Beim letzten Update dieses Artikels hatten Apple-Netzteile noch ein fest verbundenes Kabel und einen proprietären und patentierten MagSafe-Stecker auf der anderen Seite. So gut sich das Prinzip der magnetischen Ladekabel auch bewährt hat: Apple hatte die Hand zuverlässig auf dem Netzteil-Markt.
Wer ein zweites Ladegerät fürs Büro wollte oder sein defektes Original ersetzen musste – vor allem die Kabelenden waren empfindlich – musste für über 100 Euro ein Originalprodukt kaufen. Oder einen China-Nachbau, dessen Hersteller entweder nicht zu ermitteln oder nicht auszusprechen ist und dem es einfach egal ist, dass er den patentierten Stecker nicht nachbauen darf. Entsprechende Billig-Produkte gab es schon ab etwa 35 Euro. Eine enorme Ersparnis, allerdings sind bei uns in der Redaktion zwei von drei dieser Nachbauten innerhalb weniger Tage nach dem Ersteinsatz mit einem deutlichen Poff-Geräusch ausgestiegen. Hochgerechnet auf die Einsatzdauer waren diese Netzteile also deutlich teurer als das Original.
Um die Herstellungskosten zu drücken, werden gerne zu schwache oder minderwertige Komponenten verbaut. Dies führt dazu, dass die Geräte zu wenig Leistung bringen, im Betrieb pfeifen oder nach wenigen Betriebsstunden kaputtgehen. Im schlimmsten Fall kann eine Überhitzung gar einen Brand verursachen. Die Wahl des Netzteils ist also sicherheitsrelevant.
USB-C
Die aktuelle Generation von Macbook, Macbook Air und Macbook Pro, aber auch die aktuellen iPads, sind mit USB-C ausgestattet, über das auch die Stromversorgung erfolgen kann. Manche Apple-Notebooks haben zusätzlich eine MagSafe-Buchse im Gehäuse; in dem Fall liegt dann ein USB-C- auf Magsafe-Kabel im Lieferumfang. Praktischerweise funktioniert das mit jedem USB-C-Power-Delivery-Netzteil und nicht nur mit Apple-Produkten; wir haben es auch mit USB-C-Netzteilen von Anker ausprobiert.
In jedem Fall reichen USB-C-Netzteil und das richtige USB-C-Kabel aus, um den Laptop mit Strom zu versorgen. Wichtig ist dabei, dass das Kabel USB-C-PD (für Power Delivery) unterstützt – und genug Energie weitergeben kann. Bis zu 100 Watt sind standardmäßig drin; vor allem günstige Kabel schaffen häufig aber weit weniger. An anderer Stelle zeigen wir, worauf man beim Kauf eines USB-C-Kabels achten sollte.
Zwar mehr Spielerei als labortauglich sind USB-Kabel mit Sonderfunktionen. Bei unseren Experimenten mit verschiedenen Netzteilen hat uns ein günstiges Ladekabel mit integriertem Display gute Dienste geleistet. Es mag zwar keine Laborqualität haben, gibt aber auf den ersten Blick einen Anhaltspunkt, wie viel Energie der Rechner gerade benötigt – und wie viel das Ladegerät liefert.
Leistung
USB-C-Netzteile mit PD-Standard gibt es von etwa 30 bis über 100 Watt. Das beim MacBook oder iPad mitgelieferte Netzteil gibt Aufschluss über den Energiehunger des Geräts. Apple selbst hat Adapter von 29 bis 140 Watt im Umlauf – 29 oder 30 Watt für iPad Pro und Macbook Air, das 13-Zoll-Modell kommt aktuell mit 61-Watt-Netzteil. Beim 15 Zoll großen Pro sind es 87 Watt, beim 16 Zoll sogar 96 bis 140 Watt, wobei die volle Leistung dann nur beim Magsafe-Kabel zum Tragen kommt.
Mehr Leistung als angegeben (oder mitgeliefert) darf ein Netzteil immer haben. Aber darf das Netzteil auch weniger Watt leisten als das Apple-Original?
Kurz und knapp: Ja, mit einem kleinen aber. Die MacBooks holen sich, was sie gerade benötigen und was sie bekommen können. Ein 16-Zoll-Macbook-Pro bekommt aus einem 30-Watt-Netzteil eben 30 Watt. Zieht der Rechner mehr, weil Prozessor und Grafikeinheit jetzt kräftig gefordert werden, holt er sich den Rest aus dem Akku. In dem Fall könnte der Akku also leer werden, obwohl das Notebook angeschlossen ist. Mit vollem Akku reichen die 30 Watt gerade noch so, um den Rechner im Leerlauf zu betreiben. Geht das Macbook in den Standby-Modus, kann es den Akku auch wieder aufladen; aber eben relativ langsam.
Der Autor dieser Zeilen hat im Büro seit einem knappen Jahr ein günstiges Anker-Ladegerät mit 60 Watt an einem Macbook Pro 16 Zoll im Einsatz. Das hat sich bewährt; die 60 Watt benötigte der Rechner im Büro-Betrieb nie; es reicht sogar aus, um den Akku parallel wieder aufzuladen. Und für sehr rechenintensive Einsätze gibt es dann ja noch ein stärkeres Netzteil.
Allerdings wird das Netzteil stark gefordert – es läuft gewissermaßen dauerhaft am Drehzahlbegrenzer. Dem Anker hat das nichts gemacht. Bei unseren Erfahrungen mit billigen China-Netzteilen würden wir das aber nicht mit jedem Billigheimer machen, sondern auf die Marke achten. Erfahrungswerte aus der Praxis und Messwerte finden sich in unserer Top 10: USB-C-Netzteile bis 65 Watt.
Vorsicht, Falle
Bei unseren Recherchen haben wir einen Stolperstein bei Netzteilen mit USB-C gefunden. Ein wichtiges Thema ist die Leistung pro Port. In einigen Fällen, vor allem bei besonders günstigen Netzteilen, ist die Ladeleistung teilweise deutlich niedriger als auf den ersten Blick ersichtlich. Auf Aliexpress haben wir ein Modell mit 65 Watt für nicht einmal 3,50 Euro gefunden. Stutzig geworden sind wir beim Blick auf die Beschriftung des Geräts. Demnach leistet der USB-C-Port maximal 33 Watt. Auch bei Mehrfach-Adaptern mit vielen Ports gibt es häufig starke Beschränkungen – also, Augen auf.
Ein weiteres Thema ist die Energieeffizienz. Bei unseren Messungen der „kleinen“ Adapter mit USB-C für Smartphones und Tablets haben die verschiedenen Modelle einen Wert zwischen 82 und 87 Prozent erreicht. Wir haben weitere Adapter verschiedener Leistungsklassen ab 60 Watt bestellt und planen hier ebenfalls eine Bestenliste mit Messwerten.
Dock mit integriertem Netzteil
Gerade wer auf der Suche nach einem zweiten Netzteil fürs Büro ist, sollte zusätzlich einen Blick auf USB-C-Docks mit integriertem Netzteil werfen. Die Geräte versorgen den angeschlossenen Computer über USB-C mit Strom; gleichzeitig bieten sie diverse weitere Anschlüsse – etwa für Netzwerk (LAN) oder Bildschirm, haben weitere USB-Ports für Eingabegeräte oder Drucker integriert und oftmals auch einen Speicherkartenleser.
Leider sind die Produkte deutlich teurer als die Kombination aus einem günstigen USB-C-Mehrfachadapter und einem günstigen Ladegerät, aber eben kompakter.
Monitor mit Stromversorgung über USB-C
Inzwischen kann man seinen Rechner auch über den Bildschirm mit Strom versorgen. Ein einziges Kabel mit USB-C-Stecker überträgt Energie, Bildsignal und weitere Daten, sodass im Monitor oft sogar noch ein USB-Hub mit weiteren Anschlüssen für Tastatur, Maus oder Speichermedien untergebracht ist.
Wenn ein Neukauf eines Bildschirms ansteht, würden wir immer zu Modellen mit dieser Funktion greifen. Mehr Informationen dazu präsentieren wir in unserem Artikel: Warum jeder Monitor USB-C haben sollte.
Das folgende Preisvergleichselement zeigt die beliebtesten Bildschirme mit USB-C.
Fazit
Seit der Einführung von USB-C muss es kein Original-Netzteil von Apple mehr sein. Für unterwegs, als Zweitnetzteil im Urlaub oder im Büro darf es auch ein günstigeres und schwächeres Modell sein – so spart man richtig; zumal die Alternativen in vielen Fällen auch noch kleiner und leichter sind als die Apple-Originale. Sehr gute Erfahrungen haben wir mit Anker-Netzteilen gemacht.
Allerdings empfehlen wir, wie so oft, auch hier immer den Blick in den Preisvergleich. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels kostete etwa das Anker-Netzteil 737 mit 100 Watt über 80 Euro, während Cyberport das originale Apple-Ladegerät mit 140 Watt für 69 Euro im Angebot hat.