Amazon wirbt bei seinem 2020er Echo (Testbericht) damit, dass sich der Smart Speaker dank integriertem Zigbee-Hub (auch Zigbee-Gateway oder Zigbee-Bridge genannt) direkt mit vielen Smart-Home-Komponenten verbindet. Gleiches gilt für Amazon Echo Plus (Testbericht), Amazon Echo Show (Testbericht) und Amazon Echo Studio.
Wir haben ausprobiert, wie gut sich Amazon Echo als Ersatz für die Hersteller-Hubs am Markt eignet und schauen uns speziell an, wie Licht, Steckdosen, Thermostate und Bewegungssensoren unterschiedlicher Hersteller mit direkter Zigbee-Verbindung zum Smart Speaker funktionieren. Außerdem zeigen wir, was aktuell mit der Alexa-App und ihren Routinen möglich ist.
Wer bereits eine Fritzbox zu Hause stehen hat, kann auch mit ihr dank DECT viele Smart-Home-Geräte direkt ansteuern. Wie zeigt unser Ratgeber: Fritzbox als Smart-Home-Zentrale. Auch Samsung hat eine Smart-Home-Lösung, die wir in Samsung Smartthings: Toller Ansatz mit Fehlern erklären. Wie man es richtig gut machen, zeigt unser Beitrag Homematic IP im Test: Fast perfektes Smart Home.
Verbinden
Das integrierte Zigbee Hub soll vor allem Smart-Home-Neulingen die Scheu vor der vermeintlich komplizierten Einrichtung neuer Komponenten nehmen. Es bietet jedoch in einigen Fällen wie etwa bei Philips Hue nicht den gleichen Funktionsumfang wie die direkt von den Herstellern für ihre Systeme angebotenen Hubs. Klar, schließlich wollen die Hersteller wie Signify von Philips Hue selbst noch an Geräten wie der Philips Hue Bridge verdienen. Mittel oder langfristig lohnt sich der Kauf der herstellereigenen Hubs aufgrund der Zusatzfunktionen dann häufig dennoch.
Das Verbinden der Smart-Home-Geräte mit Amazon Echo ist meist einfach. Dazu versetzt man das Smart-Home-Gerät zunächst in den Kopplungsmodus. Bei Philips Hue und vielen anderen smarten Zigbee-Lampen aktiviert man ihn, indem man mehrmals die Lampe aus- und wieder einschaltet. Genaueres steht in den jeweiligen Anleitungen der Geräte.
Danach gibt man Alexa entweder verbal den Befehl, Geräte zu suchen, oder man drückt in der Alexa-App unter dem Reiter Geräte das Plus-Symbol. Jetzt sucht das System 45 Sekunden lang nach neuen Komponenten, die anschließend einem Raum oder einer Gruppe zugeordnet werden können.
Standardmäßig heißen diese dann zum Beispiel Erstes Licht oder x-ter Bewegungsmelder und reagieren auch per Zuruf auf diesen Namen. In der Alexa-App kann dieser jedoch frei verändert werden.
Routinen
Bezogen auf Smart Home ist einer der größten Vorteile von Alexa, dass die Sprachassistentin dank Routinen die eigentlich zueinander inkompatiblen Lösungen verschiedener Hersteller vereint. Routinen sind im Grunde einfache Wenn-Dann-Regeln. Zunächst wählt der Nutzer einen eindeutigen Namen. Der zweite Schritt bestimmt die Wenn-Regel. Das kann zum Beispiel eine Aktivierungswort sein. Bei uns schaltet etwa ein Guten Morgen das Licht und das Radio ein. Als Auslöser kann auch ein Zeitplan bestimmt werden, sodass etwa immer zu einer bestimmten Zeit das Licht ausgeht. Aber auch externe Komponenten wie ein Tür-/Fensterkontakt oder ein Bewegungsmelder eignen sich für Wenn-Aktionen.
Die darauffolgenden Dann-Aktionen bestimmen letztendlich, was passieren soll. Hier kann man Alexa einen selbst bestimmten Satz sagen lassen, einen Kalendereintrag erstellen, verbundene Fire-TV-Geräte (Streaming-Boxen im Vergleich) steuern, IFTTT-Applets und Skills aktivieren, Musik abspielen, integrierte Smart-Home-Geräte wie Licht steuern und vieles mehr. Das Ganze geht in einem bestimmten zeitlichen Rahmen und dank der recht neuen Funktion Warten auch mit Verzögerung. In unseren Fall färbt sich ein Licht im Wohzimmer Rot, wenn ab 22 Uhr der Bewegungsmelder vor der Kinderzimmertür auslöst. Außerdem informiert Alexa verbal mit einem Tür offen.
Will man nun, dass sich das Licht etwa auf Grün färbt, wenn keine Bewegung mehr erkannt wird, ist das möglich. Allerdings muss dafür eine zweite Routine erstellt werden, in einer schönen Routine ist das aktuell nicht möglich. Solche etwas umständlichen Umwege sind bei den Alexa-Routinen häufiger nötig.
Die Alexa-Routinen sind ein mächtiges Werkzeug im Smart-Home-Werkzeugkasten. Sie bieten viele Möglichkeiten und bündeln zudem Komponenten verschiedener Hersteller mit einfachen Wenn-Dann-Regeln. Dabei müssen die Smart-Home-Komponenten nicht zwingend über den Zigbee-Hub mit dem Amazon-System verbunden sein. Sehr viele Systeme kann man auch über einen entsprechenden Skill mit Alexa verbinden.
Licht
Smartes Licht ist wohl der am weitesten verbreitete Anwendungsfall für Smart Home. In Verbindung mit einem Sprachassistenten von Amazon, Google oder Apple (Vergleich) erhöht das den Komfort teilweise deutlich. Dabei verbinden sich viele Lampen dank Zigbee auch ohne Hersteller-Hub direkt mit einem Amazon Echo. Gleiches gilt für viele Lampen mit Bluetooth.
Wir haben aktuelle E27-Philips-Hue-Lampen mit dem Amazon Echo genauso verbinden können wie die alten Varianten ohne Bluetooth. Ihre wichtigsten Funktionen wie An/Aus, dimmen und die Farbwahl ist auf Anhieb über die Alexa-App und Sprachsteuerung möglich. Für spezielle Funktionen wie der Synchronisation der Lampen mit dem TV- oder Fernsehbild braucht es das Philips-Hue-Gateway. Auch Updates erfahren die Lampen nur über das Gateway von Philips.
Ausprobiert haben wir auch die Lampen von Yeelight, Osram Lightify und Müller-Licht. Sie verbinden sich problemlos und funktionieren. In der Alexa-App werden bei der Option „Gerät hinzufügen > Lampe“ außerdem Leuchtmittel unter anderem von Innr, Lifx, Nanoleaf und Xiaomi angegeben. Trotzdem ist Zigbee kein Garant dafür, dass die Lampen auch tatsächlich mit Echo verbunden funktionieren. So funktionieren etwa die Leuchtmittel von Aqara nicht – trotz Zigbee.
Steckdosen
Auch Zigbee-Steckdosen und -Steckerleisten verbinden sich direkt mit kompatiblem Amazon Echos. Ausprobiert haben wir das mit der Philips Hue Smart Plug und der Müller-Licht Steckdosenleiste Tint Smart Power Strip. Die Systeme erkennt Amazon Echo sofort und regelt sie anstandslos.
Allerdings sind Steckdosen mit Zigbee tendenziell etwas teurer als Steckdosen mit WLAN, die sich nicht mit dem Amazon Echo, sondern mit dem Router verbinden. Nachteil: WLAN braucht etwas mehr Strom als Zigbee. Dennoch lassen sich die WLAN-Steckdosen in den meisten Fällen genauso in die Amazon-Smart-Home-Welt einbinden wie die Zigbee-Varianten - über entsprechende Skills. Wie smarte Steckdosen dabei helfen können, bares Geld zu sparen zeigen wir in unserem Ratgeber: Stromkosten senken mit smarten Steckdosen.
Wer zusätzlich beim Kauf Geld sparen möchte, kann sich auch überlegen, smarte Steckdosen von asiatischen Händlern zu bestellen. Zwei Blitzwolf BW-SHP10 Steckdosen kosten bei Banggood (Kauflink) 18 Euro. Neben dem einfachen Ein- oder Ausschalten per Sprachbefehl ist es außerdem möglich, Alexa-Routinen zu programmieren. Außerdem protokolliert sie den Stromverbrauch. Verschiedene Sicherheitsmechanismen sollen dafür sorgen, dass sie sich etwa bei Überspannung, einem Kurzschluss oder großer Hitze abschalten.
Etwas schmaler und damit besser für Steckdosenverteiler geeignet sind die Blitzwolf BW-SHP6. Sie kostet bei Banggood (Kauflink) knapp 13 Euro, protokolliert allerdings nicht den Stromverbrauch. Wer gleich einen Zweifachverteiler integriert haben möchte, sollte sich die Blitzwolf BW-SHP7 anschauen. Sie kostet bei Banggood (Kauflink) ebenfalls knapp 13 Euro. Beide Steckdosen des Verteilers lassen sich individuell ansteuern und programmieren. Sie messen außerdem den Stromverbrauch.
Bewegungsmelder
Einer der beliebtesten Bewegungsmelder mit Zigbee sind die Philips Hue Bewegungsmelder. Sie arbeiten sehr zuverlässig mit der Philips Hue Brigde zusammen und sind dann auch als Auslöser für Amazon Echo nutzbar. Allerdings sind sie mit gut 30 Euro pro Stück recht teuer. Sie lassen sich zwar über Zigbee direkt mit einem Amazon Echo verbinden, lösen dann bei Bewegung allerdings nicht aus. Ohne Philips Hue Bridge sind sie also nicht nutzbar.
Anders sieht es mit dem Sonoff Zigbee Motion Sensor aus. Er kostet bei deutschen Händlern mit 17 Euro nur etwa die Hälfte, verbindet sich mit Amazon Echo und funktionieren dann auch vollumfänglich und zuverlässig. Wer bei Banggood (Kauflink) direkt aus China bestellt, zahlt für sie inklusive Versand gut 10 Euro pro Stück. Achtung vor Bewegungsmeldern mit Zigbee von anderen Herstellern. Diese verbinden sich häufig mit Amazon Echo. Allerdings kann es wie bei den Lösungen von Aqara (Günstig, gut & Homekit: Aqara Smart Home im Test) und Ikea vorkommen, dass sie dann bei Bewegung ähnlich den Philips Hue Bewegungsmeldern nicht auslösen.
Thermostate
Warum es nicht immer eine gute Idee ist, Smart-Home-Geräte direkt mit dem Zigbee-Hub im Amazon Echo zu verbinden, zeigen die smarten Thermostate Spirit Zigbee von Eurotronic. Die Verbindung klappt problemlos. Auch die Funktionen waren zunächst alle gegeben. Bis Amazon mit einem Update Ende 2020 entschied, wichtige Schnittstellen zu kappen. Seit diesem Moment ist es nicht mehr möglich, die smarten Thermostate über Routinen zu programmieren. Auch reagieren sie nicht mehr über Sprachbefehle auf neue Solltemperaturen.
Dem Hersteller Eurotronic sind dabei die Hände gebunden. Der volle Funktionsumfang ihrer Thermostate ist davon abhängig, dass Amazon die dafür nötigen Schnittstellen freigibt. Eurotronic versicherte uns auf Nachfrage bereits im November 2020, dass Amazon "mit höchster Priorität" an dem Problem arbeite und es in zwei Wochen gelöst haben will. Passiert ist bis zum Erscheinen dieses Ratgebers Ende Februar 2021 nichts. Die Spirit Zigbee (Testbericht) fallen deswegen durch, empfehlen kann man sie trotz einer im Grunde guten Idee niemandem.
Fazit
Seine Smart-Home-Geräte über Zigbee mit einem Amazon Echo zu verbinden, kann eine gute Idee sein. So überzeugen uns etwa die günstigen Bewegungsmelder von Sonoff. Auch mit Lampen von Philips (Signify), Osram und Müller-Licht haben wir gute Erfahrungen gemacht. Toll ist im jeden Fall das Programmieren der Komponenten verschiedener Hersteller über Wenn-Dann-Routinen in der Alexa-App.
Der Fall der smarten Thermostate Spirit Zigbee zeigt jedoch, dass es durchaus gefährlich sein kann, bei der Smart-Home-Installation komplett auf die direkte Zigbee-Verbindung mit Amazon Echo zu setzen. Es kann jederzeit vorkommen, dass Amazon etwas am Protokoll ändert und die Produkte der Dritthersteller nicht mehr richtig funktionieren. Das ist etwa bei Philips Hue weniger kritisch. Hier kauft man einfach die Philips Hue Bridge nach, die funktioniert garantiert mit den hauseigenen Produkten. Schwierig wird es bei Komponenten, deren Hersteller keine eigenen Hubs anbieten, wie der Fall der Spirit Zigbee zeigt.
Deswegen ist das im Amazon Echo 2020 (Testbericht), im Amazon Echo Plus (Testbericht), im Amazon Echo Show (Testbericht) und im Amazon Echo Studio eingebaute Zigbee-Hub als Einstieg in die Smart-Home-Welt zu sehen. Interessierte Besitzer können sich einfach einmal etwa eine Philips-Hue-Lampe holen, sie direkt damit verbinden und so in die Vorteile der Smart-Home-Luft schnuppern. Bei Gefallen besteht dann immer die Option, die Philips Hue Bridge nachzukaufen und den vollen Funktionsumfang nutzen zu können.