Mit Wi-Fi 6 beziehungsweise WLAN 802.11ax steht die nächste Generation des WLAN-Standards auf der Startbahn. Für Endnutzer bringt Wi-Fi 6 vor allem zwei große Vorteile: Deutlich mehr Geschwindigkeit und mehr Sicherheit. Denn mit dem neuen Standard sind im WLAN bis zu 2400 MBit/s möglich, zumindest theoretisch. Zudem hält die Sicherheitstechnik WPA3 Einzug.
Wi-Fi 6 ist zwar zu den vorherigen Standards kompatibel, seine Power richtig ausspielen kann die Technik aber nur, wenn sowohl WLAN-Router wie auch Endgerät den schnellen Standard unterstützen. Bei den Routern sind das beispielsweise die Fritzbox 6660 Cable (Testbericht) oder WLAN-Mesh-Systeme wie der Asus RT-AX92U (Testbericht) .
Nachdem wir im Artikel Notebook für 13 Euro mit Wi-Fi 6 aufrüsten zeigen, wie sich ein Laptop günstig mit einem Wi-Fi-6-Modul nachrüsten lässt, sind nun endlich die ersten Einsteckkarten für Desktop-PCs erhältlich. Wir zeigen in diesem Artikel den Einbau und liefern erste Messungen zum Durchsatz. Ein großer Vorteil der Wi-Fi-6-Karten: Sie bringen gleich auch Bluetooth 5.0 mit. Damit ist es ein Leichtes, kabellose Headsets, Mäuse oder Tastaturen mit dem PC zu betreiben.
Standard | Bezeichnung |
---|---|
802.11n | Wi-Fi 4 |
802.11ac | Wi-Fi 5 |
802.11ax | Wi-Fi 6 |
Einbau
Für die Bilder und den Workshop nutzen wir eine Wi-Fi-6-Karte von Asus, die PCE-AX85BT. Der Einbau funktioniert aber analog mit anderen Karten ebenso. Wie alle anderen Karten kommt sie in Gestalt einer kurzen PCIe-x1-Karte. Asus versteckt den Intel AX200 Chipsatz unter einem schwarzen Kühlkörper und führt die Antennen über zwei goldene Anschlüsse nach außen. Der eigentliche Einbau ist simpel: PC öffnen, freien Steckplatz finden, Karte handfest einstecken, das Abdeckblech der Rückseite entfernen und Karte festziehen. Wer Bluetooth 5.0 nutzen möchte, muss die Karte über das mitgelieferte Kabel mit einem USB-Port auf dem Mainboard verbinden.
Bevor man den PC einschaltet, muss man die externe Antenne in beide Anschlüsse schrauben. Sie befinden sich jeweils am Ende eines rund 1 m langen Kabels, entsprechend kann man sie gut platzieren. Dank magnetischem Fuß halten die Antennen im Test problemlos am PC-Gehäuse.
Wi-Fi Upgrade
Nach der Hardware-Installation folgen die Treiber. Das geht erfreulich automatisch, Windows 10 erkennt die Hardware und kann sich sofort mit der Wi-Fi-6-Fritzbox verbinden. Wir empfehlen aber, die Treiber über den Treiber- und Support-Assistent von Intel regelmäßig zu aktualisieren. Dort landen neue Versionen deutlich schneller als im Windows-Update.
Im Windows-10-Geräte-Manager lassen sich zahlreiche Features der Asus-gelabelten Intel-Wi-Fi-6-AX200-PCIe-Karte feinjustieren. Mit 80-MHz-Kanälen kommt nur der halbe Speed.
Leistungsmessung
Bei den folgenden Messungen steht der aufgerüstete Desktop-PC im gleichen Raum wie die AVM Fritzbox 6660 Cable, in direkter Sichtverbindung. Die Testwohnung liegt in einem locker bebauten Stadtgebiet. Funkstörungen durch WLAN-Nachbarn sind zwar vorhanden, halten sich aber in erträglichen Grenzen. In einer völlig sauberen und damit unrealistischen Funkluft wären vermutlich stabilere und höhere Speed-Werte möglich. Bei den folgenden WLAN-Tests wollen wir wissen, wie viel Netto-Speed zwischen der 11ax-Asus-Wi-Fi-6 PC Karte und einer Fritzbox 6660 Cable machbar ist. Hinter der Fritzbox hängen zwei schnelle 10-Gigabit-NAS-Speicher, damit genug Last in die Funkstrecken kommt.
Die gemessenen Werte zum Durchsatz sind gerade für das oft überfüllte 2,4-GHz-Band recht ordentlich. Im urbanen Umfeld sind die dazu nötigen 40-MHz-Kanalbandbreiten oft von anderen WLANs besetzt. Doch sowohl Intel AX200 wie auch Fritzbox 6660 Cable unterstützen diese Kanäle im 2,4 GHz Band, sofern die konkrete Funksituation es zulässt. Klar, dass wir solche guten Werte bei 2,4 GHz in unserer Testwohnung nicht immer bekommen. Im konkreten Test probieren wir es öfter, notfalls auch nachts. Denn wir wollen hier ja die besseren Werte zeigen: Schlechter geht immer, besser eher selten.
Im viel schnelleren 5-GHz-Band liefert die Kombination aus Asus-Wi-Fi-6-Karte und Fritzbox 6660 Cable ebenfalls sehr schöne Werte. Derart schöne Durchsatzmessungen kommen theoretisch und erst recht praktisch nur zustande, wenn das Gespann aus Intel AX200 und AVM Fritzbox 6660 Cable tatsächlich im schnellsten Modus VHT160 miteinander kommunizieren, was in einer städtischen Umgebung je nach Störungslage nicht immer selbstverständlich ist.
Weitere Messungen im Detail, samt der Unterschiede zu früheren WLAN-Generationen, haben wir im Artikel Fritzbox 6660 Cable im Test aufgeführt.
WPA3 in der Praxis
Diie obigen Messungen zeigen es bereits: Die Asus-Wi-Fi-6-Karte im Desktop kann sich per WPA3 mit der AVM 6660 verbinden. Allerdings bietet die AVM 6660 Cable offenbar noch kein WPA3-Only an, sondern nur einen gemischten Modus WPA2 + WPA3 . Das hat den Vorteil, dass auch herkömmliche WPA2-Clients in das Funknetz kommen. Just über diese lässt sich aber (vermutlich) auch leichter in ein WLAN einbrechen als über ein konsequentes WPA3-Only. Und am Ende wäre es ja egal, über welche Tür der Angreifer oder Spion in das Netz hereinkommt. Das ist aber Klagen auf hohem Niveau, denn die Wahrscheinlichkeit, dass der liebe Nachbar ein ausgefuchster WPA2-Hacker ist, dürfte sich in Grenzen halten. Wichtig wäre bei WPA2, genau wie bei WPA3, ein schwieriges Passwort zu verwenden, also nicht unbedingt 123456.
Es dürfte wie beim Umstieg von WPA auf WPA2 noch dauern, bis die letzten WPA2-WLAN-Clients aus dem echten Leben verschwunden sind. Bis dahin wäre es mitunter verwirrend, wenn eine WLAN-Basis-Station auf WPA3-Only funkt und grad keiner daran denkt, dass dann kein WPA2-Only-WLAN-Gerät mehr ins Funknetz kommt. Insofern ist die AVM-Entscheidung für den Mixed-Modus WPA2 + WPA3 nachvollziehbar. Und die Asus-Wi-Fi-6-Karte kann eh beides.
WPA3 funktioniert übrigens erst seit Windows 10 Build 1903. Im Zweifel also bitte unter Windows / System / Info / Windows-Spezifikationen checken, ob der eigene Rechner das notwendige Update besitzt. Das lässt sich im Zweifel über das Windows Update nachladen. Unsere Tests führten wir mit Windows 10 Build 1909 durch.
Preis
Preislich beginnen die Einsteckkarten bei knapp unter 35 Euro für die Karte von Gigabyte. Die getestete Asus PCE-AX58BT kostet etwas unter 80 Euro.
Fazit
Etwas Mühe macht der Einbau einer Asus PCE-AX58BT PCIe-WLAN-6-Karte schon. Das haben PC-Nachrüstkarten so an sich. Der Lohn ist Wi-Fi 6 mit bis zu 2400 MBit/s und Bluetooth 5.0 BLE. Damit ist der PC funktechnisch auf dem aktuellsten Stand und kann viel Geschwindigkeit aus WLAN-6-Routern und Mesh-Systemen herausholen.
Bei den Asus-Antennen könnte man sich ein schöneres Design vorstellen, etwa beide Antennen fest unter einer gemeinsamen Hülle versteckt, in einem trendigeren Wohndesign. Das führt aber funktechnisch zu keiner Verbesserung, eher im Gegenteil.
Aufgrund der guten Verarbeitung und der robusten Antennen auf dem starken Magnetfuß scheint uns das Asus-Wi-Fi-6-Nachrüstpaket keine schlechte Wahl. Denn neben dem aktuellen schnellen WLAN bekommt man Bluetooth 5.0 als Dreingabe hinzu. Das ist perfekt für alle, die ihren Kabelsalat durch Bluetooth-Geräte ersetzen wollen.