (und höher) filmen und mit einem elektronischen Bildstabilisator ausgestattet sein. Das es für vernünftige Aufnahmen nicht automatisch die teuerste Actioncam auf dem Markt sein muss, zeigt unsere Kaufberatung 4K-Actioncams bis 200 Euro.
Wer sich aufgrund der besten Bildqualität für eines der Topmodelle Gopro Hero 7 black (Testbericht), Hero 8 black (Testbericht), DJI Osmo Action (Testbericht) oder Insta360 One R (Testbericht) entscheidet, kann dieses auch ohne Zusatzgehäuse bis zu einer Tiefe von 10 Metern benutzen. Allerdings ist hier Vorsicht geboten. Für Schnorchel-Touren ist das zwar theoretisch ausreichend, für den Einsatz im Salzwasser sind die wasserdichten Kameras aber meist nicht ausgestattet. Hinsichtlich des oben erwähnten Garantieausschlusses von Wasserschäden raten wir auch bei diesen Modellen zur Nutzung eines speziellen Unterwassergehäuses. Sollte das Kameragehäuse unter Wasser leicht beschlagen, helfen sogenannte Antibeschlag-Einsätze. Diese absorbieren die Feuchtigkeit zuverlässig und kosten nur ein paar Euro. Aus der Erfahrung lohnt sich die Anschaffung.
Wer die Actioncam hauptsächlich unter Wasser einsetzen will, sollte einen Blick auf die Tauchkameras von beispielsweise Actionpro oder Paralenz werfen. Diese sind speziell für den Einsatz unterhalb der Wasseroberfläche gedacht.
Alternative Unterwasserkameras
Neben den Actioncams gibt es noch eine ganze Reihe an Alternativen für Aufnahmen unter Wasser. Dazu zählen etwa Outdoor-Kameras von Nikon, Olympus oder Lumix. Deren maximale Tauchtiefe liegt zwar zum Teil unter der von Actioncams mit Unterwassergehäuse; für Schnorchel-Touren und Tauchgänge in geringer Tiefe sind sie aber bestens geeignet. Auch hier gilt, die Dichtungen sollten vor dem Tauchgang geprüft und gegeben Falls gereinigt werden. Auf einen optischen Zoom muss man hier allerdings häufig verzichten. Auf eine hohe Bildqualität hat das grundsätzlich keinen Einfluss. Von der noch immer häufig an Urlaubsorten angebotenen analogen Einweg Unterwasserkamera würden wir die Finder lassen, da die Qualität meist enttäuschend ist.
Unterwasser-Aufnahmen mit Gopro Hero 5 und Nikon Coolpix
Wer möchte, kann sogar mit seiner 360-Grad-Kamera im wasserdichten Gehäuse auf Tauchstation gehen. Voraussetzung ist ein wirklich dichtes Gehäuse und Vertrauen in die Dichtungsringe. Wer nicht plant in größeren Tiefen unterwegs zu sein und das Gehäuse pflegt, bekommt so echte VR- und 360-Grad-Aufnahmen aus der Unterwasserperspektive. Neben der Tatsache, dass man damit gar nicht am Geschehen vorbeifilmen kann, bietet diese Art Kamera noch einen weiteren Vorteil: Aktuelle Modelle, wie die Insta OneX (Testbericht) oder One X2 (Testbericht), haben eine hervorragende Bildstabilisation an Bord. Diese verwandelt auch unruhige Aufnahmen in ansehnliches Videomaterial. Alternativ zu den Spezialgehäusen sind auch Universalgehäuse für 360-Grad-Kameras (Testbericht) erhältlich. Passende Farbfilter für 360-Kameras haben wir bisher allerdings noch nicht entdeckt.
Sehr gut stabilisierte Videos unter Wasser sollten auch mit dem Osmo Pocket von DJI (Testbericht) möglich sein. Die Kombination aus 4K-Kamera und Gimbal kann zumindest an Land überzeugen. Das seit mehreren Monaten angekündigte Unterwassergehäuse von DJI ist allerdings immer noch nicht verfügbar. Wer das Risiko eines Wasserschadens in Kauf nehmen möchte, bekommt auf Ebay passende Gehäuse von Drittherstellern. Unser Tipp: Abwarten, bis das Originalzubehör verfügbar ist.
Unterwassergehäuse für Kompaktkameras sind ebenfalls eine vielversprechende Möglichkeit, um an Aufnahmen unterhalb der Wasseroberfläche zu kommen. Vernünftige und qualitativ hochwertige Gehäuse sind allerdings nicht gerade günstig. Das Spezialgehäuse für die Sony Cybershot DSC RX100 III kostet beispielsweise mehr als die Hälfte der eigentlichen Kamera. Oder anders ausgedrückt. Für den Preis des Gehäuses gibt es auch eine nagelneue Gopro-Hero 6.
Wenn die Fotoqualität entscheidend ist, sollte man das Geld trotzdem investieren. Actioncams nehmen zwar Fotos und Videos auf, die eigentliche Stärke liegt aber ganz klar im Videobereich. Für Fotos sind Kompaktkameras deutlich besser geeignet.
Zubehör
Insbesondere für Actioncams gibt eine riesige Auswahl an Unterwasser-Zubehör. Wer die kompakten Actioncams nicht unter Wasser verlieren möchte, sollte sich einen schwimmfähigen Handgriff oder wenigstens eine Armschlaufe besorgen. Um die Hände freizuhaben, eignen sich auch Schnorchel-Masken oder Taucherbrillen mit Actioncam-Halterung.
Wer gleichzeitig das Geschehen über und unterhalb der Wasseroberfläche aufnehmen will, sollte ein sogenanntes Dome-Gehäuse anschaffen. Der Effekt funktioniert zwar grundsätzlich auch ohne dieses Extra, das Handling ist dann aber deutlich komplizierter.
Für Aufnahmen unterhalb von 5 m sollte ein Rotfilter vor dem Objektiv zum Einsatz kommen. Dieser sorgt für deutlich natürlichere Farben. Wer in Seen und Flüssen statt im Meer filmen möchte, benötigt einen Magenta-Filter. Dieser verbessert Aufnahmen in Gewässern mit hohem Grünanteil. Wie Aufnahmen ohne Filter, Bildstabilisierung und Antibeschlag-Einsatz aussehen, zeigt folgendes Video.
Insbesondere für Nahaufnahmen und Tauchtiefen unter 10 m reicht auch ein Filter nicht mehr aus. Für gute Ergebnisse sorgt eine Unterwasser-Lampe. Diese sind zwar bereits für ein paar Euro erhältlich, zu viel sollte man von den billigen Modellen aber nicht erwarten. Eine perfekte Ausleuchtung unter Wasser ist extrem schwierig. Das liegt vor allem an kleinen Schwebeteilchen, die das Licht reflektieren. Die Beleuchtung sollte stabil an der Kamera, aber so weit weg wie möglich von der Linse entfernt sein. Ohne teure Halterungen, ist dies in der Praxis nur schwierig umzusetzen.
Fazit
Aufnahmen unter Wasser sind mit überschaubarem Kostenaufwand möglich. Für den Swimming-Pool reicht das eigene Smartphone, beim Schnorcheln oder im Schwimmbad kommt man mit einer günstigen Action-Cam und Unterwassergehäuse sehr gut weg. Wer richtig tauchen möchte, kommt nicht um Spezialequipment herum – zwar geht es technisch auch billiger, aber farblose, dunkle und wackelige Aufnahmen ziehen niemanden in ihren Bann.
Egal, ob günstig oder teuer, beim Tauchen sollte das Equipment immer ordentlich überprüft und gewartet werden. Ein Sandkorn in der Dichtung sorgt sonst schnell für eine böse Überraschung und unnötige Kosten.