Google möchte mehr Entwicklern ermöglichen, Anwendungen für Virtual-Reality-Headsets zu programmieren. Dafür muss zunächst die größte Hürde fallen: der Preis der Hardware. Und anstelle sündhaft teurer Design-Gehäuse, eigens angefertigter Display-Panels und haufenweise Elektronik kommt bei Project Cardboard einfach nur ein Smartphone zum Einsatz – umgeben von etwas Pappe und zwei billigen Plastik-Linsen. Entstanden ist Project Cardboard bei Google als 20-Prozent-Projekt: Alle Google-Mitarbeiter dürfen 20 Prozent ihrer Arbeitszeit für beliebige Dinge nutzen. Das Ergebnis hat Google gestern an die Teilnehmer der Google I/O in Form eines kleinen Pappkartons verteilt.
Um voll in Googles virtuelle Realität einzutauchen, muss man zunächst basteln. Aus dem Karton, der gleichzeitig Umverpackung und Produkt ergibt, zwei Linsen, ein paar Magneten, einem Gummiband und einem Streifen Klettband wird das Headset zusammengesetzt. In Kombination mit dem Smartphone, auf dem die entsprechende App des Projekts installiert ist, entsteht auf diese Weise eine extrem günstige VR-Brille. Ab sofort arbeitet sie mit Google Earth, YouTube, Photosphere und anderen Google-eigenen Apps zusammen.
Google bezeichnet Cardboard zwar als Experiment, doch dank der Begeisterung, die es auf der Entwicklermesse auslöste, darf man es wohl bereits als geglückt bezeichnen. Innerhalb kürzester Zeit waren die Pappkartons vor Ort vergriffen. Wer sich nicht zu den glücklichen Teilnehmern der Google I/O zählt (und neben Project Cardboard noch zwei Android-Wear-Smartwatches abgestaubt hat), muss nicht zu traurig sein. Die Uhren gibt's demnächst für Geld (und zwar beide zusammen wohl für weniger als die 900 Dollar, die das Ticket gekostet hätte) – und die Brille lässt sich einfach selbst basteln.
Google stellt die benötigten Vorlagen und eine Bauanleitung auf der Cardboard-Projektseite zur Verfügung. TechCrunch verweist auf ein ähnliches DIY-Projet von 2009, das man lediglich mit ein paar Plastiklinsen modifizieren muss. Auch das Institute of Creative Technologies der University of Southern California hat vor zwei Jahren mit dem FOV2GO ein ähnliches Konzept vorgestellt.