Headsets sind für Zocker ähnlich wichtig wie Monitor (Kaufberatung) oder Tastatur (Vergleichstest) . Das schnelle und exakte Lokalisieren des Gegners ist dabei nur ein Aspekt. Auch für die reibungslose Kommunikation bei Mehrspielerpartien sind sie unverzichtbar. Die Auswahl an Modellen und die Preisunterschiede sind allerdings sehr groß. Wir erklären, was ein Gaming-Headset können muss und welche Kriterien beim Kauf entscheidend sind.
Zum Thema Gaming-Headsets sind in der Vergangenheit folgende Artikel erschienen:
- Asus, Logitech, Steelseries: Gaming-Headsets im Test
- Sechs Gaming-Headsets bis 75 Euro im Vergleich
- Gaming Headset: Steelseries Arctis Pro Wireless im Test
- Sennheiser GSP 670 im Test: erstklassiges Gaming-Headset
- Gaming-Headset Steelseries Arctis 1 im Test: gut und günstig
- Logitech G432 im Test: Gaming Headset mit 7.1 Sound
- Gaming-Headset GSP 300 von Sennheiser im Test
Tragekomfort & Verarbeitung
Damit ein Headset überhaupt zum Zocken geeignet ist, muss es vor allem bequem sein und ordentlich sitzen. Der beste Sound oder das schönste Design sind nutzlos, wenn nach einer halben Stunde die Ohren schmerzen. Wenn die Ohrpolster nicht weich genug sind oder ungünstig am Kopf oder Ohr anliegen, kommt es schnell zu einem unangenehmen Druck bis hin zu Kopfschmerzen. Zwar sind alle Modelle in der Größe verstellbar, dass alleine ist aber nicht ausreichend. Auch die Spannung des Kopfbügels, die Form und Größe der Ohrpolster und das Gewicht spielen ein Rolle.
Der Erfahrung nach sind auch die günstigen Headsets recht ordentlich verarbeitet. Die Unterschiede liegen vor allem in Haptik und Optik des Materials. Günstiger Kunststoff wirkt schnell abgenutzt und speckig. Scharniere und Gelenke bei zusammenfaltbaren Modellen sollten grundsätzlich aus Metall sein, um eine Langlebigkeit zu garantieren. Zudem sollte nichts klappern oder quietschen – insbesondere, während das Headset auf dem Kopf sitzt. Wer seine Kopfhörer nicht regelmäßig durch die Gegend schleppt, sollte auf die Klapp-Funktion verzichten.
Aus gutem Grund gibt es für Zocker hauptsächlich Over-Ear-Kopfhörer. Diese entlasten die Ohrmuscheln – zumindest, wenn sie groß genug sind. Liegt das Ohr ungünstig an der Polsterung an, oder wird gar abgeknickt, sind Schmerzen vorprogrammiert. Ein weitere Eigenschaft der Over-Ear-Modelle ist die bessere Abschirmung nach außen. Wer sich voll auf sein Spiel konzentrieren will, sollte nicht zu viel von der Umgebung mitbekommen.
Wer länger als eine halbe Stunde am Stück spielt, sollte auch auf die Beschaffenheit der Ohrpolster achten. Ist das Obermaterial aus billigem Kunststoff oder die Belüftung der Ohren unzureichend, kommt es sonst schnell zu Schweißbildung und heißen Ohren. Ein positives Beispiel für einen sehr bequemen Kopfhörer ist das günstige Arctis 1 von Steelseries (Testbericht) . Wer grundsätzlich zu Schweißbildung neigt, sollte im Vorfeld klären, ob es Ersatzohrpolster für das Headset gibt.
Die Kopfbügelspannung sollte so hoch sein, dass das Headset auch bei Bewegung sicher am Kopf sitzt, ohne zu verrutschen. Da dies von der eigenen Kopfgröße abhängt, empfehlen sich Headsets mit verstellbarer Bügelspannung, wie das Modell GSP 670 von Sennheiser (Testbericht) . Ansonsten bleibt hier nur die Möglichkeit den Kopfhörer auszuprobieren, um wirklich sicherzustellen, dass er ordentlich und bequem sitzt.
Ein hohes Gewicht spricht zwar häufig für stabile Komponenten aus Metall, es kann aber auf Dauer auch die Nackenmuskulatur belasten. Zu schwer sollte das Gaming-Headset auf keinen Fall sein. Zumindest dann nicht, wenn es auch mal für mehrere Stunden am Stück auf dem Kopf sitzen soll. Ein gutes Beispiel für ein hochwertiges, aber grenzwertig schweres Modell, ist beispielsweise das oben genannte GSP 670 von Sennheiser. Das kabellose Headset wiegt knapp 0,4 kg und somit satte 130 g mehr als das Arctis 1. Wer ein oder zwei Stunden spielt, kommt auch damit gut zurecht. Wer allerdings eine ganze Nacht durchzocken will, sollte lieber ein leichteres Headset wählen.
Bei kabellosen Modellen sitzen die Bedienelemente, wie der Lautstärkenregler, grundsätzlich am Gehäuse des Kopfhörers. Bei kabelgebundenen Modellen sind auch Kabelfernbedienungen weit verbreitet. Aus der Praxis heraus bevorzugen wir die Variante mit den Steuerelementen direkt am Kopfhörer, da diese intuitiver erreichbar sind. Bei der Fernbedienungsvariante muss diese bei Benutzung erst „gefunden“ werden. Dies kann während des Games entscheidende Sekunden kosten. Außerdem schleift das Kabel bei einigen Kopfhörern am Gehäuse und es kommt zu Kratz- oder Schleifgeräuschen während der Bedienung.
Soundqualität
Ein guter Sound ist extrem wichtig bei Zocken. Zum einen nerven Hintergrundrauschen und schlecht abgestimmter Klang, zum anderen spielt die eindeutige Identifizierung eine wichtige Rolle. Bei Spielen wie Counterstrike oder Battlefield entscheidet das schnelle Lokalisieren von Schrittgeräuschen über Sieg und Niederlage. Sind Geräusche oder deren Richtung nicht klar zuordenbar, ist das ein echter Nachteil.
Eine positive Erkenntnis unserer Tests ist, dass selbst günstige Headsets, wie das Modell GTX 410 von Trust (Testbericht) , über einen ausreichend guten Sound verfügen. Zwar sind klare Qualitätsunterschiede zwischen günstigen, mittelpreisigen und teuren Headsets hörbar, hier handelt es sich aber tatsächlich um feine Details. Wirklich schlecht sind auch die günstigen Modelle nicht, was diese für Gelegenheitszocker und Einsteiger sehr interessant macht.
Wer regelmäßig längere Spiele-Sessions abhält und hohe Ansprüche an eine ordentliche Dynamik hat, sollte sich trotzdem lieber für ein Modell ab 100 Euro aufwärts entscheiden. Hier sind schlicht hochwertigere Lautsprecher verbaut und der Klang wirkt insgesamt runder und besser abgestimmt.
Wer sehr hohe Ansprüche an die Klangtreue hat, sollte nach einem Markengerät von namhaften Herstellern wie Sennheiser oder Steelseries Ausschau halten. Diese verfügen üblicherweise über eine deutlich neutralere Klangabstimmung und ein sehr harmonisches Klangbild. Gerade bei günstigen Noname-Kopfhörern sind Hoch- und Tieftöner deutlich überdreht – wer Explosionen auf dem Monitor möglichst wuchtig wahrnehmen will, sollte damit allerdings gut klarkommen.
Unserer Erfahrung nach haben die teuersten Highend-Kopfhörer zwar tatsächlich den besten Sound, um das letzte Quäntchen Soundqualität zu bekommen, muss man allerdings tief in die Tasche greifen. Die Qualitätsunterschiede zu mittelpreisigen Modellen sind in der Praxis minimal, einen echten Unterschied bemerkt man aber nur bei sehr genauem Hinhören. In der Praxis hat man beim Zocken allerdings nur selten Zeit sich tatsächlich so auf den Sound zu konzentrieren. Bei Einzelspieler-Games spielt der perfekte Klang eine höhere Rolle, als bei schnellen Multiplayer-Spielen. Hier ist ein sauberer Klang zwar wichtig, feinste Nuancen fallen in den mit Aktion geladenen Gefechten aber kaum auf.
Stereo oder Surround
Gaming-Headsets gibt es mit Stereo- oder mit Surround-Sound. Auf den ersten Blick sind die mit Raumklang beworbenen Modelle klar im Vorteil. Eine Richtungsbestimmung fällt mit echtem Surround deutlich leichter als mit nur zwei Tonquellen.
In der Praxis handelt es sich aber meistens nur um emulierten Raumklang, welcher per Software entsteht. Das kann bei manchen Games sehr gut funktionieren, ist aber letztlich nicht mit echtem 5.1- oder 7.1-Sound vergleichbar. Zudem sind die Headsets häufig deutlich teurer als die vergleichbaren Stereo-Geräte. Das Modell Logitech G432 (Testbericht) haben wir im Test nach einiger Zeit nur noch im Stereo-Modus benutzt, der Klang gefiel uns einfach besser, als das virtuelle Surround-Erlebnis.
Unsere Empfehlung lautet deshalb: Lieber guter und klarer Stereo-Sound, als ein mäßig emulierter Raumklang. Wer echten Raumklang möchte, braucht neben einem teuren Headset zudem eine hochwertige Soundkarte.
Kabelgebunden oder Wireless
Ob das Headset kabellos oder kabelgebunden arbeitet, ist vor allem eine Frage des Budgets. Kabelgebundene Geräte sind grundsätzlich günstiger und zudem immer sofort einsatzbereit.
Zwar gibt es auch bezahlbare Wireless-Varianten, diese haben allerdings häufig eine spürbare Latenz. Beim Zocken oder Filme schauen ist das ein absolutes No-Go. Bei der Übertragung per Bluetooth kommt es selbst bei namhaften Headsets häufig zu einen minimalen Zeitversatz. Für eine annähernd latenzfreie Übertragung müssen nämlich sowohl Sender als auch Empfänger den aptX-Low-Latency-Codec unterstützen.
Abhilfe schafft beispielsweise beim Sennheiser GSP670 die Nutzung des zum Lieferumfang gehörenden USB-Funk-Dongles. Mit dem arbeitet das Headset auch ohne entsprechenden Bluetooth-Sender verzögerungsfrei.
Grundsätzlich ist der Komfort der Wireless-Headsets größer. Es kommt weder zu Kabelgewirr, noch ist das Kabel beim Spielen im Weg. Wer eben mal beim Zocken zum Kühlschrank rennt, kann das Headset bequem auf dem Kopf lassen und bekommt außerdem noch etwas vom Spielgeschehen mit. Wer kabellos unterwegs ist, muss allerdings immer ein Auge auf den Akkustand der Kopfhörer werfen. Grundsätzlich sollte das Aufladen des Headsets auch während des Betriebs möglich sein.
Mikrofon
Die Sprachqualität des Mikrofons ist für eine reibungslose Kommunikation wichtig. Zwar gibt es auch hier Unterschiede in der Qualität, diese fallen aber nur sehr gering aus. Ein Geräuschefilter für das Mikrofon ist nur beim Zocken in lauter Umgebung wichtig. Wer zu Hause spielt, kann problemlos darauf verzichten. In den Tests haben auch die Mikrofone der günstigen Headsets ausreichend gut funktioniert und einen positiven Eindruck hinterlassen.
Bei einigen Gaming-Headsets ist das Mikrofon nicht fest mit dem Kopfhörer verbunden und kann abgenommen werden. Einen Vorteil sehen wir darin nicht – ganz im Gegenteil: Ein abgesteckter Mikrofonarm geht beispielsweise beim Transport schnell mal verloren.
Kompatibilität
Bei der Wahl eines neuen Gaming-Headsets spielt die Kompatibilität eine nicht unerhebliche Rolle. Nicht alle Headsets funktionieren sowohl am PC als auch an allen Konsolen. Zwar ist es meist per Adapter möglich, die Kompatibilität zur Konsole herzustellen, das verursacht aber zusätzliche Kosten. Wer sich ein neues Modell kaufen möchte, sollte sich im Vorfeld entscheiden, welche Plattformen genutzt werden sollen.
Sonstiges
Ein praktische Zusatzfunktion ist beispielsweise die getrennte Lautstärkeneinstellung für Sound– und Chatlautstärke, wie sie beim GSP 670 von Sennheiser verbaut ist. Auch wenn wir diese im Test regelmäßig nutzen, einen Aufpreis alleine für diese Funktion, wäre es uns nicht wert.
Bunte LED-Beleuchtung am Headset ist unserer Erfahrung nach nur störend. Bei unseren letzten Einzeltests waren leuchtende Kopfhörer glücklicherweise die absolute Ausnahme. Beleuchtung verursacht nur störende Spiegelungen und nervt auch die Mitspieler in unmittelbarer Umgebung. Ein beleuchtetes Logo oder Ähnliches ist in Ordnung und sieht auch ansprechend aus; Diskobeleuchtung ist aus unser Sicht aber unangebracht und somit bestenfalls ein Ausschlusskriterium.
Wer sein Headset häufig transportiert, profitiert zwar von der Kompaktheit klappbarer Modelle, die Gelenke sind aber eine Fehlerquelle. Wir bevorzugen die Aufbewahrung in einer Kopfhörerbox oder einem Stoffbeutel. Beides gehört allerdings nur bei wenigen Gaming-Headsets zum Lieferumfang und müsste extra gekauft werden.
Die benötigten Kabel und Kabeladapter gehören bei den Headsets aller Preisklassen zum Lieferumfang. Bei kabelgebundenen Modellen sind die Kabellängen allerdings sehr unterschiedlich, worauf man beim Kauf achten sollte. Lange Kabel verheddern zwar gerne, dafür bieten sie mehr Bewegungsfreiheit. Wer nicht direkt neben seinem Computer sitzt, muss im Zweifel auf ein Verlängerungskabel zurückgreifen.
Preise
In der Preisklasse bis 30 Euro finden sich kaum namhafte Produkte. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist gerade noch in Ordnung und die Produkte sind zumindest brauchbar. Wer ein günstiges, kabelgebundenes Gäste-Headset oder sehr preiswertes Einstiegsmodell sucht, muss sich allerdings auf billigen Kunststoff und mäßigen Sound einstellen. Die Klangqualität und der Komfort können definitiv nicht mit teureren Kopfhörern mithalten, sind aber ausreichend, um hin und wieder damit zu zocken.
Wer sein Headset häufiger und langfristig selbst nutzen will, sollte unbedingt mehr investieren. In der Preisklasse zwischen 40 und 100 Euro ist die Soundqualität erfreulich gut und die Verarbeitung der kabelgebundenen Geräte sehr ordentlich. Erfreulicherweise bieten auch Markenhersteller Geräte in dieser Kategorie an. Wer sich für ein Modell dieser Klasse entscheidet, bekommt eine ordentliche Qualität und eine riesige Auswahl an Modellen. Wer will, kann sich so auch von persönlichen Geschmack in Sachen Design leiten lassen. In den letzten Tests haben beispielsweise das Steelseries Arctis 1 (Testbericht) und das Sennheiser GSP 300 (Testbericht) besonders überzeugt. Auch die Modelle Razer Kraken Pro V2 (Testbericht) , Logitech G432 (Testbericht) , Corsair HS50 (Testbericht) und Trust GTX 410 (Testbericht) hinterlassen einen positiven Gesamteindruck.
In der gehobenen Preisklasse ab 100 Euro sollte man sich grundsätzlich für ein Markenmodell entscheiden. Die hier gebotene Verarbeitungs- und Klangqualität gibt nur selten Anlass für Beschwerden. Hier zählen also vor allem der persönliche Geschmack und Markentreue. Die hochpreisigen Highend-Modellen sind häufig kabellos und bieten Surround-Sound – trotzdem sollten sie vor allem angenehm sitzen. Die Modelle Steelseries Arctis Pro Wireless (Testbericht) und das Sennheiser GSP 670 (Testbericht) haben uns besonders gut gefallen. Das Asus ROG Strix Fusion 500 (Testbericht) , das Logitech G933 Artemis (Testbericht) schnitten zwar nicht ganz so gut ab, sie sind aber auch deutlich günstiger.
Fazit
Aus unserer Erfahrung empfehlen wir Gaming-Headsets aus der mittleren Preisklasse. Wer sein Budget im Rahmen halten will, bekommt bereits für circa 50 bis 70 Euro sehr gute Geräte. Geht es um extra Komfort wie eine Wireless-Funktion und Surround-Sound, muss man mindestens 100 Euro investieren. Wer hohen Wert auf ein perfektes Klangerlebnis legt, ist schnell mit mehreren Hundert Euro dabei. Aus unserer Sicht ist dies aber nicht zwingend nötig.