iCloud – der am schnellsten wachsende Cloud-Service
Durch das geschickte Verweben von mehreren Diensten wie iTunes oder Game Center zwingt Apple seine Nutzer in den neuen Dienst hinein. Das Resultat: iCloud ist mit 300 Millionen Nutzern nach Angaben von Apple der am schnellsten wachsende Cloud-Service der Welt.
Um die eindrucksvolle Zahl zu manifestieren schob Tim Cook bei der Präsentation noch ein Beispiel nach und betonte, dass Facebook für die gleiche Anzahl an Kunden fünf Jahre gebrauchte hat. Selbstverständlich vergleicht Cook hier Äpfel mit Birnen – um an dieser Stelle ein Wortspiel mit Firmenbezug herzustellen. Immerhin hatte Facebook nicht bereits den gewaltigen Kundenstamm, den Apple dank iPhone, iPod und iPad gewonnen hat.
Trotzdem hat die Zahl etwas Beeindruckendes und bietet dem Konzern aus Cupertino in Zukunft große Chancen. Das Interessante dabei ist, dass viele Nutzer vermutlich gar nicht wirklich wissen, dass sie eigentlich bereits iCloud-Nutzer sind. Bisher standen die Services mehr oder weniger lose nebeneinander und griffen auf den selben Unterbau zurück. Die Keynote am gestrigen Montag hat aber gezeigt, dass Apple seinen iCloud-Services zukünftig sehr viel mehr Wichtigkeit beimisst als bisher: Es gibt immer mehr Optionen zum Synchronisieren zwischen iOS und Mac OS X. Neue Funktionen wieiTunes Radio setzen einen iCloud-Account voraus und so ganz nebenbei hat Apple ein neues Office gezeigt: iWork für iCloud.
iWork für iCloud – flüssiges Office im Browser
Scheinbar ganz beiläufig gab es Apples Suite für Office-Programme zu sehen. Page als Word-Ersatz, Numbers als Excel-Alternative und das Powerpoint-Derivat Keynote. Der Clou: Alles läuft im Browser. Und zwar sowohl auf Macs als auch auf Windows-Rechnern. Selbstverständlich verzichtet Apple hier weder auf seinen Chic bei der Nutzerführung noch auf die bekannten Apple-Keynote-Animationen.
Was hat Apple damit vor? Hier wurde ein großer Aufwand betrieben, um die wirklich guten iWork-Programme als "Software as a Service" anzubieten. Vor allem wenn man überlegt, dass die Jungs aus Cupertino damit ja auch ihre eigene Software für den Mac kannibalisieren. Freilich könnte man dahinter ein eigenes Geschäftsmodell mutmaßen. Es erscheint aber als nicht sehr wahrscheinlich, dass Nutzer sich in ein monatliches oder jährliches Abonnement für so einen Dienst stürzen würden.
Google als Rivalen im Blick
Es dürfte bei der Einführung der Dienste um eine strategische Entscheidung gehen, die Apple dabei helfen könnte, an Google verlorenes Terrain wieder wett zu machen. Google hat mit seinen vielen Diensten einen entscheidenden Vorteil: Mehrwerte! Ohne genaue Statistiken zu haben oder zu kennen, dürfte es Google gelungen sein, mit seinem Browser-Office Docs viele Menschen an sich zu binden.
Die Gefahr für Apple und Microsoft ist klar: Jede Minute, die Google Docs mehr als die eigenen Produkte genutzt wird, lässt die Attraktivität der eigenen Programme sinken. Gleichzeitig fällt die Schwelle, vielleicht doch auf ein anderes Betriebssystem umzusteigen: Android, Chrome OS, OS X oder Windows.
Mit iWorks for iCloud dreht Apple den Spieß einfach um. Das Unternehmen bringt eine funktionale Office-Suite, die auf den ersten Blick nicht nur sehr performant erscheint, sondern auch gleichzeitig von potentiell 300 Millionen Menschen genutzt werden kann. Würde iWorks for iCloud nur halb so gut funktionieren wie in der Demo gestern, wäre Apple in diesem Punkt mit einem Schlag Google Docs überlegen.
Fazit
Apple hat auf der Keynote des WWDC 2013 viele Neuerungen in Sachen iCloud gezeigt, allen voran Radio for iTunes und iWorks for iCloud. Es herrschte zwar bei den Neuvorstellungen eine gewisse Innovationsleere, aber dennoch hat Apple mit seinem neuen User-Interface-Design und den neuen Services eine versteckte Kampfansage an Google und Android ausgesprochen.
Wenn Tim Cook aller Voraussicht nach im Herbst seine Innovationen auspackt, von denen er schon mehrfach gesprochen hat, könnte es wieder spannend werden im Smartphone-Markt. Für uns Konsumenten sind das eigentlich gute Neuigkeiten: Konkurrenz belebt schließlich das Geschäft. Und vielleicht erkennt Microsoft die Zeichen der Zeit und legt auch noch ein paar Scheite ins Feuer.
Nicht, dass der Markt irgendwann tatsächlich nur noch zwischen zwei Parteien aufgeteilt wird.