In der Vergangenheit haben wir schon Themen wie Werkzeuge für die Nerd-Werkstatt (Ratgeber) , mobile Lötkolben (Vergleichstest) , günstige Airbrush-Systeme (Ratgeber) oder Laser-Gravierer (Ratgeber) behandelt. Konkrete DIY-Projekte und Gadgets gegen Langeweile (Ratgeber) haben wir auch schon vorgestellt. So spannend diese teils kuriosen Themen auch sind, komplexere Projekte sind nur mit einer ausreichend ausgestatteten Werkstatt umsetzbar. Und dort gehört neben einer Säge (Ratgeber) auch eine Schleifmaschine (Ratgeber) und ein Akkuschrauber rein.
Die Geschichte der Akkuschrauber ist eine Geschichte voller Missverständnisse, denn was viele für einen Akkuschrauber halten, ist in den seltensten Fällen tatsächlich ein Akkuschrauber. Wer in den Baumarkt geht oder online nach einem solchen Akkuschrauber sucht, bekommt in den meisten Fällen das gezeigt, was er selbst für einen Akkuschrauber hält. Doch fachlich korrekt ist das eigentlich nicht. Der Begriff Akkuschrauber hat sich nur als Oberbegriff eingebürgert und meint eigentlich einen Akku-Bohrschrauber. Problematisch ist das auf den ersten Blick nicht, aber es gibt eben auch Akkuschrauber, die tatsächlich Akkuschrauber sind.
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Akkuschrauber
Wie der Name bereits sagt, ist der Akkuschrauber zum Schrauben da. Er besitzt kein Bohrfutter in das Werkzeug eingespannt werden kann, sondern meist eine Sechskantaufnahme, in die der Bit gesteckt wird. Das macht die Bauweise des Akkuschraubers deutlich kompakter und ermöglicht einen schnelleren Werkzeugwechsel, ohne dass dafür eine zusätzliche Bitaufnahme eingespannt werden muss.
Doch das ist nicht die einzige besondere Eigenschaft des Akkuschraubers. Beim Schrauben ist die Drehzahl zweitrangig und im Vordergrund steht stattdessen die Kraft – das Drehmoment. Daher haben Akkuschrauber meist nur eine geringe Drehzahl aber mehr Power beim Schrauben.
Große oder teure Akkuschrauber werden in der heimischen Werkstatt seltener benötigt und man greift lieber zum Akku-Bohrschrauber, der Bohren und Schrauben kann. Eine Ausnahme bilden die Mini-Akkuschrauber, die aufgrund ihrer Größe in vielen Haushalten in der Schublade liegen. Ihre Leistung ist mit einem 3,6 Volt Akku zwar recht begrenzt, aber zum Aufbau von Möbelstücken sind sie absolut ausreichend.
Einen ganz klaren Siegeszug feiert in der Klasse der kleine und häufig genutzte Bosch IXO in seiner bereits 6. Generation. Er war das erste Werkzeug mit einem Lithium-Ionen-Akku und hat aufgrund des enormen Angebots an verschiedenen Aufsätzen absoluten Kultstatus erreicht.
Akku-Bohrschrauber
Wenn viele von ihrem Akkuschrauber reden, meinen sie eigentlich einen Akku-Bohrschrauber. Der Aufbau ist einem Akkuschrauber sehr ähnlich, nur besitzt der Akku-Bohrschrauber ein Bohrfutter zur Aufnahme von Bohrern. In dieses kann allerdings ebenso eine Bitaufnahme gespannt werden, so dass der Akku- Bohrschrauber auch Schrauben kann.
Entscheidend bei der Anwendung ist, dass die Ansprüche an das Bohren und Schrauben unterschiedlich sind und auch gewährleistet werden können. Bohren erfordert eine hohe Drehzahl, während das Drehmoment geringer ausfallen kann. Beim Schrauben ist es genau umgedreht – hohes Drehmoment aber geringere Drehzahl.
Um beides zu ermöglichen, sollte ein Akku-Bohrschrauber immer mindestens zwei Gänge besitzen, die zwei Drehzahlstufen ermöglicht. Es gibt zwar auch Akku-Bohrschrauber mit mehr als zwei Gängen, aber das ist in der Regel selten nötig.
Die Meinungen zum besten Akku-Bohrschrauber gehen sehr weit auseinander und sind meist vom Lieblingshersteller geprägt. So verkehrt ist das gar nicht, da viele Hersteller gerade in der 18 Volt Klasse ein großes Angebot an Werkzeugen haben und der Akku für verschiedene Geräte genutzt werden kann. Legt man sich hier auf einen Werkzeughersteller fest, sollte auch der Akku-Bohrschrauber dazu gehören.
Durch die Hände des Redakteurs sind aufgrund unzähliger Tests bereits sehr viele verschiedene Akku-Bohrschrauber aus unterschiedlichen Preisklassen und mit unterschiedlichen Leistungen gegangen. Ganz sicher überzeugen Fein, Makita oder Festool mit einer tollen Qualität, aber selten kam das Gefühl, auf dass die Mehrinvestition für so ein teures Gerät unbedingt nötig ist.
Privat kommt deshalb seit Jahren ein Bosch (blau) GSR 10,8-2-Li zum Einsatz. Der ist sehr handlich und verfügt dennoch über gute Leistung. Für ein Profi-Gerät, wozu die blaue Serie von Bosch gehört, ist das Modell sogar recht günstig.
Akku-Schlagbohrschrauber
Alles, was für den Akku-Bohrschrauber gilt, gilt ebenso für den Akku-Schlagbohrschrauber. Zusätzlich verfügt dieser aber über ein Schlagwerk, das es ermöglicht, auch in Poroton-, Ziegel- oder leichte Betonwände zu bohren.
Das Schlagwerk ist wie bei einer Schlagbohrmaschine ausgelegt und schlägt nur so kräftig zu, wie man selbst Druck auf den Akku-Schlagbohrer ausübt. Daher sollte man sich gut überlegen, ob man tatsächlich einen Akku-Schlagbohrschrauber benötigt oder nicht lieber zur Schlagbohrmaschine greift, mit der sich aufgrund ihrer Größe und Bauweise mehr Kraft aufbringen lässt.
Akku-Schlagbohrschrauber haben nämlich einen entscheidenden Nachteil – sie sind schwer. Die zusätzliche Mechanik im Gerät bringt ihr Gewicht mit, das man dauerhaft tragen muss. Auch dann, wenn man eigentlich nur bohren oder schrauben möchte.
Einer der unserer Meinung nach handlichsten und komfortabelsten Akku-Bohrschrauber ist der Bosch PSB 18 Li-2. Praktisch ist die getrennte Umschaltung der Drehmomentstufen und der Auswahl zwischen Schrauben, Bohren und Schlagbohren. So kann zwischen Bohren und Schrauben gewechselt werden, ohne die einmal eingestellte Drehmomentbegrenzung zu verstellen. Komfortabel ist auch die Drehrichtungsumschaltung, die nicht mit einem Knopf nach links und rechts erfolgt, sondern mit einem Hebel nach vorn und hinten.
Ganz neu auf dem Markt ist der Slammerdrill von Worx. Der Redakteur durfte bereits mit dem aktiven Schlagwerk arbeiten und das stellt so manchen Akku-Bohrhammer in den Schatten. Allerdings ist der Slammerdrill dadurch enorm schwer und auch teuer.
Akku-Bohrhammer
Wie Bohrhämmer nicht mit einer Schlagbohrmaschine zu vergleichen sind, ist auch der Akku-Bohrhammer anders als ein Akku-Schlagbohrschrauber. Das fängt bereits bei der Werkzeugaufnahme an, die spezielle Schlagbohrer benötigt. Diese werden so gehalten, dass zwar die Drehbewegung übertragen wird, der Bohrer sich aber gleichzeitig etwas vor- und zurückbewegen kann, um die Schlagbewegung auszuführen.
Als Aufnahme dient meist das SDS-Plus-Bohrfutter, wie man es auch von kabelgebundenen Bohrhämmern kennt. Einzig die Uneo-Geräte von Bosch besitzen mit dem SDS Quick eine etwas kleinere Variante. Diese begrenzt die Bohrgröße zwar auf 8 mm, dafür nimmt das SDS-quick-Futter auch den Sechskantschaft von Bithaltern oder lange Bits auf.
Eingesetzt werden Akku-Bohrhämmer da, wo Akku-Schlagbohrschrauber ihr Limit erreichen. Mit ihnen können Ziegelsteine ebenso gebohrt werden wie Betonwände. Zum Bohren von 8 mm Löchern sind sie mehr als ausreichend aber deutlich handlicher als ein großer Bohrhammer.
Man kann es nicht anders sagen, Akku-Bohrhämmer sind einfach extrem teuer. Wer ein vernünftiges Modell kaufen möchte, legt schnell 200 bis 300 € auf den Tisch oder muss zu No-Name Produkten greifen.
Die einzige namhafte und dennoch recht günstige Variante bildet die Uneo-Reihe von Bosch. Da wäre der etwas älter Bosch Uneo Maxx mit 18 Volt (neu 20 Volt) oder der neuere Bosch Uneo mit 12 Volt. Beide kosten rund 150 € und reichen für die gängigsten Arbeiten aus. Aufgrund des SDS-quick-Futters ist der Bohrdurchmesser allerdings auf 8 mm begrenzt.
Wer auf das größere SDS plus Futter nicht verzichten möchte, bekommt mit den Worx WX390.1 einen etwas stärkeren Akku-Bohrhammer, der dennoch unter 200 € bleibt.
Akku-Schlagschrauber
Völlig aus der Reihe fällt der Akku-Schlagschrauber (Drehschlagschrauber). Er hat weder im Aufbau noch in der Funktion etwas mit einem Akku-Bohrschrauber gemein.
Angetrieben wird der Akku-Schlagschrauber zwar ebenfalls mit einem Elektromotor, die Antriebswelle ist jedoch mit einer Art Überlastkupplung unterbrochen. Solange es nur einen geringen Schraubwiderstand gibt, wird die Drehbewegung ohne Unterbrechung übertragen. Erhöht sich jedoch der Widerstand, springt die Kupplung an und rutscht über.
Dabei handelt es sich meist um kleine Kugeln, die an Hindernissen anliegen und unter großer Belastung überdrehen, um gegen die nächsten Hindernisse zu schlagen. Diese Schläge unterbrechen kurz die Drehbewegung und erhöhen das Drehmoment. Als würde man mit einem Hammer immer wieder in Drehrichtung auf einen Ringschlüssel schlagen.
Da Akku-Schlagschrauber ein hohes Drehmoment erzeugen und nur für kräftige Schrauben geeignet sind, besitzen sie einen Vierkantantrieb für Stecknüsse.
Wie bei den Akku-Bohrhämmern, bestimmt auch bei den Akku-Schlagschraubern der Preis die Leistung. Wer sinnvoll einen Akku-Schlagschrauber nutzen möchte, der sollte etwas tiefer in die Tasche greifen und auf das angegebene Drehmoment achten. Mit etwas über 100 € sollte man mindestens rechnen, aber auch kleinere Discounter-Werkzeuge können ihren Zweck erfüllen und lösen durch die Schläge gut angerostete Schrauben. Diese besitzen dann meist jedoch nur eine Bitaufnahme und sind deshalb beispielsweise nicht zum Radwechsel zu gebrauchen.
Fazit
Jeder darf seinen Akku-Bohrschrauber nennen wie er möchte und jede Bauvariante hat ihre Berechtigung in der Werkstatt. Wer jedoch für seine Ansprüche das passende Werkzeug sucht, sollte wissen, wie es richtig heißt.
Das ist gar nicht so schwer, wenn man sich die Bezeichnungen langsam auf der Zunge zergehen lässt. Der Akkuschrauber ist zum Schrauben und der Akku-Bohrschrauber zum Bohren und Schrauben. Genau aufpassen sollte man beim Akku-Schlagbohrschrauber und Akku-Schlagschrauber. Die kleine Silbe “bohr” macht hier einen enorm großen Unterschied. Beim Akku-Schlagbohrschrauber dient der Schlag dem Bohren in Wände, beim Akku-Schlagschrauber dem Lösen und Anziehen von Schrauben.
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