Ratgeber: Elgato Stream Deck und Alternativen für Streamer

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Stream Decks und spezielle Tastaturen machen Streamern das Leben einfacher. Wir testen die Produkte von Elgato und stellen Alternativen vor.

Als Streamer hat man alle Hände voll zu tun. Programmierbare Zusatztastaturen und -panels versprechen, bei einer Live-Sendung viel Arbeit abzunehmen. Warum sich aber nicht gleich jeder Hobby-Streamer auf eines der mitunter teuren Geräte stürzen sollte, erklären wir in unserem Ratgeber.

Auf dem ersten Blick scheint das Streamen von Spielen einfach zu sein: Man nimmt seinen Bildschirm auf, hält sein Gesicht in die Kamera und erzählt etwas Quatsch, oder? Tatsächlich ist Streamen doch etwas komplizierter, denn Multitasking will erst einmal gelernt sein. Spiele erfordern viel Aufmerksamkeit, vor allem Actiontitel, in denen schnelle Reaktionen gefragt sind. Gleichzeitig muss ein Streamer auf den Live-Chat reagieren. Je populärer man ist, desto mehr Nachrichten rauschen hindurch. Völlig ignorieren darf man die Zuschauer nicht, denn Interaktion macht für viele Menschen überhaupt den Reiz eines Live-Streams aus.

Damit die Sendung an Professionalität gewinnt, nutzen viele Streamer dynamische Einblendungen, die sie zuvor in Programmen wie OBS (Open Broadcasting Software, Grundlagenartikel bei Mac & i ) oder X-Split angelegt haben. Dann kommen Titel, Bauchbinden oder andere Grafikelemente hinzu, wie man es aus dem Fernsehen kennt. Und dann ist da noch Social Media: Programmankündigungen, Zeiten, Shoutouts, Gewinnspiele - all das kann man auf Twitter, Facebook und Co bekannt geben. Am besten parallel zum Stream, um vielleicht noch mehr Zuschauer ins Boot zu holen.

Streamer brauchen viel Koordinationsgeschick, um all diese Aufgaben fließend zu bewältigen. Zwar sind selbst hoch budgetierte Streams von großen Turnierveranstaltungen nicht so strikt in ihrer Planung wie klassische Live-Fernsehsendungen, aber der Gesamtaufwand kommt da schon nah ran. Je nach Anspruch muss sogar eine Einzelperson an einem kleinen Schreibtisch ein ganzes Studio emulieren – mit Mikrofon (Themenwelt) , Kamera, reichlich Software und Video-Capture-Hardware (Ratgeber) . Zwar lassen sich viele Aufgaben über Tastenkürzel auf der normalen Computertastatur erledigen, aber meistens ist das Wechseln zu anderen Programmfenstern nötig. Um einen Tweet abzusetzen, muss man erst einmal in einen Twitter-Client wechseln. Keine große Sache – wenn jetzt nicht bloß ein paar Tausend Leute zusehen würden, für die jede verschwendete Sekunde seltsam unkoordiniert wirkt.

Für solche Aufgaben gibt es hilfreiche Werkzeuge, die allerdings noch so sehr in einer Marktnische sitzen, dass sie keinen allgemeinen Namen haben. Am ehesten passt “Kontrollpult” oder “programmierbare Tastatur”, wobei Elgato mit seinem Produkt “Stream Deck” die treffendste Benennung gefunden hat.

Auf dem ersten Blick wirken diese Helfer unscheinbar: Es sind programmierbare Tasten auf einem physikalischen Pult. Man drückt etwas, und daraufhin löst man eine Aktion aus. Auch virtuelle Versionen auf Smartphones sind möglich. Die wahre Macht hinter Stream Decks kommt aber durch die Flexibilität der zugehörigen Software: Die gewünschten Aktionen können erst einmal simpel sein, wie etwa der Start eines Spiels oder einer Applikation.

Richtig interessant wird es aber mit der Schnittstelle zu OBS oder Twitch, denn dann lassen sich komplexere Aktionen über einen Tastendruck erledigen. Über einen Hotkey kann man dann zum Beispiel eine ganze Szene in OBS wechseln. Heißt: Das gerade gestreamte Bildschirmlayout lässt sich wie in einem TV-Studio auf Knopfdruck auf ein anderes Preset umschalten.

Eine zusätzliche programmierbare Tastatur ist nicht nur für Streamer interessant, sondern grundsätzlich für jeden, der mit Video oder Audio arbeitet. In einem Videopodcast oder einer Sendung, die in einer Studiokulisse gefilmt wird, kann ein programmierbarer Controller ein wertvolles Werkzeug für fokussiertes Arbeiten sein.

Zum Beispiel lässt sich darüber das Licht steuern oder zwischen verschiedenen Kameraquellen wechseln. Die Funktionalität ist dabei aber nicht nur von der Software, sondern auch von den Eingabemethoden des Geräts abhängig. Das Stream Deck von Elgato besteht nur aus Knöpfen, während Produkte von Tangent hingegen über Regler, Joggler und Trackballs verfügen. Das Tangent Ripple Control Surface ist etwa speziell für Video Editing und Color Grading ausgerichtet und arbeitet gut mit DaVinci Resolve oder Final Cut Pro X zusammen.

Um das Elgato Stream Deck näher an solche Programme zu bringen, musste man eine Zeitlang mit externen Programmen wie AutoHotKey oder Karabiner tricksen, doch seit dem Update 3.1 gibt es nativen Macro-Support. Elgato nennt ihn schlicht “Multi-Action-Button”. Seitdem ist die Videocutter-Community dabei, fleißig maßgeschneiderte Lösungen für ihre Editing-Umgebung zu basteln. Zum Beispiel auf Reddit. Der Dritthersteller SideShowFX.net unterstützt die Sache mit kostenlosen Icons für DaVinci Resolve.

Stärker auf den Ton beim Streaming ist der GoXLR von TC Helicon ausgerichtet. Es kommt als eine Art Hybrid zwischen Mischpult und Steuerpult daher, dass den Audiosignalweg vereinfachen soll. Es verfügt daher über einen XLR-Eingang, einen Multi-Channel-Mixer mit Schiebereglern und Midas-Preamps. Auch hier gibt es programmierbare Tasten, aber sie sind vornehmlich für Effekt-Presets gedacht. Wie bei einer Loop-Maschine kann man hier zum Beispiel live Tonaufnahmen speichern und später wiedergeben. Der GoXLR ist also im Anwendungsfall sehr speziell. An diesem Gerät zeigt sich auch am ehesten, was der große Nachteil an derartigen Zusatzcontrollern ist: Ohne die hauseigene Herstellersoftware geht hier nichts. Der GoXLR wird nach Anschluss via USB nicht einmal von Windows erkannt. Auch die Produkte von Tangent oder Elgato sind stark von eigener Software abhängig. Das bedeutet: Stellt der Hersteller die Unterstützung für die Hardware ein, hat man bald nicht mehr als ein unbenutzbares Stück Plastik in der Hand. Das tut vor allem auch wegen des Preises weh, denn selbst das kleinste Stream Deck mit nur 6 Tasten schlägt mit etwa 100 Euro zu Buche. Tangent befindet sich am anderen Ende des Spektrums und kratzt an der 1000 Euro Marke. Fairerweise muss man aber sagen, dass vor allem Elgato bisher regelmäßig Updates veröffentlicht, weshalb eine zeitnahe Einstellung bisher nicht wahrscheinlich ist.

Die absolut günstigste Alternative zum Streamdeck ist eine externe Mini-Tastatur, die man über Programme wie Karabiner oder AutoHotKey konfiguriert. Prinzipiell reicht dazu ein externes Ziffernfeld aus, aber es gibt auch stylisch aussehende Lösungen, wie das günstige Logilink ID0181, die Redragon K585 DITI Einhand Gaming oder das Razer Tartarus V2.

Diese sind eigentlich dazu gedacht, um zum Spielen mehr Platz auf dem Schreibtisch zu schaffen, da sie für gängige WASD-Konfigurationen ausreichen. Der Redragon K585 DITI fällt vor allem durch seinen geringen Preis von rund 40 Euro auf und ist für diese Preisklasse gut verarbeitet. Allerdings gibt es eine Vielzahl ähnlicher Produkte mit ähnlichem Design, die teilweise noch wesentlich günstiger angeboten werden. Theoretisch ist es möglich schon ab 10 Euro eine Einhandtastatur zu erwerben, allerdings mit schwankender Produktqualität. Wer überhaupt erst einmal das Konzept eines zusätzlichen Panels während seines Alltags am Computer ausprobieren möchte, findet hier für wenig Geld womöglich einen Prototyp für den Testlauf.

Einhand-Tastaturen haben aber einen entscheidenden Nachteil: Auf ihnen kann man ohne selbst ausgedruckte Aufkleber nicht erkennen, was welche Taste auslöst. Die Besonderheit an Elgatos Stream Deck sind die LED-Bildschirme hinter den transparenten Tasten. Damit lässt sich über die Software jedes beliebige Bild oder Icon einblenden. Das ist besonders in stressigen Streamer-Situationen hilfreich. Das kleinste Stream Deck Mini mit 6 Tasten kostet mit 100 Euro nicht gerade wenig. Da jede Taste in unendlich genestete Unterordner strukturiert werden kann, können die wenigen Tasten unter Umständen bereits ausreichen. In einem Ordner kann man z.B. Twitch-Aktionen unterbringen, in einem anderen Funktionen für Streamlabs oder Mixer. Der Weg ist mit nur 6 Tasten nur länger und ggf. verwirrender. An der Verarbeitung des Stream Decks gibt es nichts zu bemängeln. Alle Versionen sind zwar nur aus Kunststoff, wirken aber fest und wertig. Bis auf eine Sache: Die Tasten haben keinen wirklichen Druckpunkt. Sie wirken weich, lassen sich mühelos eindrücken und es gibt kein spürbares Klicken. Ob die Aktion nun ausgeführt wurde, lässt sich nicht am haptischen Feedback erkennen. Diesen Kritikpunkt teilen sich alle Versionen des Stream Decks.

Lobenswert ist übrigens die Software zur Konfiguration des Stream Decks: Änderungen geschehen in Echtzeit und die Bedienung ist sehr einfach gehalten. Es lassen sich Profile anlegen, um das Stream Deck für mehrere Arbeitssituationen anpassen zu können. Sogar ein Ruhezustand lässt sich einstellen, damit die LEDs nicht den ganzen Tag hindurch leuchten.

In der Mittelklasse gibt es nicht viele Alternativen. Das Elgato Stream Deck mit 15 LCD-Tasten wird für etwa 140 Euro angeboten. Davon ab gibt es spezielle MIDI-Kontroller und Launchpads, die für Musiker ausgerichtet sind. Sie arbeiten vorwiegend mit Farben, wie etwa das Novation Launchpad X. Dieses und vergleichbare Produkte sind auf die Zusammenarbeit mit Musikprogrammen wie Ableton Live konzipiert. Für die Programmierung anderer Einsatzzwecke ist da eher der Expertkeys EK-58 für 150 Euro geeignet. Mit 58 Tasten ist es umfangreich, aber die Label müssen selbst ausgedruckt werden.

In dieser Preiskategorie finden sich die meisten Produkte. Für Streamer ist das Stream Deck XL die offensichtlichste Option. Es ist die umfangreichste Variante mit insgesamt 32 LCD-Tasten. Aufgrund der Größe hat Elgato dem Gerät einen stabilen Standfuß spendiert, der magnetisch auf der Rückseite befestigt wird. Die Funktion ist mit anderen Versionen des Stream Decks ansonsten identisch. Der Preis liegt bei ca. 250 Euro.

Eine Alternative für 300 Euro ist das X-Key-68 . LCD-Tasten gibt es keine, doch dafür ist ein Jogshuttle vorhanden, der beim Video-Editing oder für die Helligkeitseinstellung von Lampen sinnvoll sein kann. Häufiger Kritikpunkt bei diesem und ähnlichen Produkten weniger bekannter Hersteller ist die beigefügte Software. Besonders beim X-Key-68 gibt es viele Beschwerden von Kunden, dass die Software fehleranfällig und instabil sei. Das ist für einen so hohen Preis selbstverständlich inakzeptabel.

Speziellere Lösungen, wie die bereits angesprochenen Panels von Tangent oder das GoXLR, gehen ebenfalls ab 300 Euro los. Wenn es aber tatsächlich bloß um Videostreaming geht, bleibt bezüglich des Preises und der Funktionalität das Stream Deck von Elgato die bisher beste Lösung. Das liegt weniger an der Hardware, als an der guten Software.

Von Elgato kommt Stream Deck Mobile für iOS, die den genannten Stream-Decks optisch gleicht. Allerdings erwirbt man die App nicht einmalig zum Festpreis, sondern bezahlt einen Online-Dienst, der 2,99 Euro im Monat kostet. Je nach Dauer eines Projekts kann das trotzdem eine gute Alternative sein. Das Layout sieht 15 Tasten vor, die nach dem gleichen Prinzip wie das Hardware-Pendant konfiguriert werden. Wie gut die virtuellen Tasten reagieren, ist aber selbstverständlich von der Leistung des Smartphones und der lokalen Netzwerkverbindung abhängig. Physikalische Hardware ist sicherlich weniger anfällig für Verzögerungen und Fehler. Dafür ist es aber nicht kabellos. Wenn die Steuerung durch den Moderator geschehen soll, der in einem Studio-Setup vor der Kamera steht, bei dem man keine Kabel verbergen kann, ist Stream Deck Mobile eine gute Lösung.

Wer es günstiger haben möchte, kann die App Deckboard ausprobieren. Die funktioniert ähnlich wie die App von Elgato und unterstützt Twitch und OBS direkt. Android-Nutzer können die Anwendung mit bis zu 12 Kacheln kostenlos ausprobieren. Die kostenpflichtige Pro-Version erweitert das auf bis zu 30 Kacheln pro Board. Eine andere App, die auch mit Mac und iOS arbeitet, ist Touch-Panel . Auch hier gibt es eine kostenlose Testversion und eine Pro-Version mit mehr Features.

Ob und welcher programmierbare Zusatzcontroller Sinn macht, ist also davon abhängig, wie aufwendig der Einsatzzweck ist. Der Hobbystreamer, der ab und zu am Wochenende eine Sendung macht, braucht vielleicht nicht unbedingt ein Stream Deck. Wer jedoch eines zur Arbeitserleichterung besitzt und ab und zu separat zum Twitch-Stream ein Video schneidet, braucht wiederum nicht unbedingt ein dediziertes Pult für den Videoschnitt. Das Stream Deck kann ausreichen, um bei der gelegentlichen Arbeit zu helfen.

Wer mit Streamen wenig am Hut hat, kann durch etwas Programmierung viel aus einem Stream Deck herausholen, ist aber mit einem anderen, zugeschnittenen Controller besser bedient. In allen Fällen ist aber klar: Eine Spielerei sind diese Geräte nicht. Mit ihnen lässt sich viel Zeit sparen und Arbeit abnehmen. Neben DIY-Lösungen ist das Stream Deck von Elgato bisher aber speziell für Streamer relativ alternativlos.

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