Man kann über Apple denken, was man will, aber das Thema Software-Updates hat das Unternehmen bei seinen Smartphones deutlich besser im Griff als Google. Im Februar hatten gerade einmal gut ein Prozent aller Android-Smartphones die aktuelle Version 8.0 oder 8.1 installiert , während auf 65 Prozent aller Apple-Geräte bereits das aktuelle iOS 11 läuft .
Fragmentierung
Jetzt könnte man sagen: Das ist bei Android nicht so einfach. Während bei Apple Hard- und Software aus einer Hand kommen, gibt es bei Samsung, LG & Co. viel mehr Köche. Chip-Hersteller wie Qualcomm und Mediatek müssen Treiber entwickeln, Smartphone-Hersteller wollen ihre eigenen Oberflächen darüber legen. Die Provider müssen die Updates ebenfalls absegnen und wollen meist gleich noch eigene Programme fest integrieren.
Doch der Preis ist hoch. Zum einen gibt es zunehmend mehr Sicherheitslücken, die ungepatcht bleiben und potentiell die Daten der Android-Nutzer gefährden. Zum anderen ist die Halbwertszeit von Android-Smartphones signifikant kürzer als bei iPhones. Apple-Geräte (allerdings inklusive iPads und Macbooks) werden im Schnitt vier Jahre und drei Monate eingesetzt , bevor sie auf den Elektroschrott wandern.
Problem & Lösung
Seit langem versucht Google, das Problem in den Griff zu kriegen. Mit dem aktuellen Android 8 kam Project Treble . Das teilt das Betriebssystem in zwei Ebenen: in einen Hardware-nahen Layer, in dem die Treiber liegen, und in einen Android-OS-Layer, in dem das Betriebssystem läuft.
Die Idee ist, dass das Betriebssystem zu aktualisieren, ohne die Treiber anfassen zu müssen. Hardware-Hersteller wie HTC oder Samsung müssen somit nicht mehr auf Komponenten-Hersteller wie Qualcomm oder Mediatek warten, bevor sie Betriebssystem-Updates für ihre Smartphones entwickeln und ausliefern zu können; die unterste Ebene kann unangetastet bleiben.
Das klingt gut, ist realistisch wohl aber immer noch nicht das Ei des Kolumbus: Weiterhin sind nämlich die Hardware-Hersteller für die Software-Updates verantwortlich, und nicht Google selbst. Käufer müssen also auch in Zukunft darauf hoffen, dass LG, Samsung, HTC & Co. neue Software für ihre Geräte zur Verfügung stellen.
Vor allem bei den Einsteiger-Geräten könnte sich die Lage verbessern. Die wurden in der Vergangenheit oft sehr stiefmütterlich mit Updates versorgt, denn die Margen sind gering und entsprechend wenig Interesse zeigen die Hersteller, hier nach dem Verkauf noch Geld zu investieren. Dank Treble könnte es künftig aber so sein, dass auf einem 200-Euro-Galaxy die exakt gleiche Software läuft wie auf einem 800-Euro-Galaxy.
Ein positives Beispiel dafür gibt es schon, wenn auch aus der Community: Den XDA Developers ist es gelungen, ein Android-8-ROM für das Huawei Mate 9 an einem Tag zu bauen – und exakt das gleiche ROM läuft auch auf dem Honor 8 Pro, dem Honor 9, dem Xperia XZ1 Compact und dem Essential Phone. Eine Software, drei Hersteller und SoCs von HiSilicon und Qualcomm.
Weitere detaillierte Informationen zu Project Treble haben die Kollegen von c't in diesem Beitrag zusammengestellt.
Unterstützt mein Smartphone Treble?
Wer testen möchte, ob sein Smartphone bereits Android 8 unterstützt, findet die passende App im Google Play Store . Root-Rechte sind nicht nötig, er lässt sich so also bei allen Smartphones ausprobieren.
Allerdings: Wer kein Android-8-Update erhalten hat, kann sich den Test sparen – das ist nämlich die Grundvoraussetzung für Treble.
Smartphones mit Treble ab Werk
Allein die Chance auf schnellere Updates der Hersteller oder eine unkomplizierte Versorgung von Community-ROMs ist es wert, beim Neukauf auf Treble zu achten. Die folgenden Geräte werden ab Werk mit Treble ausgeliefert:
Smartphones, die Treble als Update erhalten haben
Nicht alle, aber viele Smartphones, die ein offizielles Update auf Android 8 (Oreo) erhalten haben, bekommen auch das Treble-Konzept „nachgerüstet“. Bei den folgenden Modellen ist das so:
Fazit
Android hat ein Update-Problem. Project Treble ist zwar keine Update-Garantie, aber die Unterstützung erhöht die Chancen signifikant, dass es in Zukunft akutelle Software für das Smartphone gibt – auf offiziellem Wege und aus der Community. Wer sich heute ein Android-Smartphone kauft, sollte auf Treble achten.
Unanhängig davon wäre es wünschenswert, wenn sich Google und die Hersteller auf ein klares Update-Konzept einigen könnten. Zwei Jahre neue Software, vier Jahre Schutz vor Sicherheitslücken, und das schon in der Einsteigerklasse – wer würde sich das nicht wünschen?