Die Grafikkarte hat sich zur wichtigsten Komponente im PC gemausert. Während man bei CPU und RAM mit vergleichsweise günstigen Produkten auskommt, ist bei Grafikkarten nach oben alles offen. Dabei heißt es nicht immer, dass man mit der teuersten Karte auch die beste Leistung bekommt. Wir haben uns acht populäre Grafikchipsätze von AMD und Nvidia angesehen und sie auf ihre Preis/Leistung abgeklopft.
Der Artikel ist Teil unserer Themenwelt rund um Gaming. Folgende Tests und Ratgeber sind bereits erschienen:
- Kaufberatung VR-PC: 1080p- / 1440p-Gaming-PCs unter 670 €
- PNY GeForce GTX 1660 Ti XLR8 Gaming OC im Test
- Gigabyte Geforce GTX 1660 TI Gaming OC 6G im Test
- Kaufberatung Wasserkühlung: High-End-PCs besser kühlen
- Arcade Sticks für Fighting-, Bullet-Hell- und Retro-Spiele
- Ratgeber Capture Cards: PC- und Konsolespiele aufnehmen
Datensatz
Die Daten für die Einschätzung der Leistung stammen vom Benchmark-Anbieter 3DMark. Auf dessen Webseite stehen die Informationen für jeden zugänglich zur Verfügung. Wir nutzen vor allem die Informationen der „besten Grafikkarten im September 2019 “. Diese Werte entstehen aus gemeldeten Benchmarks, 3DMark nutzt dafür den „Fire Strike“-Benchmark. Dieser ist für DirectX 11 optimiert, sprich er deckt nicht nur die aktuellen Windows-10-Systeme, sondern auch ältere Gaming-Rechner ab. Der große Vorteil dieser Zahlen ist, dass die eigentlichen Systeme darunter kaum eine Rolle spielen. Das ist beim DirectX-12-Benchmark TimeSpy oder den VR-Benchmarks etwas anders. In unseren Tests zur Kaufberatung VR-PC: 1080p- / 1440p-Gaming-PCs unter 670 € zeigte sich, dass 16 GByte RAM deutlich mehr Leistungspuffer liefern als 8 GByte. Das Update auf 32 GByte bringt verhältnismäßig nur einen geringen Mehrwert.
Die Daten aus dem Fire-Strike-Benchmark setzen wir in eine Tabelle ein und teilen sie durch den Durchschnittspreis der fünf günstigsten Grafikkarten des Chipsatzes aus unserem Preisvergleich, solange diese mindestens 4 GByte RAM haben. Das soll verhindern, dass einzelne Produktpreise einen zu starken Einfluss bekommen. Daraus entsteht der Preis-Leistungs-Faktor. Je höher dieser ist, desto besser.
Solide Mittelklasse: RX 580 und Geforce 1660 Ti
Wer sein System für Gaming mit 60+ FPS und Auflösungen von 1080p oder 1440p vorbereiten will, hat die Qual der Wahl. Unser Tipp sind dabei aber zwei Grafikkartenfamilien: Die AMD Radeon RX 580 (Preis-Leistung: 89,78) und die Nvidia Geforce 1660 Ti (Preis-Leistung: 63,28). Die beiden haben genügend Leistung, um nicht nur aktuelle Spiele mit hohen Details flüssig darzustellen, auch VR-Anwendungen mit HTC Vive (Testbericht) und Oculus Rift (Testbericht) sind damit ohne Ruckler möglich. Beide Kartenklassen haben bei unserem Ratgeber und unseren Einzeltests gut abgeschnitten. Ein Nachteil der RX 580 ist die relativ hohe Betriebslaustärke.
Allerdings hat diese Kategorie auch ihre Grenzen: Bei höheren Auflösungen geht sie schnell in die Knie. Das betrifft vor allem alle, die Spiele am PC flüssig in UHD zocken wollen. Das geht zwar, doch wer stabil über 30 Bildern pro Sekunde (FPS) bleiben möchte, der muss Details und Texturqualität herunterschrauben.
Preis-Leistungssieger: RX 580
GPU | Benchmark-Punkte | Preis, Durchschnitt | Preis-Leistungs-Faktor |
---|---|---|---|
RX 580 | 13969 | 155,60 € | 89,78 |
Geforce 1660 Ti | 16272 | 257,15 € | 63,28 |
Oberklasse: Radeon RX Vega 64 und Geforce RTX 2070
Die GPUs auf Basis der Nivdia Geforce RTX 2070 (Preis-Leistung: 50,37) oder der AMD Radeon RX Vega 64 (Preis-Leistung: 60,01) sind eine sehr gute Wahl für alle, die mit höchster Qualität und hoher Auflösung spielen wollen. Sowohl die RTX 2070 wie auch die RX Vega 64 schaffen in UHD und hohen Details zuverlässig mehr als 30 FPS, eher sind es mehr als 40.
Die RTX 2070 und ihre etwas schwächere Schwesterkarte, die RTX 2060 (Preis-Leistung 58,11) setzen auf Raytracing als großen Vorteil gegenüber AMD. Damit sollen in Spielen, die das Feature unterstützen, enorme Grafiksprünge möglich sein. Aktuell ist das aber nur bei wenigen Games der Fall. Die Kollegen von heise online haben sich die RTX-tauglichen Spiele auf der Gamescon 2019 genauer angesehen. Deren Fazit ist, dass RTX so langsam in die Puschen kommt und vor allem bei langsameren Rollenspielen wie Bloodlines 2 enorm gut aussieht. Wer also bereits jetzt in Raytracing einsteigen möchte, sollte zu einer RTX-Karte greifen.
Ebenfalls wichtig: Die Radeon RX Vega 64 wird ab August 2019 nicht mehr produziert. Es gibt aber immer noch genügend Restkarten im Handel – zudem kann man hier auf ein Schnäppchen hoffen.
Preis-Leistungssieger: Radeon RX Vega 64
GPU | Benchmark-Punkte | Preis, Durchschnitt | Preis-Leistungs-Faktor |
---|---|---|---|
RX Vega 64 | 22481 | 374,60 € | 60,01 |
Geforce RTX 2070 | 22587 | 448,43 € | 50,37 |
Geforce RTX 2060 | 19230 | 330,90 € | 58,11 |
High-End: Radeon RX 5700 (XT) und Geforce RTX 2080 Ti
Auf dem Gipfel wird es einsam. Drei Karten sind hier unterwegs: Die Nvidia Geforce RTX 2080 Ti (Preis-Leistung: 30,02) ist eine der schnellsten und teuersten Karten am Markt. AMD setzt Karten mit dem neuen Navi-Chipsatz entgegen: Die Radeon RX 5700 (Preis-Leistung: 70,67) und die baugleiche aber schneller getaktete RX 5700 XT (Preis-Leistung: 62,39). Sieht man sich die Punkte im 3DMark an, liegen die AMD-Produkte allerdings knapp 1000 Zähler hinter dem Nvidia-Top-Produkt zurück. Die Leistung ist trotzdem beeindruckend. Beim Gaming wird es schwer, die GPUs überhaupt in die Knie zu zwingen. Im heise+-Test brachte lediglich Metro Exodus mit einem Ultra-Preset, 16xAF und UHD-Auflösung die Karten auf 20 fps. Allerdings schlug sich die Konkurrenz von Nivida nur minimal besser.
Die Radeon RX 5700 wird künftig die RX Vega 64 ersetzen. Interessant ist, dass sie bereits jetzt eine bessere Preis/Leistung bietet, sowohl bei der RX 5700 wie auch der RX 5700 XT. Wer nicht zu 100 Prozent die Raytracing-Funktionen von Nvidia nutzen möchte, der sollte zu einer der neuen AMD-Karten greifen.
Preis-Leistungssieger: RX 5700
GPU | Benchmark-Punkte | Preis, Durchschnitt | Preis-Leistungs-Faktor |
---|---|---|---|
RX 5700 | 23895 | 338,12 € | 70,67 |
RX 5700 XT | 24581 | 393,98 € | 62,39 |
Geforce 2080 Ti | 32072 | 1.068,42 € | 30,02 |
Fazit
Grafikkarten sollte man nach dem Geldbeutel und dem Einsatzzweck auswählen. Wer lediglich ein wenig zocken möchte und mit Auflösungen wie 1080p oder 1440p zufrieden ist, der kann bedenkenlos zu einer 1660 Ti oder einer RX 580 greifen. Selbst VR ist damit schon ruckelfrei möglich.
Wer höhere Auflösungen, mehr Frames pro Minute oder einfach alle Details haben will, der sollte gleich eine Karte der Königsklasse mit AMD Radeon 5700 (XT) oder Geforce RTX 2080 Ti erwerben. Diese bieten nicht nur enorm viel Leistung, sie haben auch genügend Reserven für die kommenden Jahre. Gerade die AMD-Karten bieten durch die Bank sehr gute Ergebnisse für das bezahlte Geld. Spieler können hier ohne schlechtes Gewissen zuschlagen.
Wer Echtzeit-Raytracing haben möchte, der kommt nicht an Nvidia vorbei. Traditionell sind die Karten um einiges teurer als die von AMD. Wir empfehlen, die Schnäppchen-Zeit der Cyber-Week und vor Weihnachten abzuwarten oder einen Preisalarm in unserem Preisvergleich zu setzen.