Smarte Türklingeln sind praktische Helfer, um das eigene Zuhause smarter, bequemer und letztlich auch sicherer zu machen. Sie ersetzen Gegensprechanlage sowie Türspion und bringen die Klingel mit Video und Audio auf das Smartphone und damit immer genau dorthin, wo man sich gerade befindet. Im Idealfall kann der Bewohner etwa dem Postboten über App und VoIP Anweisungen geben, wo er das Päckchen hinterlegen soll.
Einige Systeme verfügen über Bewegungsmelder, die nach einer Alarmmeldung automatisch Videos aufzeichnen – entweder lokal oder in der Cloud. Auch eine Kopplung mit einem smarten Türschloss (Kaufberatung: sichere Smartlocks für die Haustür) ist denkbar, um etwa die Reinigungskraft aus der Ferne ins Haus zu lassen. Für einen erhöhten Sicherheitsaspekt sind einige der Systeme mit weiteren Kameras koppelbar.
Mittlerweile bieten Hersteller eine breite Auswahl an smarten Türklingeln zum Nachrüsten für jeden Geldbeutel an. Bei den günstigsten Varianten handelt es sich um einfache Modelle, die über Funk eine Klingel ertönen lassen. Eine Kamera oder Benachrichtigungen gibt es bei diesen Modellen nicht, sodass sie das Prädikat „smart“ nicht verdienen. Bei dieser Kaufberatung konzentrieren wir uns daher auf WLAN-Klingeln mit Kamera, die bereits ab etwa 35 Euro erhältlich sind. Varianten mit Top-Ausstattung sind wie die Eufy Video Doorbell Dual (Testbericht) mit über 200 Euro aber deutlich teurer. Nach oben ist die Skala – wie so häufig – offen. So kostet die fest verdrahtete Doorbird Video-Türsprechanlage D21DKV über 2600 Euro. Dafür ist sie dann auch für Mehrfamilienhäuser mit bis zu 100 Bewohnern geeignet.
Neben den Modellen, die eine herkömmliche Türklingel ersetzen, gibt es außerdem noch sogenannte digitale Türspione. Sie bestehen aus einer Außeneinheit mit Kamera und Klingelknopf sowie einem innen montierten Display. Die günstigsten Modelle sind ab etwa 50 Euro erhältlich, während besonders gut ausgestattete Varianten wie die Ezviz CP4 (Testbericht) über 150 Euro kosten.
Digitale Türspione
Digitale Türspione lassen sich besonders einfach montieren – zumindest prinzipiell. Zunächst entfernt man den klassischen Türspion und ersetzt diesen mit der digitalen Variante. Bei unserem alten Türspion-Modell muss man für die Demontage lediglich das nach außen gerichtete Element abschrauben und die Fassung von innen herausziehen. Klingt zunächst einfach, kann in der Praxis dann doch etwas schwieriger sein. Im Test war die Fassung verklemmt, sodass wir Hammer und Schraubenzieher zu Hilfe nehmen mussten. Keine große Sache, aber laut wird es dabei trotzdem.
Außerdem mussten wir für den Einbau der Ezviz CP4 mit einer Bohrmaschine und einem Bohrer mit einem Durchmesser von 5/8 Zoll den Türspion-Kanal vergrößern, sodass wir die Kameraeinheit von außen einsetzen konnten. Montagematerial gehört zur Standardausstattung, sodass wir anschließend mit den dafür vorgesehenen Befestigungsschrauben den Montagefuß mit der Kameraeinheit verschrauben konnten. Die Montage war trotz dieser Schwierigkeiten nach etwa 15 Minuten erledigt.
Hinsichtlich Ausstattung unterscheiden sich die digitalen Türspione. Die Ezviz CP4 bietet etwa FullHD-Auflösung mit einem diagonalen Sichtfeld mit 166° inklusive Nachtsicht, einen 4600 mAh starken Akku sowie einen 4,3 Zoll großen Farb-LCD. Sie wird über die Ezviz-App gesteuert und bietet auch eine Gegensprechfunktion. Das Gerät nimmt über WLAN Kontakt zum heimischen Router auf und lässt sich damit auch aus der Ferne bedienen. Dank PIR-Sensor warnt das Modell schon bevor jemand die Klingel betätigt.
Entsprechende Benachrichtigungen werden unverzüglich übermittelt, sodass man etwa mit dem Paketboten über die Gegensprechfunktion die Ablage der Sendung besprechen kann. Videos speichert sie lokal auf einer microSD-Karte, sodass man nicht wie bei der Ring Video Doorbell 3 Pro (Testbericht) oder der Arlo Video Doorbell ein kostenpflichtiges Cloud-Abo für sämtliche Funktionen wie für einen 30-tägigen-Videoverlauf benötigt.
Die Ezviz CP4 ist kompatibel zu den Sprachassistenten Google Assistant und Amazon Alexa. In Verbindung mit einem smarten Display (Ratgeber) können Anwender den Kamera-Livestream auch an ein kompatibles Gerät wie Nest Hub oder Echo Show ausgeben. Bei Amazon ist sie aktuell mit einem Rabatt in Höhe von 25 Euro für 145 Euro erhältlich.
Günstigere Varianten wie die knapp 50 Euro teure Schwaiger TS100 532 transportieren hingegen lediglich das Kamerabild auf einen internen Bildschirm. Ein kurzer Tastendruck genügt, um zu sehen, was vor der Tür passiert. Mehr Informationen über diese Varianten bietet unser Ratgeber Digitaler Türspion mit und ohne App: Günstig und schnell montiert.
Smarte Video-Türklingeln
Smarte Video-Türklingeln, die nicht den Türspion ersetzen, sondern als herkömmliche Klingel neben der Tür Platz finden, können das alte Modell komplett ersetzen, sodass auch der alte Tür-Gong integriert wird. Zu den beliebtesten derartigen Nachrüstlösungen gehören Modelle von Ring. Inzwischen gibt es von Ring bereits die vierte Version seiner Video Doorbell. Doch auch die älteren Varianten wie die Video Doorbell 2 (Testbericht) oder die Video Doorbell 3 Plus (Testbericht) sind noch erhältlich. Sie laufen entweder parallel zur alten Türklingel per Akku und eignen sich so auch als Zweitklingel für den Partykeller oder die Kinder. Alternativ ersetzen den herkömmlichen Taster. Dafür speist man sie zwischen dem klassischen Wechselstrom-Klingeltrafo und Klingel ein und versorgt sie so dauerhaft mit Energie. Die Installation ist kein Hexenwerk. Dennoch sollte hierfür dringend die Anleitung gelesen werden, denn je nach existierendem Setup benötigt die Ring eine zusätzliche Diode oder einen Widerstand.
Nach der erfolgreichen Installation läutet beim Betätigen des Tasters nicht nur der Gong im Inneren der Wohnung, sondern es erscheint fast zeitgleich zusätzlich eine Push-Benachrichtigung auf den Smartphones der Bewohner. Auf Wunsch baut die App nun eine Video- und Audioverbindung zum Sender vor der Tür auf. Leider dauert dies mit bis zu zehn Sekunden vergleichsweise lang. Ring speichert die Videos auf den Servern des Herstellers – allerdings fällt dafür nach Ablauf der ersten 30 Tage eine monatliche respektive jährliche Gebühr an.
Ring bietet neben der Video Doorbell 2 auch eine Pro-Variante, die neben ein paar weiteren Extras zusätzlich einen Transformator zur Stromversorgung mitbringt. Der Hersteller erweitert sein Ökosystem regelmäßig um weitere Komponenten. Dazu gehört die WLAN-Kamera mit Solar Ring Spotlight (Testbericht) und die WLAN-Kamera mit LED-Strahler Ring Floodlight (Testbericht). Neben der reinen WLAN-Türklingel macht das Vorhandensein weiterer Geräte den Kauf zukunftssicher. Denn häufig sind sie nicht zu Fremdlösungen kompatibel.
Alternativ bieten die Modelle Nest Hello, Doorbird D101 und Abus Smart Security World technisch vergleichbare System, die sich jedoch im Detail durch einige Features abgrenzen. So erkennt Nest Hello (Testbericht) etwa Gesichter.
Video-Türklingel mit Paketüberwachung
Mit der Eufy Video Doorbell Dual (Testbericht) gibt es inzwischen auch Varianten, die über zwei Objektive verfügen. Damit behält die Kamera ein vor der Tür abgelegtes Paket immer im Blick. Die Eufy bietet außerdem mit einer Auflösung 2560 × 1920 Bildpunkte mit das schärfste Bild aller Video-Türklingeln. Selbst die Paketkamera löst mit 1600 × 1200 Pixeln auf. Und auch bei Gegenlicht und bei Nacht gibt sich die Eufy keine Blöße. Bei Bedarf können Anwender sogar einen HDR-Modus aktivieren. Dafür zählt sie mit knapp 220 Euro aber auch zu den teuersten Varianten.
Probleme bei der Montage
Problematisch bei einer Montage ist vor allem, wenn neben der Tür kein Platz ist und die Video-Türklingel seitlich montiert werden muss. Dann ist es von Vorteil, wenn im wie bei der Eufy Video Doorbell Dual im Lieferumfang eine Montageplatte enthalten ist, die sich abwinkeln lässt, sodass die Kamera überhaupt das Geschehen im Eingangsbereich erfassen kann. In dieser Situation ist es besonders vorteilhaft, wenn das Objektiv ein großes Sichtfeld bietet.
Günstige Alternativen ab 35 Euro
Aber es gibt auch deutlich günstigere Lösungen, bei denen man unter Umständen auf Support, Software-Updates und hohe Zuverlässigkeit verzichten muss. Dafür kosten sie teilweise nur ein Bruchteil. Dazu gehört die Acme SH5210 (Testbericht), die bereits für etwa 35 Euro den Besitzer wechselt.
Fazit
Nachrüstlösungen für die Türklingel erweitern diese um nützliche Features wie Gegensprechanlage und Videoüberwachung. Zusätzlich erhalten Bewohner eine Push-Benachrichtigung auf ihr Smartphone und können via Zwei-Wege-Audio zum Beispiel mit dem klingelnden Postboten reden.
Smarte Türklingel gibt es in Form von digitalen Türspionen und als Varianten, die neben der bisherigen Türklingel oder statt dieser montiert werden. Wer die beste Lösung für den jeweiligen Einsatzzweck sucht, ist mit der Ezviz CP4 für aktuell 145 Euro und der Eufy Video Doorbell Dual für knapp 220 Euro gut bedient.
Wer nur den klassischen Türspion mit einer digitalen Variante ersetzen möchte, die lediglich das Geschehen vor der Tür auf ein internes Display überträgt, findet vielleicht das Schwaiger-Modell TS100 532 interessant. Und als klassische Türklingel kommt als günstige Alternative die Acme SH5210 in Betracht, die bereits für 35 Euro erhältlich ist.
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