Auflösung und Bildwiederholungsrate
Extrem günstige Actioncams bieten lediglich HD- oder Full-HD-Auflösung. Für gelegentliche Nutzung mag das noch reichen, aber bei den inzwischen so günstigen 4K-Fernsehern und -Monitoren darf es ruhig auch die volle Schärfe sein. Marktführer Gopro verlangt für sein Topmodell Hero 7 über 350 Euro. Der kleine Bruder Hero aus dem Jahr 2018 ist nimmt zwar auf den ersten Blick keine 4K-Videos auf, lässt sich aber per Software-Trick updaten – und kostet mit 200 Euro deutlich weniger.
Bei anderen Herstellern geht es noch billiger. Eine vernünftige Kamera sollte 4K mit einer Bildwiederholungsrate von mindestens 30 Bildern pro Sekunde aufzeichnen. Weniger Einzelbilder führen zu einer ruckeligen Wiedergabe und sind nicht brauchbar. Für Videos mit viel Bewegung (beispielsweise Sport-Action oder Flug-Videos von Drohnen) sollte die Wiederholungsrate für eine flüssige Wiedergabe sogar bei 60 fps (frames per second) liegen.
Bei 4K-Aufnahmen fallen allerdings auch viele Daten an. Eine flotte Speicherkarte ist somit Pflicht, um eine reibungslose Aufzeichnung zu garantieren. Wer ein günstiges Modell kauft, spart am falschen Ende. Welche Karten schnell genug sind, zeigt unser Vergleichstest von fünf microSDXC-Speicherkarten .
Funktionen
Da Actioncams oft aus der hohlen Hand filmen, ist eine elektronische Bildstabilisierung (EIS = electronic image stabilisation) sinnvoll. Diese gleicht Bewegungen aus und sorgt so für einen flüssigen und professionelleren Look der Aufnahmen. Während die Funktion bis vor wenigen Jahren nur in den Top-Modellen zu finden war, ist sie inzwischen auch bei Kameras im mittleren Preissegment verbaut. Die Stabilisierung ist ein sinnvolles Extra und funktioniert nicht nur bei der originalen Gopro (Testbericht Hero 7) erfreulich gut.
Für ein gelungenes Video reicht eine hohe Auflösung nicht aus. Eine weitere coole Funktion sind deshalb beispielsweise Zeitraffer-Aufnahmen. Die meisten Actioncams haben eine entsprechende Funktion an Bord. Für Aufnahmen von vorbeiziehenden Wolken eignen sich beispielsweise Bild-Intervalle von drei bis fünf Sekunden. Ebenso eindrucksvoll und abwechslungsreich sind Zeitlupen-Videos. Wer diese mit der Actioncam drehen möchte, sollte beim Kauf auf eine hohe Bildwiederholungsrate (ab 120 bis 240 fps) achten.
Bauform
Das Design der meisten Actioncams orientiert sich an den Modellen des Marktführers Gopro: Das Objektiv sitzt auf der Vorderseite, ein Display auf der Rückseite. Zusätzlich gibt es mindestens zwei Bedientaster und zum Teil ein zweites Display zur Statusanzeige an der Front. Vereinzelt sind auch Actioncams mit einer vollkommen abweichenden Bauform erhältlich. Dazu zählen beispielsweise die Runcam 3s (Testbericht) oder die DJI Osmo Pocket (Testbericht) mit integriertem Gimbal. Weitere Sonderformen sind Modelle wie die Nikon Keymission 360 (Testbericht) mit einem Rundum-Sichtfeld von 360 × 235 Grad.
Wie die Kamera aussieht, ist für die Bedienung unerheblich. In Sachen Zubehör sind Kameras mit Gopro-Design trotzdem im Vorteil. Halterungen und beispielsweise Gimbals sind nämlich häufig für die Gopro-Reihe konzipiert und funktionieren mit anderen Bauformen nicht oder nur eingeschränkt.
Während die meisten Modelle, wie eine Yi 4k+ oder eine Sjcam SJ08 Pro, nur mit zusätzlichem Gehäuse wasserdicht sind, sind die aktuellen Gopros auch ohne Zusatzgehäuse bis zu 10 Metern Wassertiefe dicht und ausreichend geschützt.
Zubehör
Halterungen, Adapter, Selfie-Sticks oder Lampen für Actioncams gibt es in zahllosen Varianten. Bei vielen Kameras ist zumindest eine Grundausstattung an Zubehör beigepackt. Einige Modelle, wie die Yi 4K+, kommen allerdings ohne Zubehör zum Kunden. Selbst ein Unterwassergehäuse gehört nicht zum Lieferumfang. Wer zusätzliche Kosten vermeiden möchte, sollte deshalb darauf achten, dass zumindest das wichtigste Zubehör dabei ist.
Auch in Sachen Design der Halterungen und Adapter orientieren sich viele Hersteller am Marktführer Gopro. Das meiste Zubehör ist deshalb kompatibel. Spezielle Extras wie Gimbals (Vergleichstest) oder farbige Filtervorsätze sind allerdings kameraspezifisch und dementsprechend nicht kompatibel. Wer beispielsweise einen Rotfilter für Unterwasseraufnahmen braucht, sollte deshalb unbedingt klären, ob es diesen für die eigenen Kamera gibt. Hier sind Käufer der verbreiteten Gopro-Serie klar im Vorteil gegenüber Nutzern von weniger verbreiteten Modellen.
Wer seine Kamera ohne zusätzliches Gehäuse an Stativ oder Selfiestick montieren will, sollte ein Modell mit integrierten Stativgewinde kaufen. Die Kameras von Gopro haben das nicht. Wer seine Hero 2018 auf dem Fahrradlenker oder einem Stativ befestigen will, braucht immer einen zusätzlichen Adapter.
Akku
Die Akkulaufzeit einer Actioncam sollte bei maximaler Auflösung mindestens 60 Minuten betragen. Wer seine Kamera länger nutzen will, muss entweder zwischendurch nachladen oder gleich ein Modell mit wechselbarem Akku kaufen. Günstige Mehrfach-Ladegeräte und Akkus von Drittherstellern gibt es lediglich für die bekanntesten Markengeräte.
Wer plant, mehrstündige Zeitraffer-Videos aufzunehmen, sollte darauf achten, dass das Nachladen auch bei eingeschalteter Kamera möglich ist.
Bedienung
Die Bedienung der von uns getesteten Actioncams ist insgesamt erfreulich benutzerfreundlich und intuitiv. Hauptunterschied ist die Art der Steuerung. Es gibt Modelle mit Touchscreen-Bedienung und solche, die per Tasten gesteuert werden. In der Praxis ist die Bedienung mit einem berührungsempfindlichem Monitor komfortabler – im Unterwassergehäuse funktioniert sie allerdings nicht. Zwar ist es möglich, zwischen Foto- und Videomodus zu wechseln, das Ändern der Bildrate klappt allerdings nicht. Hier sind Kameras mit klassischer Tasten-Steuerung, wie die Apeman Trawo, im Vorteil.
Für die Steuerung und Bildübertragung mit dem Smartphone sollte die Kamera über WLAN und Bluetooth verfügen. Auchh wenn die Kamera per Fernauslöser bedient werden soll, sollte sie einen dieser Funkstandards unterstützen. Einige Modelle wie die Gopro Hero 2018 haben außerdem über eine integrierte Sprachsteuerung. Diese ermöglicht das Starten oder Stoppen von Videos und das Auslösen von Fotos per Zuruf. Das ist praktisch, wenn man alleine unterwegs ist und keine Hand frei hat. In der Praxis kommt die Funktion aber nur selten zum Einsatz und ist aus unserer Sichht dementsprechend nicht kaufentscheidend.
Fazit
Wer sich eine 4K-Kamera zulegen möchte, muss sich nicht automatisch für eine aktuelle Gopro Hero 7 (Testbericht) für 350 Euro entscheiden. Gute Ergebnisse liefern auch günstigere Modelle wie Yi 4k+ (Testbericht) , Sjcam SJ08 Pro (Testbericht) oder Apeman Trawo (Testbericht) . Die genannten Geräte bringen auch eine elektronische Bildstabilisierung mit.
Wer seine Kamera ohne zusätzliches Gehäuse im Wasser benutzen will, hat im Preisbereich bis 200 Euro derzeit kaum eine Alternative zur Gopro Hero 2018 (Testbericht) oder der mittlerweile günstigen Nikon Keymission 170 (Testbericht) . Das Gopro-Budget-Modell hat zwar einen sehr eingeschränkten Funktionsumfang, dieser lässt sich mit einem Firmware-Update (Ratgeber) erheblich erweitern.
Vom Kauf besonders günstiger Actioncams (Kaufberatung) im Preissegment unter 70 Euro raten wir ab. In der Praxis funktionieren diese Modelle zwar, allerdings ist die Bildqualität deutlich schlechter. Insbesondere bei wenig Licht und schnellen Bewegungen sind die Ergebnisse meist unbrauchbar.