Bei den 3D-Druckern gibt es neben den verbreiteten FDM-Druckern, die Kunststoff-Filament aufeinander schmelzen, eine ständig wachsende Zahl an bezahlbaren SLA-Druckern (Vergleichstest). Wer den Unterschied noch nicht genau kennt, sollte sich unseren Ratgeber UV-Harz oder Kunststoff-Filament: 3D-Drucker im Vergleich ansehen.
Der Markt für SLA-Drucker boomt und so wächst auch die Zahl der angebotenen Druckerharze. Neben der günstigen Standardqualität setzen Hersteller auf neue Sorten und werben mit Schlagwörtern wie: Eco, Plant-based, ABS-Like, Tough, Water-Washable, DLP, 8K und so weiter. Offensichtliche Unterschiede, wie Belastbarkeit, Nachhaltigkeit und ihre Reinigungsmöglichkeiten, sind noch nachvollziehbar. Doch gibt es auch feine qualitative Unterschiede im Druckverhalten, Geruch und abgebildeten Detailreichtum. Für das Update des Artikels haben wir zehn verschiedene Harze von fünf verschiedenen Herstellern mit teils erheblichen Preisunterschieden getestet und verglichen.
Noch mehr Artikel zum Thema gibt es auf unserer Themenseite 3D-Druck. In unserem Artikel Top 10: Die besten 3D-Drucker für Filament und Resin im Vergleich zeigen wir, welche Geräte in den Einzeltests am meisten überzeugt haben.
Testfeld
Um eine Vergleichbarkeit zu erreichen, haben wir uns unterschiedliche UV-Harze in der Farbe Grau näher angesehen. Die Resins haben uns dieses Mal die Hersteller zur Verfügung gestellt. Hier eine Übersicht der Produkte mit dem ungefähren Preis je Liter.
- Anycubic Basic für 33 Euro
- Anycubic Eco für 32 Euro
- Anycubic Tough für 45 Euro
- Anycubic DLP Craftsman für 43 Euro
- Anycubic Water Washable Resin für 33 Euro
- Creality Standard Plus für 33 Euro
- Creality Water Washable Plus (aktuell nicht lieferbar)
- Elegoo ABS-like für 32 Euro
- Monoprice Rapid für 50 bis 70 Euro
- Phrozen Aqua 8K für 96 Euro
Bis auf eine Ausnahme kommen alle Harze in einer unauffälligen dunklen Kunststoffflasche mit 1000 ml Inhalt zum Kunden. Das Resin von Monoprice ist in einer silbernen Aluflasche mit weißem Deckel abgefüllt und aktuell nur in kleinen Gebinden zu 500 ml verfügbar. Das Water-Washable-Resin von Creality ist aktuell vergriffen.
Testablauf
Alle Druckerharze wurden auf zwei baugleichen Anycubic Photon M3 Plus (Testbericht) verwendet. Erst wurde die ideale Belichtungszeit jedes Harzes mithilfe des Resin-Exposure-Range-Finders, kurz RERF ermittelt. Hier werden acht Modelle zwischen 1,0 - 2,75 Sekunden unterschiedlich lang belichtet. Das Modell mit dem schönsten Gleichgewicht zwischen feinen Spitzen und Hohlräumen stellt die ideale Belichtung dar. Da das erste Modell beim M3 Plus mit einer Sekunde belichtet wird und jedes weitere, um eine Viertelsekunde länger, wird durch einfaches Addieren, die ideale Belichtung errechnet.
Nun können wir alle Dateien mit der perfekten Belichtungszeit drucken und so die Unterschiede bei amorphen und geometrischen Strukturen bestmöglich herausstellen. Da es bei der Wahl des richtigen Harzes oft auch auf das Modell ankommt, haben wir unsere Ergebnisse dokumentiert und folgend in der Bildergalerie aufgereiht.
Resin-Vergleich: Testfeld
Unterschiede Resin-Arten
Solange im Produktnamen kein Hinweis auf den pflanzlichen Ursprung der Grundsubstanzen vermerkt ist, sind Druckerharze auf Polyurethanbasis. Diese Druckerharze werden aus fiesem Erdöl oder Erdgas gewonnen und sind nicht sehr nachhaltig. Die Plant-based, PLA-based und Eco-Resins werden aus nachwachsenden Rohstoffen wie Sojabohnen und Mais gewonnen. Mittlerweile können sogar schon einige der natürlichen Resins denselben Zug- und Druckbelastungen standhalten, wie ihre fossilen Kollegen. Bei Funktionsteilen aus dem SLA Drucker kommen vor allem sogenannte ABS-like oder Tough-Resins zum Einsatz, sie sind zäher und gleichzeitig flexibler.
Standard-Resin: Die Standardausführung des Resins ist günstig und die Zusammensetzung aus Polyurethanpolymer, Füllstoffen, Farbpigmenten und Additiven erprobt. Diese Standardqualität lässt sich größtenteils gut mit einer geringen Fehlerquote verarbeiten und riecht deutlich seifig-chemisch. Der Geruch lässt mit stark seifigen Reinigungsmitteln vergleichen. Die Modelle aus Standard-Resin sind sehr hart und brüchig, vergleichbar mit ungekochten Nudeln.
Eco/ Plant-based/ PLA-Based Resin: Zunehmender beliebter werden Resins auf der Basis von nachwachsenden Rohstoffen, wie Mais und Sojabohnen. Neben dem guten Gewissen ist der größte Vorteil ihr weitaus schwächerer Geruch bei der Verarbeitung. Die nachhaltigen Resins lassen sich genauso gut verarbeiten, weisen gute Materialeigenschaften auf und auch das Druckbild kann sich sehen lassen.
Water-Wash/ Water-Washable: Da die Modelle direkt in flüssigem Harz entstehen, haftet nach Druckende noch eine dünne Schicht Harz auf der Oberfläche, die entfernt werden muss. Dafür benötigt man mindestens Schutzhandschuhe, Pinsel und ein Lösemittel (reinen Alkohol oder besser Isopropanol). Da die scharfen Alkohol- und Resin-Dämpfe Haut und Atemwege reizen können, kommen hier die Wasser abwaschbaren Resins zum Einsatz. Die Modelle aus Water-Wash-Resin lassen sich anstatt mit scharfen Lösemitteln auch mit gewöhnlichem Wasser reinigen. Prinzipiell funktioniert das gut, jedoch lässt die Lösemittelkraft von Wasser rasch nach. Bei unserem Test blieb schon nach der dritten Waschung ein leichter Glanz von nicht gelösten Resin auf dem Modell zurück. Da Wasser eine viel geringere Lösemittelkraft als Isopropanol hat, kann es auch weniger Harz gelöstes Harz aufnehmen. Es verliert dann schnell seine Fähigkeit, um die Modelle komplett von überschüssigem Harz zu befreien. Grob geschätzt wird circa die dreißigfache Menge an Wasser für die gleiche Anzahl an Modellen benötigt. Das verunreinigte Wasser muss aber genauso wie alle anderen Lösemittel bei der Sondermülldeponie entsorgt werden. Unserer Meinung nach ist eine vernünftige Wash & Cure Station (Testbericht), mit Isopropanol als Lösemittel und vernünftiger Atemschutzmaske, eine nachhaltigere, angenehmere und effizientere Lösung als das Lösemittel „Wasser“ für SLA-Drucke. Ausgehend von der Lösemittelreihenfolge, können Water-Wash Resins können auch mit stärkeren Lösemitteln wie Ethylalkohol oder Isopropanol gereinigt werden.
ABS-Like/ Tough: Während so manches Modell mit Standardharz beim Lösen der Support-Strukturen schon zerspringt, verhalten sich diese Harze zäher und flexibler. Selbst Modelle, die nur geringen mechanischen Belastungen oder Witterungseinflüssen ausgesetzt sind, sollte eher auf ABS-like oder Tough Resin zurückgegriffen werden.
DLP-Resin: DLP-Resin wurde als Platzhalter für das beliebte Craftsman-Resin von Anycubic verwendet. Im Gegensatz zum SLA-Drucker, der mit einer starken UV-Lichtquelle und einem Monoscreen als Lichtfilter arbeitet, sind DLP-Drucker weitaus komplexer aufgebaut. Sie arbeiten ähnlich wie Beamer mit Tausenden von Mikrospiegeln, die das Licht exakt richten. So sollen DLP-Drucker glattere und feinere Oberflächen erzeugen können. Genau darauf ist auch das DLP-Harz ausgelegt und erzeugte ein hoch detailliertes Druckbild, trotz der Zweckentfremdung mit SLA-Technik.
Geruch
Neben den unterschiedlichen Grautönen unterscheiden sich die vier Resins auch bezüglich der Geruchsentwicklung. Diese ist bei manchen Harzsorten extrem unangenehm. Unsere Feststellungen sind nur für die getesteten Farbtöne repräsentativ. Andere Farben der gleichen Artikelserien können erfahrungsgemäß ganz anders riechen.
Am stärksten und am wenigsten angenehm empfinden wir die Gerüche der Resins Monoprice Rapid und Creality Water-Washable. Ohne ausreichende Frischluftzufuhr und Atemmaske würden wir diese nicht verarbeiten. Die Varianten Standard Resin von Creality und das Phrozen Aqua 8K schneiden nur minimal besser ab. Auch hier braucht es noch ausreichend Frischluft!
Immer noch deutlich wahrnehmbar, aber weniger unangenehm schneiden die Harze Elegoo ABS-like, Anycubic Basic, Tough und DLP Craftsman ab. Der Geruch vom Water-Washable Resin von Anycubic ist sogar noch etwas weniger aufdringlich. Mit Abstand am wenigsten auffällig und unangenehm riecht das Eco-Resin von Anycubic. So würden wir uns das eigentlich immer wünschen.
Druckqualität
Abgesehen von der immer wieder beeindruckenden Druckqualität der SLA-Drucker werden wir auch weiterhin gerne auf die Farbe Gau zurückgreifen. Egal, ob die hellen Grautöne oder die dunkleren Abstufungen: Die Druckerzeugnisse sehen toll aus. Das Grau bringt kleine Details und feine Konturen deutlich besser zum Vorschein als schwarzes, weißes oder halbtransparentes Material. Die Maßhaltigkeit der fertigen Drucke ist bei allen Testkandidaten in Ordnung.
Hersteller | Anycubic | Anycubic | Anycubic | Anycubic | Anycubic | Creality | Creality | Elegoo | Monoprice | Phrozen |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Sorte | Basic | Eco | Tough | DLP Craftman | Water-Wash | Standard Plus | Water Washable | ABS-like | Rapid | Aqua 8K |
Belichtungszeit in Sekunden | 1,75 | 1,75 | 2,25 | 2,25 | 1,5 | 2,0 | 2,25 | 2,0 | 2,0 | 1,25 |
Geruch (1 wenig, 5 stark) | 3 | 1 | 3 | 3 | 2 | 4 | 5 | 3 | 5 | 4 |
Detailgrad (1 niedrig, 5 hoch) | 3 | 3 | 4 | 5 | 4 | 3 | 5 | 4 | 4 | 5 |
Die getesteten Resins haben alle gute bis sehr gute Ergebnisse erzielt. Unzufrieden waren wir mit keiner der Sorten, trotzdem gibt es kleine Unterschiede, gerade bei besonders feinen Details. Die Sorten Anycubic Basic und Eco sowie das Standard-Resin von Anycubic liefern zwar ordentliche Ergebnisse, im direkten Vergleich können sie aber nicht ganz mit den anderen Testdrucken mithalten.
Die Druckqualität von Anycubic Tough, Anycubic Water Wash, Elegoo ABS-like und Monoprice Rapid ist bei genauer Betrachtung schon ein Stückchen höher. Zumindest nach unserer Einschätzung.
Am besten gefallen uns die Ergebnisse mit den Harzen Anycubic DLP Craftsman, Creality Water-Washable und dem teuren Aqua 8K von Phrozen. Letztlich geht es hier aber um geringfügige Unterschiede. Für sehr filigrane Arbeiten würden wir diese Harze trotzdem vorziehen.
Resin-Vergleich: Druckergebnisse
Preise
- Anycubic Basic für 33 Euro
- Anycubic Eco für 32 Euro
- Anycubic Tough für 45 Euro
- Anycubic DLP Craftsman für 43 Euro
- Anycubic Water Washable Resin für 33 Euro
- Creality Standard Plus für 33 Euro
- Creality Water Washable Plus (aktuell nicht lieferbar)
- Elegoo ABS-like für 32 Euro
- Monoprice Rapid für 50 bis 70 Euro
- Phrozen Aqua 8K für 96 Euro
Fazit
Das Positive vorweg: Alle getesteten Resins liefern brauchbare Ergebnisse und ein schönes, gleichmäßiges Druckbild. In Sachen hohe Kosten und kurze Belichtungszeit hat Phrozen Nase vorn. Soll es schnell gehen, sind aber auch Anycubic Basic, Anycubic Eco, Anycubic Water eine gute Wahl. Wie auf den Fotos erkennbar hat jedes Resin bei unterschiedlichen Modellen Stärken und Schwächen.
Geht es um die Geruchsentwicklung, da der Drucker beispielsweise in einer kleinen Zweizimmerwohnung genutzt wird, empfehlen wir ganz klar den Griff zu Anycubic Eco oder Anycubic Water Wash. Das Water-Washable-Plus-Resin von Creality und das Rapid-Resin von Monoprice sind hingegen nur mit ausreichend Frischluftzufuhr erträglich.
Im Hinblick auf Druckqualität konnten am meisten Creality Water Washable Plus, Anycubic DLP Craftsman und Phrozen Aqua 8K überzeugen. Das Anycubic DLP Craftsman wäre hier unser Tipp, denn es riecht deutlich weniger als das Harz von Creality. Zwar hat das Aqua-8K-Resin eine unfassbar kurze Belichtungszeit, die Kosten sind zumindest zum Veröffentlichungszeitpunkt aber zu hoch.
Der Überraschungs-Tipp ist aus unserer Sicht das Eco-Resin von Anycubic. Der Mix aus einem sehr unauffälligen Geruch, guten Druckergebnissen und niedrigen Kosten überzeugt. Weitere und Ratgeber zeigen wir in der Themenwelt 3D-Drucker.