Die meisten aktuellen Smartwatches, Sportuhren und Fitness-Tracker kommen mit einer optischen Pulsmessung. Diese zeigt den Puls im Alltag und beim Sport an, mit einer großen Ausnahme: Schwimmen stellt diese Messungen vor Probleme. Denn die Geräte nutzen meist eine grüne LED, um den Puls unter der Haut zu messen. Wenn Wasser zwischen Pulsmesser und der Haut ist, wird die Messung ungenau. Die meisten Tracker schalten die Messung deswegen im Nass ab. Es gibt aber ein paar Ausnahmen, einzelne Geräte werden speziell mit Funktionen für Schwimmer beworben.
Wir haben einen Kollegen mit mehreren Uhren bewaffnet zum Schwimmen geschickt und geben Tipps, welche Produkte sich Schwimmer genauer ansehen sollten. Wichtig bei allen solchen Uhren: Im Wasser muss die Uhr fest an der Haut liegen. Idealerweise sollte man sie festziehen, bevor die Hand nass wird. Die Schwimmuhren tracken den Fortschritt meist über zwei unterschiedliche Systeme: Im Pool, egal ob draußen oder drinnen, nutzen sie die Bahnen und erkennen, wenn der Schwimmer umdreht. Dazu muss vorab oft die Bahnlänge vorab eingestellt werden. Im offenen Wasser verwenden sie, falls vorhanden, GPS oder andere Positionsdienste. Oder sie berechnen die Entfernung auf Grundlage der Schwimmzüge.
Fitness-Tracker
Die meisten günstigen Fitness-Tracker sind im Wasser unbrauchbar. Geräte wie der günstige Xiaomi Mi Band 4 (Testbericht) sind zwar zum Schwimmen geeignet, es wird aber maximal die Zeit gemessen. Die Bahnerkennung ist meist wenig brauchbar. Eine Ausnahme ist der Tracker Samsung Gear Fit 2 Pro (Testbericht) . Der wird zumindest dediziert für Schwimmer beworben und kommt mit der App vom Schwimmausrüstungshersteller Speedo.
Samsung Gear Fit 2 Pro
Der Tracker setzt vor allem auf den SWOLF-Wert, eine Maßeinheit für die Effizienz beim Schwimmen. Dieser entsteht aus den benötigten Schwimmzügen pro Bahn und der Zeit in Sekunden. Entsprechend wichtig ist es, dass der Tracker die Bahnen zuverlässig erkennt. Wenn dies nicht funktioniert, dann taugt auch der SWOLF-Wert nichts. Beim Gear Fit 2 Pro funktioniert die Erkennung im Pool gut. Dazu hat der Tracker ein integriertes GPS und kann sich über das WLAN eigene Musik-Playlisten von Spotify herunterladen.
Sportuhren
Die meisten Sportuhren aus unseren Einzeltests bringen eine Erkennung für ein Schwimmtraining mit. Dabei gibt es aber große Unterschiede. Konkret haben wir den Kollegen mit der Polar Vantage M (Testbericht) und der Garmin Venu (Testbericht) in die Fluten geschickt.
Bei der Vantage M fällt das Urteil wenig erfreulich aus. Zunächst muss die Bahn mindestens 20 Meter Länge haben, die 16,67-Meter-Bahn unseres Testers ließ sich nicht einstellen. Er wählte die nächstmögliche Einstellung und schwamm los. Die Vantage M erkannte die Bahnen im Brustschwimmen gut, hatte aber mit dem Krausstil offenbar Probleme und zählte diese Bahnen nicht. Ein zweiter Test auf einer 25-Meter-Bahn zeigte ein ähnliches Ergebnis: Brustschwimmen wurde erkannt, Kraulen nicht.
Mit der Garmin Venu lief es deutlich besser. Die Bahnerkennung war laut unserem Tester absolut zuverlässig, egal ob Brust, Kraul oder Delphin-Schwimmen. Allerdings ist die Nutzerführung nicht so intuitiv wie bei der Vantage M. So ging eine komplette Trainingseinheit verloren, weil nicht klar war, wie man die Einheit endgültig abschließt. Die Option war etwas versteckt, für die nächsten Trainingseinheiten hatte sie unser Tester dann korrekt gefunden.
Garmin Venu
Schwimmer sollten sich entsprechend nicht nur auf die Fähigkeit „Wasserdicht” verlassen, sondern bei einer Multisportuhr genau prüfen, wie gut die Schwimmfunktion ist. Dabei sollte man zudem darauf achten, dass sich ein externer Pulsgurt mit der Sportuhr verbinden lässt. Diese Gurte besitzen messen die Herzfrequenz über Elektroden auf der Haut und leiden deswegen nicht unter den Nachteilen optischer Pulsmesser. Allerdings kann es sein, dass unter Wasser die Funkverbindung zwischen Pulsmesser und Pulsuhr instabil ist. Idealerweise sollte man daher beide Techniken nutzen. Garmin, Polar und Suunto können externe Pulsmesser auslesen.
Schwimmuhren
Wer wirklich viel schwimmt, der sollte sich gleich eine dedizierte Schwimmuhr ansehen. Als Vertreterin dieser Kategorie haben wir die Garmin Swim 2 ausprobiert. Das Testfazit fällt sehr gut aus. Wie auch die Venu hatte die Swim 2 eine absolut zuverlässige Erkennung der Bahnen. Unser Tester hat es nicht geschafft, die Swim 2 aus dem Tritt zu bringen.
Ein Punkt ist das Design der Garmin Swim 2 und aller anderen Schwimmuhren. Sie sehen einfach zu sehr nach Puls- und Sportuhr aus. Auch wenn sie von den Profilen und der Leistung her für unseren Tester ideal wäre, er würde wegen der besseren Integration in ein Alltags-Outfit im Zweifel eher zur schickeren Venu greifen.
Die Schwimmuhren eignen sich für alle, die mit einem separaten Gerät für den Sport leben können, etwa einer echten Uhr oder einer anderen Smartwatch. Auch hier sollte man darauf achten, dass Schnittstellen wie ANT+ von der Uhr unterstützt werden, um Daten von Pulsgurten empfangen zu können.
Fazit
Nur weil ein Fitness-Tracker wasserdicht ist, heißt es nicht, dass er sich gut zum Schwimmen eignet. Wie bei den normalen Sportuhren und Fitness-Trackern gibt es im Detail massive Unterschiede in der Qualität des Trackings. Klassische Hersteller von Sport-Trackern schalten hier meist besser ab als Hersteller, die etwa aus dem Smartphone-Bereich kommen. Die Ausnahme ist hier die Gear Fit 2 Pro von Samsung. Es kommt aber wie immer darauf an, welche Ansprüche man an die Fitness-Geräte stellt und wie groß das eigene Budget ist.
Mehr Informationen zu Sportuhren zeigen wir in unserer Themenwelt Sportuhren . Dort haben wir einen Vergleichstest zu elf Sportuhren veröffentlicht und klären in diesem Ratgeber, worauf Sportler und Jogger achten müssen.