Beim Sport, besonders beim Laufen, kann man mit Musik, Hörbüchern oder Podcasts so richtig abschalten. In unserem Ratgeber zeigen wir, worauf man beim Kauf neuer Kopfhörer achten sollte. Warum geben wir die Empfehlung für Jogger und nicht Sportler allgemein? Laufen ist für Kopfhörer keine einfache Sportart. Ständige Erschütterung rüttelt nicht nur an den Lautsprechern im Ohr, sondern lässt auch ein eventuell vorhandenes Kabel herumfliegen. Wenn ein Kopfhörer beim Laufen einen guten Job macht, dann sollte er wahrscheinlich genauso für andere Sportarten taugen. Das bestätigen die Tests der Sportkopfhörer auf unserer Themenseite . Die haben wir primär beim Laufen getragen, aber natürlich auch im Alltag, beim Radfahren oder Bouldern.
Schutz gegen Schweiß und Wasser
Der erste große Tipp im Vergleich zu anderen Kopfhörern ist der Schutz gegen Schweiß und (Spritz-)Wasser. Wer läuft, der schwitzt. Wichtig ist daher, dass die Kopfhörer keine offenen Stellen haben, an denen der Schweiß eindringen und die Elektronik zerstören kann. Allein aus Hygiene sollten sie rudimentär gegen Wasser geschützt sein. Das muss kein Schutz für Schwimmer und gegen Untertauchen sein, aber man sollte die Kopfhörer kurz im Wasser abspülen können. Die meisten Hersteller nutzen eine der IP-Zertifizierungen, allerdings nicht alle: Es lohnt sich, in die Beschreibung und die technischen Daten der verschiedenen Geräte zu blicken.
Die Tabelle zeigt, wofür welche IP-Schutzklasse steht. Die Kopfhörer ignorieren meist den Schutz gegen Staub, sodass beispielsweise IPx4 auf der Packung steht.
1. Ziffer | Schutz gegen Berührung / Fremdkörper | 2. Ziffer | Schutz gegen Wasser |
---|---|---|---|
0 | ungeschützt | 0 | ungeschützt |
1 | Schutz gegen Fremdkörper > 50 mm / Schutz gegen Berührung mit dem Handrücken | 1 | Schutz gegen Tropfwasser |
2 | Schutz gegen Fremdkörper > 12 mm / Schutz gegen Berührung mit dem Finger | 2 | Schutz gegen Tropfwasser < 15 °C |
3 | Schutz gegen Fremdkörper > 2,5 mm / Schutz gegen Berührung mit Werkzeugen | 3 | Schutz gegen Sprühwasser |
4 | Schutz gegen Fremdkörper > 1 mm / Schutz gegen Berührung mit Draht | 4 | Schutz gegen Spritzwasser |
5 | Schutz gegen Staub / Schutz gegen Berührungen | 5 | Schutz gegen Strahlwasser |
6 | staubdicht, Schutz gegen Berührung | 6 | Schutz gegen schweres Strahlwasser |
7 | Schutz gegen zeitweises Untertauchen | ||
8 | Schutz gegen dauerhaftes Untertauchen | ||
Quelle: Heise.de |
Passform
Neben Schutz gegen die Elemente ist die Passform essenziell. Der beste Kopfhörer nützt nichts, wenn er aus den Ohren hüpft. Im Grunde haben sich dafür zwei Techniken durchgesetzt. Entweder haben die Kopfhörer kleine Flügel, die man in die Ohrmuschel dreht und die die Lautsprecher festhalten. Oder es gibt Ohrbügel, mit denen die Geräte an den Ohren hängen. Letztere gibt es zum Nachrüsten, etwa für die beliebten Apple Airpods (Ratgeber: Das wichtigste Zubehör) .
Wer kein Problem mit den Silikonflügeln hat, bekommt oft die bessere Passform. Zumal meist mehrere Optionen in unterschiedlichen Größen vorliegen. So kann man beide Stöpsel an die eigenen Ohren anpassen.
Etwas schwieriger wird es, wenn man kein Silikon möchte oder verträgt. Dennoch, es gibt zahlreiche passende Kopfhörer, wie unser Ratgeber: In-Ear-Kopfhörer ohne Gummiaufsätze zeigt. Doch bauartbedingt passen diese Kopfhörer oder eben nicht. Anpassungen sind kaum möglich, ein Abschotten von der Außenwelt funktioniert oft weniger gut. Dennoch, wem Apple Airpods (Testbericht) oder Huawei Freebuds 3 (Testbericht) passen, der kann natürlich damit sporteln. Im Straßenverkehr ist es dagegen natürlich von Vorteil, wenn man nicht komplett isoliert ist, sondern etwas von der Umgebung mitbekommt.
Kabel
Die einfachste Lösung sind Kopfhörer mit Kabel. Der Einstieg ist günstig, es gibt sie in nahezu jeder Form und sie benötigen selbst keinen Strom. Doch das Kabel ist der große Nachteil: Es geht im Weg um, vor allem, wenn das Smartphone in der Hosentasche steckt. Bleibt man hängen, rupft es die Stecker aus den Ohren. Sprich, wer mit solchen Kopfhörern zum Laufen geht, der sollte idealerweise das Smartphone weiter oben tragen, etwa am Oberarm. Passende Hüllen aus Neopren samt Display-Schutz gibt es zuhauf. Die meisten der dedizierten Sportkopfhörer setzen auf 3,5-mm-Klinke, bei vielen aktuellen Smartphones benötigt man also einen Adapter (der aber oft dem Handy beiliegt).
Bluetooth
Unsere Favoriten sind In-Ear-Kopfhörer mit Nackenbügel oder Kabel, an dem Akku, Fernbedienung & Co. angebracht sind, die sich per Bluetooth mit dem Smartphone verbinden. Dafür gibt es mehrere Gründe: Das lästige Kabel zum Handy fällt weg. Wo das Smartphone ist, ist also egal. Zudem sorgt das Kabel oder der Nackenbügel dafür, dass weniger Technik im eigentlichen Ohrstöpsel sein muss. Gute Hersteller nutzen den verfügbaren Platz, um einen möglichst großen Akku einzubauen - unser Highlight waren hier die Oneplus Bullets Wireless (Testbericht) . Andere, etwa Sennheiser bei den CX Sport (Testbericht) , balancieren das Kabel mit zwei Elementen so aus, dass beim Sport gleichmäßig belastet ist. Warum das wichtig ist, zeigen die Anker Soundcore Spirit Pro (Testbericht) . Die sind zwar sehr gut und lassen sich magnetisch zusammenklippen, da aber Akku und Fernbedienung auf einer Seite des Kabels ist, kommt es beim Laufen zu einer „Unwucht”.
Bestenliste: Sportkopfhörer mit Bluetooth
Ein weiterer großer Vorteil: Die Geräte sind billig. Produkte wie die überraschend brauchbaren, etwas basslastigen SMS Audio Wireless Sport (Testbericht) gibt es ab etwa 21 Euro.
True Wireless
Komplett ohne Kabel und meist mit schicker Ladeschale. True-Wireless-Kopfhörer (Tests und Themenwelt) sind ohne Frage beim Design oft ganz vorne. Wer sie aber zum Laufen nutzen möchte, der sollte genau aussuchen. Denn da die komplette Technik im linken und rechten Ohr stecken muss, sind die Geräte vergleichsweise schwer. Hier ist der gute Sitz essenziell.
Für diesen Ratgeber haben wir die JBL Reflect Flow in verschiedenen Sportarten ausprobiert. Die gute Nachricht: Die Dinger sitzen bombenfest; halten selbst bei wilden Sportarten. Klang und Bass sind gut ausgewogen, auf Wunsch kann man die Mikrofone an den Kopfhörern nutzen, um in zwei Stufen die Umweltgeräusche durchzulassen. Ähnlich gut schlagen sich die älteren, aber immer noch aktuellen Bose Soundsport Free (Testbericht) . Weniger zum Laufen geeignet fanden wir die Melomania 1 von Cambridge Audio (Testbericht) . Durch die Vibrationen lockerten sich die Kopfhörer beim Laufen immer wieder, da fehlen einfach die kleinen Flügel für die Ohren.
Kurioses: Knochenschall, Sonnenbrillen, Mützen
Zum Glück ist man nicht nur auf langweilige Kopfhörer beschränkt. Gerade bei Sportlern sind die Hersteller immer wieder mutig und probieren neue Formfaktoren. Ein gutes Beispiel sind etwa die Knochenschallkopfhörer von Aftershokz (Testbericht) . Der Klang wird über Vibrationen an der Schläfe übertragen. Im Test reichten die Geräte allerdings höchstens für musikalische Hintergrundbeschallung, Hörbücher oder Podcasts waren schwer zu verstehen. Dafür bleiben die Ohren frei, was etwa beim Radeln in der Stadt wichtig sein kann. Ebenfalls freie Ohren aber einen anderen Ansatz biete die Brille Bose Frames (Testbericht) . Die Lautsprecher sind dabei in die Bügel eingebaut. Das klingt in der Praxis überraschend gut – wenn auch zu einem heftigen Preis. Dafür versteht man damit auch Sprache sehr gut. Zum Laufen taugt die Brille weniger, zum Radfahren dagegen schon.
Wer eher bei kaltem Wetter unterwegs ist, der interessiert sich vielleicht für das System von Earebel (Ratgeber) . Kurz gesagt werden dabei die Kopfhörer in eine Mütze oder ein Stirnband eingesetzt und lassen sich auswechseln. Sprich, zum Laufen kann man das Stirnband nutzen, für den Alltag dagegen eine vernünftige Mütze. Der Klang war im Test gut, allerdings konnten die Kollegen in der Umgebung die Musik deutlich mithören.
Fazit
Beim Joggen und jedem anderen Sport kann man mit Musik oder Podcasts oft besser trainieren. Die Audioinhalte in den Gehörgang zu bekommen ist dabei kein Problem, die Frage ist nur, wie. Im Alltag würden wir zunächst zu klassischen Bluetooth-Kopfhörern mit Kabel zwischen den Lautsprechern raten. Sie sind in fast jeder Form zu bekommen und bieten ein sehr gutes Verhältnis zwischen Preis und Leistung. Die Kabelkopfhörer würden wir für den Notfall oder als Ersatz in der Sporttasche sehen.
Beim Thema True Wireless wird es schwerer. Ja, die Geräte von JVC oder Bose sind sehr gut und dank des Etuis meist vollgeladen (anders als etwa die klassischen Bluetooth-Kopfhörer). Dafür sind sie deutlich teurer und können vergleichsweise schwer sein. Dazu kommt, dass man sich oft zwischen Style und Sport entscheiden muss.