Wer fernab einer Steckdose das Smartphone oder die Actioncam aufladen möchte, braucht eine Powerbank. Geeignete Modelle finden sich in unserem Vergleichstest . Doch zumindest bei mehrtägigen Wander- oder Radtouren, Camping- oder Waldausflügen wird mangels Steckdose auch der irgendwann der Saft ausgehen. Im Sommer bieten sich mobile Solarpanels mit USB-Anschluss an, um die Akkus wieder vollzuladen. Und wer das sogar unterwegs beim Wandern oder Radeln erledigen möchte, findet sogar Rucksäcke mit integriertem Solarpanel.
Leistung
Passende Rucksäcke gibt es in verschiedenen Designs, Farben und Preisklassen – eine Sache des Geschmacks und des geplanten Einsatzzwecks. Technisch unterscheiden sie sich in erster Linie durch die Leistung der verwendeten Solarpanels. Die Spanne der Leistungsangaben reicht von 3 Watt bis zu 14 Watt. In der Theorie kling das sehr vielversprechend; kleinere Powerbanks sollten damit schon nach einer Stunde in der Sonne wieder voll sein und damit ein bis zwei Mal ein iPhone laden können. In der Praxis sieht es allerdings nicht ganz so gut aus.
Die Watt-Angaben der Hersteller beziehen sich immer auf den bestmöglich erreichbaren Wert, nicht aber auf die reale Leistung in Deutschland. Selbst bei vollem Sonnenschein im Sommer schaffen die von uns getesteten Panels nur etwa 50 bis maximal 80 Prozent der angegebenen Werte. Und das auch nur dann, wenn sie genau auf die Sonne ausgerichtet sind. In der Praxis ist das zumindest mobil nicht umsetzbar. Wer seinen Rucksack auf dem Rücken trägt, schafft mit der Sonne im Rücken knapp 30 bis 50 Prozent der angebenen Leistung. Im Halbschatten liegt die reale Ausbeute bei maximal 30 Prozent – im Schatten wird auch an sonnigen Tagen praktisch gar kein Strom produziert.
Immerhin, ein nicht perfekt ausgerichtetes, aber in der Sonne liegendes 7-Watt-Panel lädt einen Smartphone-Akku mit einer Kapazität von 3000 mAh in circa zweieinhalb bis drei Stunden voll. Das ist zwar deutlich langsamer als an der Steckdose, aber unterwegs dennoch beeindruckend und hilfreich. Im mobilen Betrieb mit wechselnden Lichtbedingungen dauert es natürlich länger. Im Umkehrschluss reicht die Leistung eines 7-Watt-Panels aber immerhin aus, um auf Tour erreichbar zu bleiben.
Wer weiß, dass er viel im Schatten und Halbschatten unterwegs ist, sollte aber zu einem Modell mit mehr Leistung greifen. Die stärkeren Panels sind häufig auch mit einer zweiten USB-Buchse ausgestattet. Theoretisch kann man so sogar zwei Smartphones gleichzeitig aufladen, in der Praxis teilen die sich aber die erzeugte Energie.
Für eine wirklich zuverlässige Stromversorgung sollte man zusätzlich eine Powerbank als Zwischenpuffer nutzen. Beim Kauf muss man darauf achten, dass gleichzeitiges Laden und Entladen der Powerbank möglich ist. Wer seine Powerbank dauerhaft im Rucksack integriert, hat auch nachts oder bei schlechtem Wetter genügend Stromreserven.
Rucksäcke
Die Auswahl an verfügbaren Solarrucksäcken ist riesig. Bekannte Markenhersteller wie Samsonite oder Eastpack sucht man derzeit allerdings vergeblich. Neben völlig unbekannten Namen gibt es aber immerhin einige Hersteller, die sich zumindest auf das Thema spezialisiert haben. Dazu gehört beispielsweise die österreichische Firma Sunnybag . Diese bietet erfahrungsgemäß eine hohe Qualität, welche sich beispielsweise in der guten Verarbeitung und einem beigelegten Messprotokoll des Solarpanels wiederspiegelt.
Die meisten angebotenen Rucksäcke sind ausreichend groß für den Alltagsgebrauch. Viele Modelle haben beispielsweise ein extra gepolstertes Notebook-Fach. Einige kleine Rucksäcke sind hingegen nur für Kleinzeug, wie Kamera, Geldbeutel und Smartphone konzipiert. Von schlichten City-Rucksäcken bis zu auffälligen Tourenrucksäcken, ist für fast jeden Geschmack etwas dabei.
Zwar gibt es auch sehr günstige Solarrucksäcke ab etwa 40 Euro, diese sind aus unserer Erfahrung aber häufig schlechter verarbeitet als die teuren Modelle ab 90 Euro. Das betrifft neben der Material- und Nahtqualität vor allem die Reißverschlüsse. Bei billigen Rucksäcken verklemmen sich diese oder gehen unter Last kaputt. Ordentliche Reißverschlüsse sollten leichtgängig und gegen Wasser abgedichtet sein. Das Obermaterial sollte nicht zu dünn und wasserdicht oder wenigstens wasserabweisend sein.
Wer einen zuverlässigen Rucksack braucht, sollte nicht zu sparsam sein und ein Budget von mindestens 90 Euro einplanen.
Praxistest
Um mehr über die Qualität sagen zu können, haben wir zwei Modelle zwischen 80 und 100 Euro ausprobiert: Das Modell SP607GR von Xtpower und den Iconic von Sunnybag . Die beiden Rucksäcke verfolgen zwei unterschiedliche Ansätze. Während Sunnybag das Solarpanel fest im Rucksack integriert, ist das Solar-Modul bei Xtpower abnehmbar. Beide Varianten haben Ihren Reiz. Das fest installierte Panel ist weniger flexibel einsetzbar, kann dafür aber nicht verloren gehen.
Der SP607GR hat insgesamt mehr Einzelfächer und zusätzliche Befestigungspunkte. Der Iconic ist hingegen sehr schlicht und modern gestaltet. Die Verarbeitung ist bei beiden Modellen grundsätzlich gut, der Sunnybag-Rucksack ist aber deutlich hochwertiger. Zwei Beispiele für den Qualitätsunterschied sind das Außenmaterial und die Reißverschlüsse. Während Sunnybag einen schweren, sehr stabilen und wasserfesten Stoff benutzt, besteht das Modell von Xtpower lediglich aus dünnem Nylon. Die Reißverschlüsse des Iconic sind zudem wasserdicht.
In Sachen Tragekomfort schneiden beide Rucksäcke gut ab. Sie sitzen bequem auf dem Rücken und stören auch nach langer Benutzung nicht. Wer schwere Gegenstände transportiert, hat beim SP607GR einen zusätzlichen Bauchgurt zur Verfügung.
Die Leistung des Solarpanels von Sunnybag ist nach Herstellerangabe mit 7 Watt lediglich um 0,5 Watt höher als beim günstigeren Modell von Xtpower. In der Praxis reichen beide Varianten aus, um das Smartphone mit Strom zu versorgen. Das Aufladen einer 10.000-mAH-Powerbank dauert bei der geringen Leistung allerdings knapp einen ganzen Tag.
In Sachen Leistungsangabe und realistischer Leistung schneiden im Test alle Solarpanels sehr ähnlich ab. Die Herstellerangabe erreichen weder die Nachrüst-Panels, noch die beiden Test-Rucksäcke. Selbst bei sehr exakter Ausrichtung schafft kein Modell über 80 Prozent der Herstellerangabe.
Hier eine kleine Übersicht der von uns gemessenen Mittel-Werte.
Nennleistung des Solarpanels | 6,5 Watt | 7 Watt | 18 Watt |
---|---|---|---|
Leistung (in Watt) auf die Sonne ausgerichtet | 4,8 | 5,1 | 13 |
Leistung (in Watt) auf dem Boden liegend | 2,7 | 2,9 | 7,5 |
Leistung (in Watt) im Halbschatten | 1,5 | 1,6 | 4 |
Uns gefallen beide Rucksäcke. Aufgrund des geringen Preisunterschieds und der insgesamt besseren Verarbeitungsqualität, würden wir uns für den Ionic von Sunnybag entscheiden. Wem das Konzept des fest integrierten Panels nicht zusagt, der bekommt von Sunnybag auch das Modell Explorer+ mit abnehmbaren Solar-Modul. Wer nur selten und nur bei gutem Wetter mit seinem Solarrucksack unterwegs ist, kann auch beim günstigeren SP607GR zuschlagen.
Nachrüstlösungen
Hat man bereits einen Lieblingsrucksack zu Hause, ist auch die Nachrüstung eines Solarpanels möglich. Dafür wird das Solarmodul beispielsweise per Karabiner befestigt. Das klappt allerdings nur, wenn geeignete Ösen, Haken oder Schlaufen zur Verfügung stehen. Diese Lösung sieht allerdings weniger schick aus und ist deutlich schwerer. In der Praxis nervt uns außerdem, dass unser Panel nur an der Oberseite befestigt ist und das untere Tail hin- und herschwenkt. Der große Vorteil der Nachrüst-Panels ist die höhere verfügbare Leistung. Wir nutzen privat ein Modell mit einer Nennleistung von 18 Watt. Erfahrungsgemäß liefert das Panel auch bei Halbschatten genügend Power, um das Smartphone oder die Actioncam zu laden.
Fazit
Solarrucksäcke sind praktisch und bezahlbar. Wer Smartphone oder Actioncam unterwegs nachladen möchte, sollte beim Kauf des Rucksacks vor allem auf die Leistung des Solarpanels zu achten. Modelle mit weniger als 6 Watt Nennleistung sind in Deutschland schlicht zu schwach und deshalb unwirtschaftlich.
Die Nachrüstung eines Solarpanels ist eine interessante und bezahlbare Alternative zu fertigen Solarrucksäcken. Wer die klappbaren Panels an seinem vorhandenen Rucksack befestigen kann, ist auch damit gut beraten.