Neben Kühlschrank und Gefriertruhe ist vor allem die Multimedia-Technik ein Stromfresser im Haus. Das gilt nicht einmal mehr für den oft gescholtenen Fernseher – selbst günstige UHD-TVs brauchen im Stand-by nur mehr zwischen 0,2 W und 0,5 W, wie die Teststrecke von heise+ zeigt . Die Kosten verursachen andere Geräte. Die Xbox One etwa zieht sich im Schnellstart-Modus zwischen 12 und 40 W. Vernetzte Lautsprecher wie etwa die Sonos One (Testbericht) benötigen 3,8 W laut Hersteller. Wer die Kombination aus Sonos Playbar und Subwoofer (nicht) nutzt, der benötigt mindestens 9,4 W.
Hier setzen smarte Steckdosen und Zwischenstecker an. Denn die erlauben nicht nur das Steuern der Geräte per Zuruf oder App. Quasi als Nebeneffekt messen sie den Strombedarf und können die Verbraucher nach einem Zeitplan an- oder komplett abschalten. Sprich: Wer tagsüber sowieso nicht zu Hause ist, kann Xbox, Sonos oder Alexa abschalten. Nachts benötigt man die Geräte ebenfalls nur selten. So wird aus einem 24-Stunden-Betrieb einfach ein 16- oder 8-Stunden-Tag.
Dabei sollte man nicht vergessen, dass auch die Zwischenstecker Strom benötigen. Unser Testgerät, ein Voltcraft SEM6000, zog durchschnittlich 0,7 W aus der Steckdose. Gerade deswegen lohnen sich die Stecker vor allem für die großen Verbraucher.
In der Tabelle stellen wir verschiedene Szenarien vor, Einsparpotential ist auf jeden Fall vorhanden.
Produkt | Betriebsart | Tagesbedarf in Wh | Jahresbedarf in kWh | Kosten (30 Cent/kWh) | Ersparnis/Jahr | Quelle Strombedarf |
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Amazon Echo | 24 Stunden | 52,8 | 19,272 | 5,78 € | gemessen | |
Amazon Echo | 16 Stunden, inkl. 24 Stunden x 0,7 W für smarte Steckdose | 52 | 18,98 | 5,69 € | 0,09 € | |
Amazon Echo | 8 Stunden, inkl. 24 Stunden 0,7 x W für smarte Steckdose | 40 | 14,6 | 4,38 € | 1,31 € | |
Xbox One, 40 W | 24 Stunden, 40 W | 960 | 350,4 | 127,90 € | Quelle | |
Xbox One | 16 Stunden, inkl. 24 Stunden x 0,7 W für smarte Steckdose | 656,8 | 239,732 | 87,50 € | 40,39 € | |
Xbox One | 8 Stunden, inkl. 24 Stunden 0,7 x W für smarte Steckdose | 336,8 | 122,932 | 44,87 € | 42,63 € | |
Xbox One, 12 W | 24 Stunden 12W | 288 | 105,12 | 38,37 € | Quelle | |
Xbox One | 16 Stunden, inkl. 24 Stunden x 0,7 W für smarte Steckdose | 208,8 | 76,212 | 27,82 € | 10,55 € | |
Xbox One | 8 Stunden, inkl. 24 Stunden x 0,7 W für smarte Steckdose | 112,8 | 41,172 | 15,03 € | 12,79 € | |
Sonos Playbar + Sub | 24 Stunden | 225,6 | 82,344 | 30,06 € | Quelle | |
Sonos Playbar + Sub | 16 Stunden, inkl. 24 Stunden x 0,7 W für smarte Steckdose | 167,2 | 61,028 | 22,28 € | 7,78 € | |
Sonos Playbar + Sub | 8 Stunden, inkl. 24 Stunden x 0,7 W für smarte Steckdose | 92 | 33,58 | 12,26 € | 10,02 € |
Natürlich sollte man die smarten Stecker nicht nur wegen der Stromsparfunktionen kaufen, das erledigen klassische Zeitschaltuhren oft besser und günstiger. Wer aber sowieso ein wenig mehr Intelligenz in sein Haus bringen möchte, bekommt mit den Stromsparfunktionen einen praktischen Zusatznutzen.
Bluetooth-Zwischenstecker: App statt Cloud
Zwischenstecker mit Bluetooth haben den großen Vorteil, dass sie sich nicht mit einer Cloud oder dem Server eines Anbieters verbinden wollen. Bluetooth ist ein Nahfunk, entsprechend ist die Reichweite begrenzt. Unser Testgerät, der Zwischenstecker SEM6000 von Voltcraft, verbindet sich problemlos mit der App und liefert den aktuellen Strombedarf des angeschlossenen Gerätes.
Das geht aber immer nur mit einem Gerät. Ist ein Nutzer mit dem Stecker verbunden, sieht ein anderer den Stecker gar nicht. Gerade bei mehreren Steckern lohnt es sich, ein älteres Smartphone oder Tablet als Schaltzentrale einzurichten.
Leider gibt es nur zwei Hersteller, die smarte Steckdosen mit Bluetooth liefern. Das ist neben dem erwähnten Zwischenstecker von Voltcraft ein System von Eve Energy (von denen wir kürzlich das Bluetooth-Heizkörperthermostat im Test hatten ).
WLAN-Zwischenstecker: Check von unterwegs
Unser Tipp für WLAN-Zwischenstecker ist der Kasa HS 110 von TP-Link. Das liegt nicht nur am Preis, sondern auch daran, dass TP-Link eine mehr oder weniger offene API anbietet. Damit ist es möglich, den Energiebedarf ohne App abzufragen und beispielsweise in ein Dashboard laufen zu lassen. Wie das geht, zeigt Robert Bardaa im Blog Beardmonkey . Er setzt auf eine selbst gebastelte App, die die Informationen auf einem Raspberry Pi sammelt und mittels Grafana aufbereitet. Schicker ist die Node.js-Applikation TP-Link Energy Monitor , die es kostenlos auf Github gibt .
Der Wemo-Zwischenschalter von Belkin liefert die Daten zwar nicht an externe Tools weiter, bietet aber einen automatischen Export im csv-Format. In der App lässt sich ein Zeitraum einstellen, anschließend schickt die App eine Nachricht mit den Daten per E-Mail.
Einen anderen cleveren Ansatz fährt der Smart Plug SP-2101W V2 von Edimax. Hier kann man in der App ein Strom-Budget anlegen, dass der Verbraucher täglich, wöchentlich oder monatlich nicht übersteigen darf. Das Problem hier wie bei den anderen WLAN-basierten Systemen ist, dass der Anbieter ein Konto bei Edimax haben muss.
DECT: Für Fritzbox-Besitzer
Exotischer als Bluetooth sind Steckdosen mit DECT-Funkstandard. Zwei Produkte gibt es, beide von AVM. Das lohnt sich für alle, die sowieso bereits eine Fritzbox als Router haben. Die Steckdosen Fritzdect 200 (für den Innenbereich) und Fritzdect 210 (für Draußen) lassen sich über das Webinterface der Fritzbox, die My-Fritz-App oder ein Fritzfon-Telefon steuern. Neben normalen Schaltplänen kann man Stecker auch über Einträge im Google-Kalender steuern. Interessant für die Außenbeleuchtung: Die sogenannte Astrofunktion schaltet Verbraucher ein oder aus, wenn die Sonne auf- oder untergeht. Die Auswertung zur Energienutzung gibt es über die Fritzbox oder per Mail.
Funksteckdosen mit Zigbee
Beim Smart-Home-Funkstandard Zigbee gibt es mehrere interessante Angebote. Hier gibt es nicht nur klassische Zwischenstecker, sondern auch Geräte zum Nachrüsten klassischer Steckdosen. Ein Beispiel liefert der Anbieter Lupus Electronic mit seinem smarten Strom-Relais für den Unterputz. Da Zigbee ein eigener Funkstandard ist, benötigt er ein Gateway für die Kommunikation ins (W)LAN. Dieser muss nicht zwingend vom Hersteller sein, auch der Amazon Echo Plus (Testbericht) hat Zigbee integriert. In der Praxis zeigt sich aber, dass es Sinn ergibt, möglichst viele Komponenten von einem Hersteller zu verwenden.
Produkte mit Z-Wave
Noch mehr Auswahl haben Nutzer, die ein Z-Wave-System zu Hause verwenden. Vor allem Devolo, bekannt durch seine Powerline-Lösung , liefert Steckdosen mit diesem Standard. Dazu kommen Hersteller wie Schwaiger, die sowohl für Z-Wave wie Zigbee produzieren. Auch hier gibt es neben den klassischen Zwischensteckern Produkte für den Einsatz unter dem Putz – so kann man bestehende Steckdosen nachrüsten, ohne dass die Änderung sichtbar ist. Ähnlich wie bei Zigbee sollten die Z-Wave-Produkte verschiedener Hersteller theoretisch zusammenarbeiten, aber auch hier gibt es in der Praxis immer Probleme, wenn ein Anbieter seine App oder Produkte zu sehr anpasst oder mit eigenen Funktionen ausrüstet. Es lohnt sich, einem Anbieter treu zu sein.
Fazit
Die Zwischenstecker sind nicht billig. Doch je nach Verbraucher und aktivierter Zeitschaltung können sich einzelne Zwischenstecker innerhalb eines Jahres amortisieren. Dazu kommen clevere Zusatzfunktionen. Ein Beispiel: Mit einem smarter Zwischenstecker schaltetet man bequem Steckdosen hiner Schränken, ohne die Möbel verrücken zu müssen.
Die Zwischenstecker eigenen sich sehr gut, um verschiedene Verbraucher schnell zu überprüfen. So bestätigt man offensichtliche Stromfresser und bekommt eine eine Übersicht, was einzelne Geräte tatsächlich benötigen. Gerade in einem smarten Haushalt, in dem die Anzahl der Komponenten explodiert, macht es Sinn, sich über den realen Verbrauch zu informieren.