Der Prozessor ist ein essenzieller Teil eines jeden PCs – das gilt auch für Spiele-Rechner. Gerade da verliert er etwas an Bedeutung, moderne Spiele fordern eher die Grafikkarte als die CPU. Das sorgt für ein interessantes Spannungsfeld: Reicht nicht auch ein Schnäppchen-Prozessor? Wir sehen uns die Testdaten zu je zehn beliebten Intel- und AMD-CPUs an und sagen, wo es die beste Leistung fürs Geld gibt.
Datenquelle
Die Informationen für diesen Artikel ziehen wir aus zwei Quellen: Wie beim Preis/Leistungsratgeber für Grafikkarten setzen wir auf die Benchmark-Ergebnisse von 3DMark, die auf dieser Seite (fast) alle bekannten Prozessoren und deren Leistung im DirectX-11-Benchmark Firestrike auflisten.
Die Preise sowie die Liste der beliebtesten CPUs kommen aus unserem Preisvergleich mit Daten von Geizhals. Der Wert aus beidem ergibt unseren Preis-Leistungs-Wert. Je höher der ausfällt, desto besser.
Boxed?
Die meisten der CPUs gibt es in einer Boxed-Variante. Dann ist nicht nur der Prozessor selbst im Paket, sondern gleich noch ein passender Lüfter. Die gute Nachricht ist, dass der Boxed-Kühler für die meisten Anwendungsfälle absolut ausreicht. Die schlechte ist, dass Intel bei den Prozessoren mit entsperrter Taktfrequenz keine Kühler beilegt – und das sind die gerade die beliebtesten CPUs der K- und KF-Serie. Wer hier zuschlägt, muss in jedem Fall einen passenden Kühler mit in den Warenkorb packen. Abhängig vom Gehäuse kann man eine Wasserkühlung oder einen klassischen Luftkühler einbaut.
Welchen Kühler man verwendet, hängt maßgeblich vom Platz ab. Bei Luftkühlern gilt die Faustregel: Je größer der Kühlkörper und je größer der eigentliche Lüfter, desto leiser ist das System im Betrieb. Das liegt auch an den großen Lüftern, die sich langsamer drehen können, ohne dass die CPU überhitzt. Bei Wasserkühlungen kommt es vor allem auf den Radiator an, der die Abwärme von der CPU abführt. Dieser lässt sich im Zweifel auch außerhalb des Gehäuses anschrauben. Mehr zum Thema haben wir im Ratgeber Wasserkühlung zusammengestellt.
Wer einen Lüfter sucht: Folgende fünf Lüfter können wir bedenkenlos empfehlen. Wichtig ist nur, die Einbauhöhe zu beachten und die Abmessungen des künftigen Gehäuses zu kennen. Neben den klassischen Blöcken verlinken wir daher auch zwei flache Lüfter. Beide sind für den Betrieb der genannten Intel-CPUs klassifiziert.
Gaming-Anforderungen
Sind wir realistisch: Bei Spielen sind CPUs noch immer wichtig, aber lange nicht so wie die Grafikleistung. Selbst Ressourcenfresser wie Metro: Exodus oder Star Citizen lassen sich mit einer Mittelklasse-CPU gut betreiben.
Stark vereinfacht gesagt: Intel-CPUs sind etwas stärker pro Rechenkern, während AMD auf Multi-Threading setzt, also bei Aufgaben punktet, die mehrere Kerne simultan nutzen können. Mit der aktuellen Generation Ryzen 3000 holt AMD gegenüber Intel auch bein den Single-Thread-Aufgaben auf. Allerdings liegen die Preise von Intel-CPUs soweit über den vergleichbaren AMD-CPUs, dass es schon sehr schwierig wird, Intel als klaren Sieger zu definieren.
Für Spieler wird das relevant, da sich eine Multi-Core-Unterstützung sowie die parralele Nutzung mehrere CPU-Kerne langsam durchsetzt. Das gilt vor allem für Strategietitel wie die Total-War-Serie, bei der die CPU tatsächlich mehr arbeiten muss. Total War Three Kingdoms empfiehlt Intel i5-6600 oder AMD Ryzen 5 2600X. Fans von Shootern oder einfachen Taktikspielen dagegen haben mit so ziemlich jeder CPU genügend Luft.
Intel-CPUs
Intel ist der Platzhirsch und hat einen Apple-ähnlichen Ruf: Die Produkte sind teuer, aber man bekommt ordentlich Leistung, die auch Jahre später noch funktioniert. Die aktuelle Generation der Core i3, Core i5, Core i7 und Core i9 CPUs basieren auf der Coffee-Lake-Architektur. Das Problem mit Intel-Prozessoren ist ein anderes: Die Leistung ist für viele Gamer komplett überzogen. CPUs wie der Core i9 sind Overkill für die meisten Nutzer. Dennoch führt er die Lieblingsliste auf Geizhals an. Auf den Plätzen 2 bis vier liegen "vernünftige" Prozessoren mit Core i5 und Core i7. Platz vier geht an die Intel Core i5-9400F, eine ziemlich interessante CPU. Sie kostet rund 145 Euro und ist erreicht mit 12374 Punkten fast halb so viele wie die 508 Euro teure Intel Core i9-9900K.
Wichtig dabei: Die F-Bezeichnung gibt an, dass die CPU keine integrierte Grafik besitzt. Für die meisten Gaming-Systeme ist das kein Problem, da die Onboard-Grafik sowieso eher eine Makulatur ist. Der Nachteil: Sollte die Grafikkarte defekt sein oder ein Wechsel von Nvidia auf AMD anstehen, schadet es nicht, eine zweite Grafikkarte zu haben. Dennoch, in den meisten Fällen reicht ein Intel-Prozessor mit „F” komplett aus.
CPU | Benchmarkpunkte | Preis | Preis/Leistung |
---|---|---|---|
Intel Core i9-9900K, 8 x 3,6 GHz, ohne Kühler | 24712 | 507,9 | 48,66 |
Intel Core i7-9700K, 8x 3,60GHz, ohne Kühler | 18678 | 385,91 | 48,40 |
Intel Core i5-9600K, 6 x 3,7 GHz, ohne Kühler | 13341 | 230,9 | 57,78 |
Intel Core i5-9400F, 6x2,9 GHz | 12374 | 144,9 | 85,40 |
Intel Core i7-9700, 8x3,0 GHz | 17664 | 338,27 | 52,22 |
Die zweite Hälfte der Intel-Top-10 ist nicht minder exotisch. Sie wird vom Intel Core i3-9100F angeführt, der günstigsten Intel-CPU in der Rangliste. Die hat zugleich die niedrigste Punktzahl aller Prozessoren in diesem Artikel – aber einen hohen Preis-Leistungs-Wert von 107,96. Der Core i3 ist als Einstiegs-CPU ausgelegt und eher für Büroarbeit oder Casual Gamers gedacht, mit starker Betonung auf casual. Die letzten vier Plätze geht an gute CPUs, die aber eigentlich viel zu teuer sind. Das schlägt sich in den Preis-Leistungs-Werten ziemlich krass nieder.
CPU | Benchmarkpunkte | Preis | Preis/Leistung |
---|---|---|---|
Intel Core i3-9100F, 4x 3,6 GHz | 8707 | 80,65 | 107,96 |
Intel Core i7-8700K, 6x 3,7 GHz, ohne Kühler | 18847 | 359 | 52,50 |
Intel Core i9-9900KF, 8x 3,6 GHz, ohne Kühler | 24712 | 486,27 | 50,82 |
Intel Core i9-9900X, 8 x 3,6 GHz, ohne Kühler | 23039 | 600,89 | 38,34 |
Intel Core i7-9700K, 8 x 3,6 GHz, ohne Kühler | 18678 | 368,27 | 50,72 |
AMD-CPUs
Mit den aktuellen CPUs gräbt AMD Intel im Bereich Preis-Leistung dermaßen das Wasser ab, dass für die Kunden fast großartige Schnäppchen abfallen. Nicht nur sind die Prozessoren vergleichsweise günstig, sie liefern auch genügend Power, um anspruchsvolle Spiele und VR-Anwendungen auszuführen.
Kein Wunder, dass auf Platz 1 der beliebtesten AMD-Prozessoren der AMD Ryzen 5 3600 ist. Für knapp 196 Euro erreicht die CPU 19015 Punkte bei 3DMark und kommt auf einen Preis-Leistungswert von 97,06 Punkten. Damit schlägt er fast alle Intel-CPUs, liegt bei den AMD-Prozessoren aber "nur" im guten Mittelfeld. Einen deutlich höheren Wert erreicht die AMD Ryzen 5 2600. Sie liegt bei ausgezeichneten 141,17 Punkten. Kein Wunder, immerhin ist die CPU für 117 Euro zu bekommen und erreicht immer noch 16503 Punkte im 3DMark. Die Ryzen 5 2600 steckt zudem in unserem Bauvorschlag für eine VR-tauglichen 1080p/1440p-PC . In diesem System konnte die CPU bislang alles meistern, was wir ihr entgegengeworfen haben.
Übrigens: Prozessoren mit einem "X" im Namen sind von Haus aus etwas höher getaktet als die CPUs ohne X. Wer also von Haus aus etwas mehr Leistung möchte und den höheren Preis in Kauf nimmt, kann sich diese CPU holen. Die Variante ohne X lässt sich aber ebenfalls übertakten, allerdings dann auf eigenes Risiko.
CPU | Benchmarkpunkte | Preis | Preis/Leistung |
---|---|---|---|
AMD Ryzen 5 3600, 6 x 3,6 GHz | 19015 | 195,9 | 97,06 |
AMD Ryzen 7 3700X, 8 x 3,6 GHz | 23722 | 323,9 | 73,24 |
AMD Ryzen 9 3900X, 12 x 3,8 GHz | 28792 | 529 | 54,43 |
AMD Ryzen 5 2600, 6x 3,4 GHz | 16503 | 116,9 | 141,17 |
AMD Ryzen 7 2700X, 8x 3,7 GHz, | 20002 | 184,7 | 108,29 |
In der zweiten Hälfte der AMD-CPUs stecken ein paar Exoten. Vor allem die Prozessoren mit der G-Erweiterung klingen auf den ersten Blick vielversprechend: Sie haben eine integrierte Grafikeinheit auf Basis der Vega-GPU-Generation. Allerdings muss man ganz klar sagen, dass diese nicht mit einer „echten” Grafikkarte mithalten kann, entsprechend raten wir trotz eines hohen Preis-Leistungs-Wertes von der Ryzen 3 220G ab.
Gut zu wissen: Bei AMD ist Boxed wirklich Boxed, in der Packung liegt neben der CPU auch immer ein abgestimmter Lüfter. Der ist weder besonders gut noch besonders schlecht, er erfüllt seine Aufgabe in einem Midi- oder Big-Tower ohne zu großen Lärm. Wer will, kann auch hier einen anderen Lüfter nutzen, siehe oben.
CPU | Benchmarkpunkte | Preis | Preis/Leistung |
---|---|---|---|
AMD Ryzen 5 3600X, 6x 3,8 GHz | 19360 | 235,9 | 82,07 |
AMD Ryzen 7 3800X, 8x 3,9 GHz | 24084 | 377,9 | 63,73 |
AMD Ryzen 3 2200G, 4 x 3,5 GHz | 13654 | 81,59 | 167,35 |
AMD Ryzen 5 3400G, 4 x 3,7 GHz | keine Benchmark-Werte in 3DMark | 142,9 | 0,00 |
AMD Ryzen 5 2600X, 6x 3,6 GHz | 17042 | 139,79 | 121,91 |
Ein wichtiger Hinweis für alle AMD-Nutzer: Die CPUs arbeiten quasi mit Handbremse, wenn der RAM in einer niedrigen Taktfrequenz läuft. Nach der Installation ist der Arbeitsspeicher meist auf den langsamsten möglichen Einstellungen, etwa 2133 MHz, einfach, weil das sicher für den Hersteller ist. Die Anpassungen lassen sich im BIOS meist sehr einfach vornehmen. Um sicherzugehen, sollte man die Timings und die Taktfrequenz einstellen, die der Hersteller des Arbeitsspeichers angibt.
Fazit
Für Gamer sind AMD-CPUs aktuell die erste Wahl. Sie liefert einfach zu gute Rechenpower zu vernünftigen Preisen. Das bedeutet nicht, dass Intel-Systeme schlecht wären. Vergleicht man etwa die Benchmark-Werte des AMD Ryzen 5 2600 (17042 Punkte) mit dem Intel Core i7-9700 (17664 Punkte) und sieht sich dann den Preis an (140 Euro vs 339 Euro), so ist der Unterschied einfach zu krass. Da lohnt es sich, das bei der AMD-CPU gesparte Geld in die Grafikkarte zu investieren – diese leistet immerhin den Löwenanteil der Arbeit im Zocker-PC.
Konkret empfehlen wir folgendes: Für PCs, die Games mit Full-HD oder 1440p (2560 × 1440) darstellen sollen, reicht ein Prozessor aus der Modellreihe AMD Ryzen 5 2600X oder Ryzen 5 3600X vollkommen aus. Selbst die meisten UHD-Auflösungen sollten damit problemlos machbar sein, VR in der aktuellen Ausführung sowieso. Wenn Geld keine Rolle spielt, dann raten wir zu einem AMD Ryzen 7 3700X oder einem Intel Core i7-9700K.