Apple Homekit: So funktioniert Smart Home mit Komponenten ab 10 Euro

Apple Homekit: Endlich gute Smarthome-Steuerung

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Nach einem holprigen Start ist Homekit erwachsen geworden. Wer schon Apple-Produkte hat, kann leicht und überraschend günstig zu einem leistungsfähigen Smart Homeaufrüsten. Wir zeigen, was man benötigt, was es kostet und wie es geht.

Lampen, Leuchten, Schalter, Bewegungsmelder, Heizungsthermostate, Türklingeln, Überwachungskameras, Gartenbewässerung, Wetterstationen – die Liste der zu Homekit kompatiblen Produktgruppen ist genauso lang wie die mit den Namen der Hersteller.

Erfreulich ist, dass sich dort neben den teuren Top-Marken wie Philips Hue (Licht), Hörmann (Garagentorsteuerung), Tado (Heizungsregelung), Nuki (Türschloss) oder Arlo (Überwachungskameras) inzwischen auch günstige Alternativen finden. Dazu gehören etwa Ikea Tradfri, die Aqara-Komponenten (ehemals Xiaomi) aus China, oder Kameras von Eufy.

Aber der Reihe nach.

Im Zuge der Planung dieses Beitrags kam die Frage auf, warum man denn Homekit nutzen sollte, wenn man schon Hue oder Aqara im Einsatz hat. Schließlich kann man ja über die Hue-App sein Licht schalten oder Regeln definieren, dass sich etwa die Außenbeleuchtung zwischen Sonnenuntergang und -aufgang automatisch einschaltet. Stimmt. Auch Ikea Tradfri kann Ähnliches. Wer jetzt aber aus Design- oder Kostengründen vor der Haustür Hue-Außenleuchten verbaut, im Garten Ledvance-Poles in die Beete steckt, ehemalige Glühbirnen im Bad durch Ikea-Tradfri-Smartbulbs ersetzt und eine Türklingel von Eufy am Haus hat, braucht nicht nur vier Apps, sondern muss auch seinem Lebenspartner erklären, warum man die Helligkeit im Bad mit einer anderen App steuert als die im Wohnzimmer. Zwar lassen sich manche Komponenten auch mischen, doch hier wird’s schnell unnötig kompliziert. Tradfri-Leuchten funktionieren in der Hue-App; der Hue-Bewegungsmelder kann auch Ikea-Birnen schalten – aber manches geht auch nicht. Tradfri-Bewegungsmelder (für 10 Euro pro Stück) funktionieren nicht in der Hue-App, da müssen es schon die Hue-Bewegungsmelder für 30 Euro sein. Oder man hängt die Hue-Lampen in die Ikea-App, dann geht auch der günstige Bewegungsmelder, aber von Ikea gibt es keinen Bewegungsmelder für den Außenbereich.

Homekit führt kompatible Geräte und Gewerke herstellerunabhängig in ein System zusammen. Es ist völlig egal, welche Komponenten von welchem Hersteller kommen und wie sie gemischt werden: Alles liegt in der gleichen, attraktiven Oberfläche vor und lässt sich Apple-typisch einfach bedienen und konfigurieren. Auch das Anlegen von Regeln klappt so einfach, wie man es sich von einem Smart Home wünscht. Mache um soundsoviel Uhr dies, wenn jemand kommt, das, wenn sich hier etwas bewegt, jenes. Alles in einer Oberfläche, idiotensicher zusammengeführt und erschreckend einfach zu bedienen – per App oder Siri auch mit der Sprache. Und man muss sich im Gegensatz zu diversen alternativen Bastellösungen weder mit der Technik dahinter auseinandersetzen noch mit Sicherheitsproblemen, Portfreigaben oder ähnlichem.

In der Anfangszeit von Homekit kommunizierten iPhone oder iPad direkt per Bluetooth mit Sensoren und Aktoren, also etwa Zwischensteckdosen und Magnetkontakten für Türen oder Fenster. Die Reichweiten waren mies, die Kosten der Produkte ebenso hoch wie die Stromaufnahmen aus den Batterien oder Knopfzellen – entsprechend hoch war der Frust bei den Erstkäufern.

Inzwischen ist es Homekit herzlich egal, über welchen Funkstandard die Komponenten angebunden sind, solange die Komponenten über das Heimnetz erreichbar sind. Viele Produkte wie Überwachungskameras oder smarte Türklingeln hängen ohnehin direkt im WLAN, andere nutzen Funkstandards wie Zigbee oder Z-Wave und benötigen ein Gateway. Dabei handelt es sich um ein Gerät, das auf der einen Seite mit dem LAN oder WLAN verbunden ist und auf der anderen Seite die Kommunikation zu Bewegungsmeldern, Magnetkontakten an Türen und Fenstern oder Heizkörperthermostaten über einen anderen Funkstandard herstellt. Vor allem batteriebetriebene Sensoren arbeiten üblicherweise eher mit Zigbee oder Z-Wave als mit WLAN. Der Stromverbrauch ist deutlich niedriger, so halten auch Knopfzellen mehrere Jahre durch – das wäre bei WLAN nicht möglich. Außerdem sind in diesem speziell für Smart Home konzipierten Funkstandards auch Funktionen wie Mesh enthalten, was die Zuverlässigkeit und Reichweite erhöht.

Damit das alles so funktioniert, sollte es im Haus eine Steuerzentrale geben. Das kann ein iPad ab iOS 10 sein (Generation 3 oder neuer), ein Apple TV ab Generation 4, ein Apple TV 4K oder ein Homepod-Lautsprecher (Testbericht) respektive dessen Nachfolger Homepod Mini. Die Steuerzentrale hält die Verbindung zu verknüpften Sensoren und Aktoren aufrecht, kümmert sich um die Abarbeitung festgelegter Aufgaben und stellt die Verbindung ins Internet her.

Zwar lassen sich die Homekit-Geräte auch ohne Internetverbindung steuern und einsehen, das ist aber nicht sonderlich komfortabel. Das iPhone, das zur Steuerung eingesetzt wird, muss mit dem gleichen WLAN verbunden sein, Automatismen funktionieren nicht und der Zugang von draußen übers Internet ist nicht möglich. Für eine anständige Smart-Home-Lösung kommt man also um eine Steuerzentrale nicht herum. Ein Vorteil dabei ist, dass die Logik nicht in der Cloud läuft, sondern lokal. Auch angebundene Komponenten kommunizieren lokal mit Homekit.

Die Wahl der Sensoren wie Wasserstandsmelder, Tür- und Fensterkontakte, Bewegungsmelder oder Wandtaster sowie der Aktoren wie Heizungsregler, Zwischenstecker für Standby-Verbraucher oder Stehlampen oder smarte LED-Glühbirnen sind den eigenen Vorlieben und dem Geldbeutel geschuldet. Dank einer inzwischen breiten Unterstützung lässt sich Homekit wirklich günstig umsetzen. Wichtig ist, dass sich die Komponenten auch mit Homekit verbinden lassen, wofür unter Umständen die passenden Bridges nötig sind: Ein Ikea-Bewegungsmelder für 10 Euro oder der Aqara-Bewegungsmelder für 15 Euro lassen sich weder mit der Hue-Bridge noch direkt mit dem WLAN verbinden, da sind jeweils eigene Gateways nötig. Daher ist es häufig sinnvoll, möglichst viele Komponenten aus gleicher Hand zu kaufen – WLAN und Bluetooth ausgenommen, das geht immer.

Ein Smart Home verdient diese Bezeichnung nicht, wenn man damit letztlich nur meint: „Ich kann mein Licht über eine Smartphone-App steuern“. Smart ist ein Haus dann, wenn man sich über die Technik im Hintergrund keine Gedanken machen muss: Es sollte da hell sein, wo man gerade Licht benötigt, und sonst überall dunkel sein, um Energie zu sparen. Neben smarten – sprich steuerbaren – Lampen und Leuchten gehörten daher auch Bewegungsmelder, Lichtschalter und Fernbedienungen mit dazu. Im folgenden Preisvergleich haben wir beispielhaft die komplette Bandbreite von günstig bis teuer abgebildet.

Eine Push-Nachricht aufs Handy, wenn jemand die Türklingel drückt, die Tür des Gartenhauses geöffnet wird oder ein Sensor unter der Waschmaschine Feuchtigkeit meldet – solche Funktionen erhöhen den Wohnkomfort. Es sorgt für ein gutes Gefühl, wenn man vom Winterurlaub auf den Kanaren oder in den Dolomiten schnell nachsehen kann, ob alles verschlossen ist, oder per Überwachungskamera einen Blick in den Garten wirft. Und wer schon mal einen Wasserschaden hat, weiß, wie gut sich auch hier eine unauffällige Kontrolle anfühlt. In diesen Bereich gehören eigentlich Bewegungsmelder, die wir der Einfachheit halber oben im Abschnitt Licht angeführt haben.

Wer klug heizt, hat nicht nur immer ein warmes Zuhause, sondern kann auch Kosten sparen. Mehr dazu steht in unserer Top-10 Smarte Heizkörperthermostate. Das folgende Preisvergleichselement listet die zu Homekit kompatiblen Sensoren und Aktoren, außerdem Steuerungen für Klimaanlagen, Ventilatoren und Luftreinigern.

Tür und Garage per App öffnen, den Rasen bei Bedarf bewässern oder Zwischenstecker, mit denen sich Weihnachtsbeleuchtung, Luftentfeuchter im Keller, Zusatzheizer im Bad, die Kaffeemaschine am frühen Morgen oder Zusatzheizer im Bad steuern lassen, machen das Leben angenehmer.

Wer bereits Smart-Home-Komponenten unterschiedlicher Hersteller und Systeme im Einsatz hat, bekommt die unter Umständen auch in die Homekit-Welt. Dabei hilft Open-Source-Software wie ioBroker, die die Verknüpfung zwischen den verschiedenen Welten herstellt.

Testweise haben wir Xiaomi-Aktoren der ersten Generation ohne Homekit-Kompatibilität, Enocean-Sensoren von Loxone und KNX-Sensoren und Aktoren mit Homekit verbunden. Den in der Installation bereits vorhandenen ioBroker haben wir dafür um Yahka (Yet another Homekit adapter) ergänzt. Dabei handelt es sich um eine Software, die ein Homekit-kompatibles Gateway im Netz simuliert. Das ist etwas fummelig, weil man die Verknüpfung zwischen Homekit-Funktionen und der Steuerung der Smart-Home-Komponenten mit einigen Hürden selbst herstellen muss. Beispielsweise ist bei der Anbindung eines KNX-Jalousieadapters das Invertieren der Werte nötig, damit eine offene Jalousie in Homekit korrekt als offen angezeigt wird. Insgesamt ist das aber ein schönes Abend- oder Wochenendprojekt, an dessen Ende eine vorbildliche Visualisierung per Smartphone und iPad steht.

Auch für ioBroker-Alternativen wie Node Red oder Open Hab sind vergleichbare Homekit-Plugins verfügbar, die wir im Rahmen dieses Beitrags aber nicht ausprobiert haben.

Wer keine Open-Source-Komplettlösung konfigurieren will, kann mit Homebridge auch einen einfachen Weg gehen. Die Software läuft auf einer NAS oder einem Raspberry und „macht Komponenten kompatibel“, etwa Rauchmelder und Kameras von Nest, Türklingeln und Alarmanlagen von Ring, Logitechs Universalfernsteuerung Harmony oder Amazons Echo-Lautsprecher.

Der Einsatz solcher Bastellösungen macht Homekit ungleich leistungsfähiger – allerdings auch komplexer. Klassische Anwender sollten lieber ein paar Euro mehr ausgeben und Komponenten kaufen, die zertifiziert sind. Wer tiefergehende IT- und Netzwerkkenntnisse hat, kann über diesen Weg aber vorhandene Technik komfortabel anbinden.

Homekit hatte einen holprigen Start, ist inzwischen aber eine tolle Lösung mit erstklassiger Visualisierung und einfacher Szenen- und Automatiksteuerung. Auf der Haben-Seite steht eine hohe Kompatibilität auch zu günstigen Smart-Home-Komponenten, der mögliche Bastelfaktor, wenn man möchte, die Offline-Funktionalität ohne Cloud-Zwang und die Apple-typisch attraktive und einfache Darstellung und Funktionalität.

Zwar sind Homepod und Apple TV der 4. Generation als Steuerzentralen deutlich teurer als einfache Alexa-Lautsprecher oder Google Home, aber dafür gibt es einen vollwertigen Home-Server, der sich auch bei Abwesenheit um das Durchführen von vorgegebenen Automatismen kümmert. Wir sind nach anfänglicher Skepsis in wenigen Tagen zu echten Homekit-Fans geworden.

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