Das Bild auf dem Fernseher ist großartig, aber der Klang ist vermatscht? Sprache ist viel zu ruhig, die Explosionen dafür zu laut? Oder fehlt einfach ein Dröhnen im Bauch, wenn ein Hubschrauber über den Helden kreist?
Soundbars liefern den Klang, den Fernseher gerne hätten. Den flachen TVs fehlt einfach der Platz und Resonanzraum für ordentlichen Sound. Doch die schmalen Geräte können noch mehr. Sie kombinieren inzwischen zahlreiche Lautsprecher auf kleinem Raum und schaffen einen räumlichen Höreindruck, ganz ohne seitliche Lautsprecher (oder zusätzliche Kabel).
TechStage zeigt in diesem Ratgeber, worauf man beim Kauf einer neuen Soundbar achten sollte und welche Funktionen sie haben muss, damit die Geräte viele Jahre Spaß machen.
Hinweis: Die Black Week läuft und lockt mit guten Deals, auch im Bereich TV und Soundbars. TechStage prüft die Schnäppchen und aktualisiert den großen TechStage-Schnäppchen-Check zur Black Week regelmäßig mit den besten Deals.
Lautsprecher: Wie viele sollten es sein?
2.1 oder lieber 5.1.2? Wie viele Lautsprecher und Kanäle sollte eine aktuelle Soundbar mitbringen? Zunächst kurz zur Erklärung: Die Zahlen stehen dafür, wie viele Lautsprecher wie ausgerichtet sind. Nehmen wir die 3.1.2-Konfiguration der LG Eclair DQP5W (Testbericht). Die 3 kennzeichnet drei Kanäle, die gerade von der Soundbar aus zum Nutzer strahlen, sie sollen Klänge von der Front und der Seite auf Kopfhöhe wiedergeben. Die 1 steht für den Subwoofer, bei unserem Beispielgerät ist ein solcher Woofer, per Funk mit der Soundbar verbunden. Die 2 am Ende steht für die Sound-Kanäle, die nach oben gerichtet sind, den Schall von der Decke reflektieren und damit mehr Räumlichkeit erzeugen. Dabei muss die Anzahl der Kanäle nicht gleich der Anzahl der Lautsprecher sein, ein x.x.2-System kann etwa vier Lautsprecher haben, die nach oben abstrahlen.
Bei einer klassischen 2.1-Soundbar hat man „nur“ die Frontklangkanäle, die aber je nach Ausrichtung und unterstützter Technik ebenfalls ein räumliches Hörgefühl erzeugen können. Die 1 steht auch hier für den Subwoofer.
Stark vereinfacht kann man sagen: Mehr Lautsprecher sorgen für ein größeres Klangbild, aber auch für eine größere Soundbar. Gerade mit Dolby Atmos (siehe weiter unten) ist die Größe und die Anzahl der Lautsprecher nicht mehr so entscheidend wie früher.
LG Eclair Soundbar - Bildestrecke
LG Eclair Soundbar - Bildestrecke
Subwoofer: günstig mit Kabel, schick per Funk
Subwoofer runden das Klangbild ab, sie sorgen für den „Umpf“ bei Filmen und Musik. Dafür benötigt man allerdings Volumen, etwas, das bei schmalen Soundbars oft fehlt. In unseren Tests konnte bislang nur das Teufel Sounddeck Streaming (Testbericht) auch ohne externen Subwoofer genügend Bass liefern.
Wer sich entsprechend eine Soundbar zulegt, der sollte sich die Option für einen externen Subwoofer offenhalten. Praktischerweise kann unser Gehör die tiefen Töne nicht direkt zuordnen, sodass man beim Aufstellort freier ist. Bei den günstigeren Geräten ist der Ort mehr oder weniger durch das Kabel definiert, das von der Soundbar zum Subwoofer geht. Wer bei der Wahl flexibler sein möchte, sollte eine Soundbar mit kabellosem Subwoofer wählen. Dieser kommuniziert per proprietärem Funk oder WLAN mit der Soundbar, Verzögerungen muss man inzwischen nicht mehr befürchten.
Dolby Atmos: Klangobjekte statt Surround-Kanäle
Wer sich jetzt eine neue Soundbar anschafft, der sollte in jedem Fall auf Dolby Atmos achten. Das Soundformat hat sich bei Filmen mehr oder weniger durchgesetzt, zusätzlich kommt es (wenn auch sehr langsam) bei Streaming-Diensten an.
Atmos funktioniert anders als Surround. Stark vereinfacht gesagt ist Atmos eine Weiterentwicklung bestehender Surround-Systeme, die allerdings einen anderen Ansatz verfolgt. Statt wie bisher bestimmte Klänge einzelnen Kanälen zuzuordnen, platziert Atmos den Sound als Klangobjekt im virtuellen Raum. Ein Jet fliegt also nicht mehr von links nach rechts, sondern kann vorne unten starten und über den Zuhörer nach links abheben.
Atmos-taugliche Geräte wie Soundbars oder Surround-Systeme bekommen die Informationen, wo er Sound erklingen soll und versuchen anschließend diesen so gut wie möglich darzustellen. Dazu haben Atmos-Soundbars mehrere Lautsprecher, die in unterschiedliche Richtungen „feuern“. Neben den Front-Lautsprechern, etwa für Dialoge, zielen die Soundbars an Wand und Decke und realisieren die 3D-Klangeffekte über Reflexionen.
Das faszinierende an der Technik ist: Sie funktioniert selbst mit einfachen Geräten und Virtual Atmos überraschend gut. Ja, man kann neun Lautsprecher auf Ohrhöhe aufstellen, vier an die Decke montieren und einen Subwoofer verlegen. Oder man nutzt ein System wie die 3.1.2-Soundbar von LG, die Klangobjekte mit erstaunlich viel Präzision dort positioniert, wo die Sounddesigner sie haben wollen.
Warum ist Dolby Atmos so wichtig? Das Format hat sich bei Filmen gegenüber Konkurrenten wie Auro 3D oder DTS:X mehr oder weniger durchgesetzt und besitzt eine breite Unterstützung. Zudem kommt es künftig auch bei Musik-Streaming-Diensten, Apple Music und Tidal haben bereits passende Titel im Angebot. Sprich, Atmos hat gegenüber anderen Lösungen eine breitere Unterstützung und man macht damit zumindest nichts verkehrt.
Anschlüsse: HDMI 2.1, eARC, WLAN
Soundbars haben meist überraschend wenig Anschlüsse. Das irritiert vorwiegend diejenigen, die von einem „echten“ HiFi-System mit Verstärker kommen. Wirklich wichtig ist der HDMI-Anschluss. Damit die Soundbar zukunftsfähig ist, sollte sie idealerweise HDMI 2.1 samt eARC bieten. HDMI 2.1 bietet einen deutlich höheren Datendurchsatz als die Vorgänger und kann etwa Atmos-Inhalte unkomprimiert wiedergeben.
Dazu muss aber auch der Fernseher HDMI 2.1 unterstützen oder zumindest eARC (teilweise kann man dies per Firmware-Update nachrüsten). eARC steht für enhanced Audio Return Channel und sorgt automatisch dafür, dass die Musik, egal von welcher Quelle, nicht am TV, sondern auf der Soundbar abgespielt wird. HDMI 2.1 und eARC sind zu allen Vorgängern kompatibel, man muss also nicht gleich das TV austauschen, sondern kann für die Zukunft kaufen.
Eine solide Soundbar sollte auch WLAN oder zumindest Bluetooth mitbringen. Schließlich kann man das Gerät super als Lautsprecher nutzen, wenn kein Fernseher läuft. Wer das möchte, der sollte beim Kauf auf Funktionen wie Airplay 2 oder Spotify Connect achten.
Multiroom
Wer bereits ein Multiroom-System in Betrieb hat, der sollte unserer Meinung nach eine dazu passende Soundbar kaufen. Das hat mehrere Vorteile: Zunächst schafft man einen zusätzlichen Lautsprecher im Wohnzimmer. Denn die Soundbars können locker mit den größeren Lautsprechern mithalten, das zeigten etwa die Tests der Sonos Beam (Testbericht) oder der Sonos Arc (Testbericht). Zudem kann man bei den meisten Systemen Gruppen aus mehreren Lautsprechern einrichten. Damit kommt nicht nur die Musik von allen Seiten, die Soundbars können die zusätzlichen Geräte nutzen, um den Klangteppich bei Filmen zu erweitern. Das funktioniert in der Praxis überraschend gut.
Fazit
Soundbars sind inzwischen ein großartiger Mittelweg zwischen dem flachen Klang eines Fernsehers und einem aufwendigen Surround-Studio mit zig Lautsprechern. Das liegt nicht zuletzt an Dolby Atmos und der virtuellen Variante davon. Bei Filmen, egal ob von der Blu-Ray oder gestreamt, kommt selbst aus einer kleinen Soundbar ein überraschend raumfüllender Klang. HDMI 2.1 und eARC sollten an Bord sein.
Wichtig ist aber, dass ein Subwoofer zur Soundbar gehört oder sich zumindest später nachkaufen lässt. Wir würden eher zu einem kabellosen Sub raten, dann hat man einfach mehr Optionen beim Aufstellen. Es spricht aber auch überhaupt nichts gegen günstigere Geräte mit Kabel, wenn man es gut verstecken kann.
Eine gute Soundbar hält lang und kann den aktuellen Fernseher überleben. Entsprechend sollte man bereits jetzt in Techniken investieren, die man dann vielleicht erst in ein paar Jahren wirklich nutzt.
In der Themenwelt Soundbars liefern wir neben Einzeltests zu Geräten wie der LG DQP5W (Testbericht) oder der Sonos Beam (Testbericht) auch Ratgeber rund um das Thema Soundbars.