Einsatzzweck
Wer im Urlaub Videos beim Schnorcheln, Tauchen oder im Pool machen möchte, kommt nicht um eine Actioncam herum. Zwar gibt es auch wasserdichte Smartphones, aber wer will schon sein teures Handy riskieren?
Für professionelle Tauchvideos braucht es neben der Kamera spezielle Rotfilter und zusätzliche Beleuchtung. Für Marken-Kameras wie die Gopro Hero 6 Black sind diese Extras problemlos verfügbar. Bei Noname-Kameras sieht es in Sachen Filter schon deutlich schlechter aus. Aufnahmen knapp unter der Wasseroberfläche funktionieren aber ganz ohne Zusatzequipment.
Um Schäden auszuschließen, ist es bei Kameras aller Preisklassen wichtig, vor dem Abtauchen die Dichtigkeit zu überprüfen. Ein unglücklich eingeklemmter Fussel reicht aus und die Technik säuft ab. Sogar der Hersteller Gopro gibt keinerlei Garantie auf Wasserschäden. Wer seine Kamera im Salzwasser nutzt, sollte sie außerdem nach jedem Einsatz gründlich mit Süßwasser abspülen. Das schont die verbauten Gummidichtungen und schützt vor Kratzern auf Gehäuse und Objektiv.
Welche Geräte gibt es überhaupt?
Das Angebot an Actioncams ist unüberschaubar groß. Neben einigen bekannten Herstellern finden sich vor allem zahllose unbekannte China-Modelle. Vom Design orientieren sich die meisten Kameras an der Gopro-Hero-Reihe.
Neben der Auflösung ist vor allem die Bildrate entscheidend. Liegt diese bei weniger als 30 Bildern pro Sekunde (fps ), ruckelt das Video und ist nicht zu gebrauchen. Für Strandaufnahmen oder Schnorcheltouren sind 1080p bei 30 Bildern pro Sekunde ausreichend. Für actionreiche Bootstouren und Aufnahmen mit schnellen Bildwechseln sollte die Bildrate bei 60 Bildern pro Sekunde liegen. Die billigsten Modelle mit 4K-Auflösung schaffen zum Teil nur 15fps bei höchster Auflösung – interessanter ist deshalb immer der Blick auf die Bildrate der Full-HD-Aufnahmen.
Während Noname-Modelle bereits ab 20 Euro über den Ladentisch gehen, kosten die Topmodelle 400 Euro und mehr. Ältere Markengeräte mit Full-HD-Auflösung oder das Gopro Low-Budget-Modell Hero 2018 (Testbericht) gibt es ab 200 Euro.
Hersteller | Genius | Networx | A-Rival | Braun | AEE | König | Denver | Elephone | Easypix |
Modell | Life Shot FHD300 | Tyson SDV-5291 | Aqtioncam AQN6 | Master II | Lyfe Silver | CSAC300 | ACT-5020TW | Explorer 4K | GoXtreme |
Videoauflösung | 1080p/k.A.fps | 1080p/25fps | 1080p/30fps | 1080p/60fps | 1080p/60fps | 1080p/k.A.fps | 1296p/30fps | 4K/30fps | 1080p/30fps |
Blickwinkel in Grad | k.A. | k.A. | 140 | 170 | 140 | 100 | 120 | 170 | 120 |
Display | - | - | 1,5" | 2" | 1,8" | 2" | 1,5" | 2" | 2" |
WLAN | ✔ | - | - | ✔ | ✔ | - | ✔ | ✔ | ✔ |
Wasserdicht | mit Gehäuse | mit Gehäuse | mit Gehäuse | mit Gehäuse | mit Gehäuse | mit Gehäuse | mit Gehäuse | mit Gehäuse | mit Gehäuse |
Bildqualität
Die technischen Daten der günstigen Actioncams klingen verlockend. Trotz Full-HD oder 4K-Auflösung sollte man trotzdem nicht zu viel erwarten. Die Bildqualität kann nicht mit Marken-Modellen wie Gopro oder Nikon mithalten. Für kurze Videosequenzen in Full-HD ist die Qualität für den Privatbereich trotzdem ausreichend. Besser und praktischer als Unterwasser-Wegwerf-Kameras sind die billigen Actioncams in jedem Fall.
Was auffällt, ist der unterschiedlich große Blickwinkel der Kameras. Während einige Modelle gerade einmal ein Sichtfeld von 100 Grad bieten, nutzen andere Hersteller extrem weitwinklige Objektive mit einem FOV von satten 170 Grad. Wie groß der Blickwinkel sein soll, hängt davon ab, was man filmen möchte. Je größer der Blickwinkel, desto mehr ist auf dem Video zu sehen – allerdings kommt es bei einem großen FOV auch zu deutlich stärken Verzerrungen und dem sogenannten Fischaugen-Effekt.
Bei guter Ausleuchtung ist die Bildqualität ausreichend gut und etwa mit der von Mittelklasse-Smartphones vergleichbar. Bei wenig Licht kommen die Kameras allerdings schnell an ihre Grenzen und die Videos rauschen stark. Im Zweifel hat man nach dem Urlaub lieber ein verrauschtes Video von der Schnorcheltour, als gar keines.
Wie sich die günstigen Gopro-Klone in der Praxis schlagen, zeigt unser Vergleich zwischen der Gopro Hero 5 Black und einer billigen Noname-Kamera .
Einen Bildstabilisator hat übrigens keine der Budget-Kameras verbaut. Wer hohen Wert auf unverwackelte Videos legt, braucht also ein Markengerät. Wer nur über Wasser filmt, kann auch ein Gimbal zur Stabilisierung nutzen. Passende Geräte stellen wir im Gimbal-Vergleich vor.
Technische Ausstattung
Während die aktuelle Gopro von Haus aus bis zu einer Tiefe von 10 Metern wasserdicht ist, benötigen die billigen Kameras alle ein zusätzliches Unterwassergehäuse aus durchsichtigem Kunststoff. Bei den Modellen in der Übersicht gehört dieses zum Lieferumfang.
Die aufgeführten Produkte haben mindestens über Full-HD-Auflösung mit 30 fps. Zur Steuerung und zur Überprüfung der Aufnahme ist, bis auf bei wenigen Ausnahmen, ein Display auf der Rückseite verbaut. Bei Aufnahmen am Strand ist dieses Extra praktisch, da die Videos nicht mal eben am Computer geprüft werden können.
Die meisten Actioncams haben außerdem eine WLAN-Schnittstelle. Diese ermöglicht eine komfortable Bedienung übers Smartphone und vereinfacht das Verschicken von Urlaubserinnerungen. Am Strand oder unter Wasser ist die Nutzung per Smartphone allerdings weitgehend uninteressant.
Zubehör
Neben einem wasserdichten Gehäuse gehören auch verschiedene Halterungen zum Lieferumfang. Der Umfang ist von Hersteller zu Hersteller sehr unterschiedlich. Das Design der Teile orientiert sich bei allen Modellen am Zubehör vom Marktführer Gorpo. Wem das beigelegten Zubehör nicht ausreicht, der sollte sich ein günstiges Zubehör-Set zulegen.
Zum Schnorcheln bietet sich eine Tauchmaske mit integrierter Actioncam-Halterung an. Diese gibt es als Vollgesichtsmaske oder in Form einer klassischen Taucherbrille und man muss sich um nichts kümmern.
Alternativen
Etwas teurer, aber nachweislich gut, ist die Yi Discovery (Testbericht) . Sie punktet im Test mit guter Bildqualität und einem fairen Preis von 47 Euro. Im Gegensatz zur Konkurrenz fehlt hier allerdings das Unterwassergehäuse im Lieferumfang. Dieses schlägt nochmal mit etwa 25 Euro zu Buche.
Wem 10 Meter Wassertiefe ausreichen, der sollte einen Blick auf die günstige Gopro Hero 2018 (Testbericht) oder die Nikon KeyMission 170 (Testbericht) werfen. Diese kosten mit knapp 200 Euro zwar deutlich mehr, dafür bieten sie eine hervorragende Bild- und Verarbeitungsqualität. Die beiden Kameras sind auch ohne Zusatzgehäuse wasserdicht. Wer tiefer tauchen möchte, bekommt passende Unterwassergehäuse.
Wer höchstmögliche Bildqualität sucht, sollte sich unseren Vergleichstest für Gopro-Kameras ansehen. Retro-Freunde bekommen auch heute noch die altbekannten Wegwerf-Kameras mit Unterwassergehäuse.
Fazit
Die China-Actioncams bieten ausreichend gute Aufnahmen für wenig Geld. Eine vergleichbare Bildqualität wie bei Markengeräten sollte man allerdings nicht erwarten. Für kurze Videoclips aus ungewöhnlicher Perspektive lohnt sich die Anschaffung auf jeden Fall.
Für uns sind die Actioncams bis 30 Euro am ehesten mit den analogen Wegwerfkameras vergleichbar. Dank dem Unterwassergehäuse und Low-Budget-Preis sind sie perfekt für Pool und Strand geeignet, ohne dabei die Urlaubskasse zu belasten.
Für professionelle Anwendungen ist die Bildqualität der Budget-Kameras allerdings nicht ausreichend. Wer sich hochwertige Aufnahmen wünscht, muss tiefer in die Tasche greifen und zu einem teuren Markenmodell greifen.