Für Gamer ist ein gutes Headset fast ebenso wichtig, wie ein leistungsstarker Gaming-PC (Kaufberatung) und ein solider Gaming-Monitor (Kaufberatung) . 2018 haben wir bereits einige Oberklasse-Modelle in der Preisklasse zwischen 120 und 300 Euro getestet (Vergleichstest ). Nun stellen wir uns der Frage, ob günstige Headsets unter 75 Euro ausreichend sind. Folgende Geräte haben wir verglichen (Test-Reihenfolge):
Design & Lieferumfang
Besonders günstige Noname-Headsets sind häufig übertrieben futuristisch designt und mit RGB-Beleuchtung überladen. Unsere Befürchtung, lauter übertrieben bunt leuchtende Modelle testen zu müssen, hat sich aber nicht bestätigt. Die Kandidaten unserer Testreihe sehen alle ordentlich aus und bestechen eher durch klare Linien und Understatement, als durch auffällige Farben und LEDs. Die verwendeten Kunststoffteile sind bei allen Modellen ordentlich gefertigt und haben keine scharfen Kanten. Die in der Größe verstellbaren Kopfbügel sind im ganzen Testfeld aus Metall gefertigt. Das ist ein wichtiges Kriterium für eine vernünftige Haltbarkeit.
Die Anschlusskabel sind bei allen Modellen ausreichend lang. Während manche Hersteller auf eine einzige lange Leitung setzen, packen andere ein Verlängerungskabel bei. Auch Adapter Y-Adapter zum Wechsel von einem vierpoligen auf zwei dreipolige Klinken-Stecker sind bei allen Headsets beigepackt. Das System von Logitech kommt zudem mit einem USB-Adapter für den Anschluss am PC, mit dessen Hilfe simulierter Raumklang möglich ist.
Alle Headsets verfügen über einen Lautstärkeregler und eine Mute-Funktion für das Mikrofon. On die Bedienelemente am Kopfhörer oder an einer Kabelfernbedienung besser aufgehoben sind, ist vor allem Geschmackssache. Wir finden die Unterbringung direkt am Kopfhörer etwas besser, da man die Bedienelemente mit nur einem Griff sofort erreicht.
Das Design der Headsets von Logitech und Trust ist am futuristischsten. Das Trust GTX 410 ist mit seiner zuschaltbaren LED-Beleuchtung auch das auffälligste Modell der Testreihe. Dessen Hochglanzoberfläche sieht im Neuzustand zwar sehr gut aus, die Optik dürfte mit der Zeit allerdings leiden. Der Kunststoff ist nicht besonders hochwertig und zudem anfällig für Kratzer.
Das G432 ist zwar kantig-modern und nutzt auffällige Farbakzente, Logitech übertreibt es aber nicht mit Designelementen. Das sehr kompakt zusammenklappbare Headset knarzt leider wenn man es auf dem Kopf trägt und so kann die Verarbeitung, trotz hochwertiger Materialien, nicht ganz überzeugen.
Die Modelle GSP300 und Arctis 1 sind ebenfalls modern gestaltet, wirken aber viel weniger futuristisch. Sie bestechen durch ein funktionelles Design und eine sehr gute Verarbeitung. Das Sennheiser-Headset hat insgesamt die beste Haptik - knapp gefolgt von den Modellen Arctis 1, Kraken V2 Pro und HS50.
Das Design der Kopfhörer von Corsair und Razer erinnert an klassische Audio-Kopfhörer. Sowohl das Kraken V2 Pro als auch das HS50 wirken mit ihren runden Ohrmuscheln elegant und hochwertig. Dieser Eindruck wird von Designelementen, wie den schwarzen Metallgittern, noch verstärkt. Das Modell von Razer ist aufgrund der wuchtigen Größe am wenigsten als Begleiter im Rucksack geeignet.
Audioqualität
Das wichtigste Testkriterium bei Kopfhörern ist die Audioqualität. Trotz des moderaten Preises liefern alle Modelle einen guten Sterosound. Bass und Hochtöner sind zwar bei einigen Modellen leicht überdreht, das Ergebnis ist insgesamt aber sehr erfreulich. Gegner in Counterstrike GO & Co. zu lokalisieren, klappt mit allen Headsets zuverlässig. Virtuellen Raumklang bietet nur das Modell von Logitech.
Die Umgebungsgeräusche sind durch die Ohrpolsterung bei allen Headsets spürbar gedämpft. Vollkommen von der Außenwelt abgeschnitten ist man aber nicht.
Der Razer Kraken V2 Pro ist mit seinem sehr dominanten Bass vor allem für Ballerspiele mit wuchtigen Explosionen empfehlenswert. Für Musikliebhaber, die auf feine Nuancen achten, ist der Klang allerdings weniger geeignet. Dafür sind die Mitteltonbereiche einfach zu schwach. Für Gelegenheitsmusikhörer ist die Qualität vollkommen ausreichend.
Die Klangqualität der Headsets von Logitech, Corsair und Trust ist gut aber nicht hervorragend. Die Töne sind auch bei maximaler Lautstärke klar und überzeichnen nicht. Auch bei diesen Modellen ist die Schwachstelle der Mittelton-Bereich. Für gelegentlichen Musikgenuss ist die Klangqualität in Ordnung.
Den besten, weil harmonischsten, Klang haben die Modelle von Steelseries und Sennheiser. Wer mit seinem Headset öfter auch Musik hören möchte, ist hier gut aufgehoben. Wer auf klaren Sound Wert legt, sollte sich das Arctis 1 und das GSP300 genauer ansehen.
Mit teuren Highend-Gaming-Headsets (Vergleichstest) kann der Klang der günstigen Modelle zwar nicht ganz mithalten, dies ist aber auch gar nicht der Anspruch der Einsteigerklasse. Audiophil veranlagte Nutzer sollten trotz des insgesamt ordentlichen Klangs lieber zu einem reinen Audio-Kopfhörer greifen.
Mikrofon
Die Sprachübertragung ist vor allem bei Multiplayer-Games sehr wichtig. Die Qualität der Mikrofone ist bei allen Modellen erfreulich gut. Probleme durch schlechte Sprachqualität gibt es bei keinem Headset. Fast alle Hersteller werben mit einer kristallklaren Stimme und einer Filterung der Hintergrund- und Atemgeräusche. In der Praxis klappt das gut. Nur beim Trust GTX 410 ist die Filterung mangelhaft. Überzeichnete, abgehakte oder blecherne Stimmen sind im Test aber bei keinem Modell aufgefallen. Ob das Mikrofon sehr nah, oder etwas vom Mund entfernt platziert wird, ist vor allem Geschmackssache und beeinflusst die Sprachqualität nur minimal.
Tragekomfort
Der Tragekomfort ist bei allen Headsets auch für lange Zock-Sessions ausreichend. Unangenehm oder gar schmerzhaft ist keines der Modelle. Unter den Headsets von Corsair und Trust wird es allerdings schnell warm. Am besten klappt die Belüftung bei Razer, Logitech, Steelseries und Sennheiser.
Das Razer ist zwar auch sehr bequem, allerdings verhältnismäßig schwer. Wer es gerne etwas leichter hätte, sollte sich das Arctis 1 ansehen. Die Kopfhörer von Sennheiser und Corsair sitzen am strammsten und zuverlässigsten.
Fazit
Insgesamt sind wir positiv von den Testergebnissen überrascht. Wirklich schlecht ist keines der günstigen Headsets. Wer zum gelegentlichen Zocken nicht viel Geld ausgeben will, bekommt in der Klasse bis 75 Euro ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis. Unterschiede zwischen den einzelnen Modellen gibt es aber durchaus.
Den insgesamt wenigsten wertigen Eindruck hat das Modell Trust GTX 410 (Testbericht) hinterlassen. Die Klangqualität ist zwar in Ordnung, kann aber nicht über die billige Haptik und den mangelhaften Mikrofonfilter hinwegtrösten. Die größte Enttäuschung ist für uns das Logitech G432 (Testbericht) . Zwar stimmen Sound und Haptik, aber die Knarzgeräusche der Klappgelenkte sind auf Dauer unerträglich.
Die beiden optisch ähnlichen Modelle Corsair HS50 (Testbericht) und Razer Kraken V2 Pro (Testbericht) überzeugen im Test. Sie haben einen insgesamt ordentlichen Klang und eine sehr gute Verarbeitung. Auch das Mikrofon hinterlässt einen positiven Eindruck. Wer auf gute Belüftung Wert legt und sich nicht vom kraftvollen Bass abschrecken lässt, ist mit dem Kraken V2 Pro gut beraten. Wer mit heißen Ohren leben kann, bekommt beim HS50 den insgesamt harmonischeren Klang.
Am besten gefallen uns die Modelle von Sennheiser und Steelseries. Während das Steelseries Arctis 1 (Testbericht) vor allem mit seinem Tragekomfort und dem niedrigen Preis überzeugt, ist das Sennheiser GSP300 (Testbericht) am besten verarbeitet und bietet den insgesamt besten Klang.