Qi-Empfänger zum Nachrüsten: billig und brandgefährlich

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Smartphones kabellos zu laden ist komfortabel. Die Nachrüstung alter Geräte ist weder teuer noch kompliziert. Techstage zeigt, ob sich das Upgrade lohnt.

Das kabellose Laden von Smartphones ist äußerst bequem und schont Lightning-Port oder USB-Buchse. Im Ratgeber: Die besten Qi-Smartphones bis 400 Euro zeigen wir günstige Smartphones, die die Technik für die induktive Energieübertragung gleich eingebaut haben. Passende Ladestationen finden sich im Vergleichstest Die besten Qi-Ladegeräte 2020, dort haben wir zehn aktuelle Geräte miteinander verglichen.

Und was, wenn das eigene Smartphone noch nicht zum alten Eisen gehört, aber das induktive Laden nicht unterstützt? Qi-Empfänger zum Nachrüsten versprechen Komfort für wenige Euros. Wir haben uns auf dem Markt umgesehen und die Lade-Empfänger im Alltag getestet.

Die Funktion der Qi-Empfänger zum Nachrüsten ist schnell erklärt. Die nur etwa einen Millimeter dicken Matten aus Kunststoff enthalten eine Empfangsspule und die notwendige Regeltechnik. Die Energie geben sie mittels Lightning- oder USB-Steckers an das angeschlossene Smartphone weiter, dort lädt der Akku. Die Matte wird auf die Rückseite des Smartphones gelegt oder geklebt und im Idealfall mit einer Smartphone-Hülle geschützt.

In der Theorie stehen die so nachgerüsteten Smartphones den Geräten mit integrierten Ladespulen in nichts nach. In der Praxis stimmt das nicht ganz: Schließlich belegen die Empfänger die einzige Datenbuchse des Smartphones.

Auf die Frage, welche Smartphones für eine Nachrüstung infrage kommen, zeigt sich, dass die Nachrüstlösung praktisch für alle Geräte der letzten Dekade geeignet ist. Entscheidend ist letztlich nur der an der Spule angebrachte Stecker zur Stromübertragung. Da die Empfänger sowohl mit Lightning-Anschluss für iPhones als auch mit Micro-USB- und USB-C-Stecker verfügbar sind, ist das Upgrade für alle erdenklichen Geräte möglich.

Eine Einschränkung bei der Auswahl einer geeigneten Matte ist das Design der Smartphone-Rückseite: Diese muss genügend Platz für die Qi-Spule bieten. Sitzt hier mittig ein Fingerabdrucksensor oder eine Kameralinse, kommen nicht alle Modelle infrage. Da es einige der Qi-Receiver sogar mit unterschiedlichen Abmessungen gibt, sollte aber für jedes Smartphone ein geeignetes Modell zu finden sein.

Bei Geräten mit einer Micro-USB-Schnittstelle ist es zusätzlich wichtig, auf die Orientierung der Micro-USB-Schnittstelle zu achten. Diese ist nämlich nicht bei allen Smartphones gleich. Mal zeigt die schmale, mal die breite Seite des Steckers zur Rückseite. Beim Lightning- und USB-C-Port gibt es diese Einschränkung nicht.

Bei der Suche nach geeigneten Empfängern für ein Huawei P20 Pro und ein Huawei P Smart Z – jeweils mit USB-C-Buchse – werden wir schnell fündig und bestellen drei unterschiedliche Qi-Empfänger. In der Redaktion stellt sich heraus, dass wir trotz verschiedener Produktbilder zwei identische Matten des Herstellers Nillkin bestellt haben. Diese kommen sehr ordentlichen verpackt bei uns an. Die dritte Matte ist ein Noname-Produkt und kommt in einer einfachen Plastiktüte zum Kunden.

Auf den ersten Blick unterscheiden sich die Matten kaum. Die etwa 13 Euro teuren Matten von Nillkin sind lediglich um wenige Millimeter größer als das Noname-Modell. Außerdem sind sie von einer dickeren Kunststofffolie ummantelt. Während das Flachbandkabel zum USB-C-Stecker beim billigen Empfänger etwa 30 Millimeter lang ist, misst es bei den teuren Matten nur knapp 10 Millimeter. Der im Chrom-Look gehaltene Stecker des günstigen Empfängers ist etwas dicker, sieht aber insgesamt besser aus.

Trotz unterschiedlicher Kabellängen und Abmessungen passen beide Qi-Empfänger problemlos an beide Test-Smartphones. Im Gegensatz zum Nillkin Magic Tag ist beim billig-Empfänger kein doppelseitiges Klebeband auf der Ladespule vorhanden. Das zur besseren Fixierung gedachte Tape ist zwar praktisch, es geht aber auch jedes andere Klebeband. Was sofort auffällt, ist die trotz geringer Bauhöhe entstehende Ausbeulung auf der Rückseite des Smartphones – siehe Bild. Diese ist nicht dramatisch, aber auch nicht gerade ansehnlich.

Bei den ersten Tests mit einer billigen PKW-Halterung mit integrierten Qi-Ladestation sind wir zunächst etwas ratlos. Nach dem Einsetzen der Smartphones tut sich zunächst nichts. Nach einigem Herumwackeln und einer Neupositionierung der Geräte beginnt zumindest das P20 Pro mit der Nillkin-Matte nach einigen Sekunden mit dem Ladeprozess. Das Telefon mit dem Noname-Empfänger lässt sich erst nach dem Entfernen der Silikon-Smartphonehülle zum Laden überreden. Auch ein Smartphone-Wechsel bringt hier keine Besserung. Mit Hülle kommt beim billigen Qi-Empfänger kein Strom an.

Da es sich um einen sehr billigen Qi-Lader handelt, testen wir die Empfänger anschließend mit den stationären Ladegeräten Chargerplay Base von Hyperx und dem Spigen Essential Fast Wireless Charger. Damit haben wir in der Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht, siehe Die besten Qi-Ladegeräte 2020 - Zehn Modelle im Vergleichstest. Hier funktionieren beide Matten, auch mit Silikon-Hülle am Smartphone. Damit dies tatsächlich klappt, müssen die nachgerüsteten Smartphones allerdings exakt platziert sein. Smartphones mit integrierter Ladespule sind weniger wählerisch. Bis der Ladevorgang startet, vergehen zwei bis drei Sekunden. Das drahtlose Aufladen funktioniert, allerdings ist die Performance nicht mit der von Smartphones mit integrierter Schnelllade-Spule vergleichbar – vom Laden per Kabel ganz zu schweigen. In Sachen Leistung sind die beiden Ladematten allerdings fast vergleichbar, obwohl die Leistung laut technischen Spezifikation unterschiedlich ist.

Nach den ersten kurzen Versuchen lassen wir die Smartphones dann gut 15 Minuten auf der Ladestation. Als wir sie anschließend herunternehmen, verbrennen wir uns beim Huawei P Smart Z mit dem Noname-Qi-Empfänger fast die Finger. Smartphone und Silikonmatte sind extrem heiß. Nach dem Entfernen der Schutzhülle lassen wir das Gerät zunächst abkühlen. Als wir den Qi-Empfänger genauer ansehen, stellen wir fest, dass die dünne Kunststoffummantelung geschmolzen ist.

Beim Überprüfen der Silikon-Hülle sind keine Schäden zu erkennen. Beim Blick auf die Acryl-Rückseite des Smartphones folgt dann die Ernüchterung. Das heiße Bauteil des Qi-Empfängers hat einen deutlich sichtbaren Schaden auf der glänzenden Oberfläche hinterlassen. Das Acryl ist regelrecht gerissen und hat außerdem eine leichte Beule bekommen. Der Schaden ist nicht groß, aber extrem ärgerlich – nicht auszudenken, was beim Laden über Nacht hätte passieren können.

Beim Laden mit den beiden Nillkin-Empfängern kommt es bei beiden Smartphones auch mit Hülle zu keinerlei Problemen oder einer spürbaren Hitzeentwicklung. So soll es ja auch sein. Und ehrlich gesagt ist das kabellose Laden wirklich sehr bequem. Außerdem schont es Ladekabel und Datenbuchse. Nach unserer ersten Erfahrung mit den Nachrüstlösungen raten wir aber zu Vorsicht.

Nach drei Tagen mit den Qi-Empfängern entfernen wir die Ladematten deshalb auch wieder. Die Kombination aus einem gesunden Misstrauen gegenüber der billigen Nachrüst-Technik und die Tatsache, dass der blockierte USB-Port extrem nervt, sprechen klar gegen eine dauerhafte Nachrüstung. Der Fairness halber müssen wir allerdings sagen, dass wir den USB-Port deutlich häufiger nutzen als die meisten Anwender. Neben dem Anschluss von USB-Kopfhörern und Cardreader brauchen wir den Port beispielsweise auch bei der Nutzung unserer Video-Drohne. Wer seine USB- oder Lightning-Buchse lediglich zum Laden benutzt, ist von dem Problem nicht betroffen.

Das kabellose Nachladen des Smartphone-Akkus ist äußerst bequem. Wer eine passende Ladeschale im PKW oder der Nachtischlampe integriert hat, profitiert vom Qi-Standard. Die Nachrüstung alter Smartphones ist unkompliziert und nicht teuer.

Erfahrungsgemäß können wir das billige Upgrade per Qi-Empfänger allerdings nur bedingt empfehlen. Wer die Technik unbedingt nachrüsten will, sollte keinesfalls eine Ladematte unbekannter Herkunft im Preisbereich unter 10 Euro kaufen.

Wer die Ladetechnik wirklich guten Gewissens einsetzen will, sollte sie nicht nachrüsten, sondern ein entsprechendes Smartphone kaufen. Die günstigsten Geräte sind im Preisvergleich schon für unter 200 Euro erhältlich – aber freilich kauft man auch nicht nur deswegen ein neues Handy.

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