iOS 7: Alles nur geklaut?

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Apple-Boss Tim Cook spannte uns gestern gehörig auf die Folter. Es dauerte gefühlte Ewigkeiten, bis es bei der Keynote zur WWDC gestern endlich um iOS 7 ging. Zunächst habe ich mich gefreut: Die Gerüchte stimmen. Es gibt eine grundlegende Überarbeitung. Eine, die Apple verdammt noch einmal nötig hat. Denn das User-Interface, das von Android-Fans vollkommen zu Recht als altbacken verunglimpft wurde, hat sich seit der Vorstellung des ersten iPhones anno 2007 nicht grundlegend verändert.

Und dann? Freute ich mich weiter, als die ersten Screenshots zu sehen waren. Hier geht es zur Mitschrift unseres Live-Blogs . Sieht doch hübsch aus. Bis es in die Details ging. Wetter mit Animation! Blitze blitzen über den Bildschirm. Ich denke mir: HTC Sense. E-Mail-Programm. Seitlich durchwischen. Neue, große Schriftarten. Klar strukturiert. Ist das Windows Phone 8? iTunes Radio. Songs durchschalten. Kenne ich. Schon jetzt auf dem iPhone. Und auf Android: Hallo, Spotify.

Die Prinzen ertönen in meinem Ohr. Eee-oooh, eee-oooh. Gerade, dass Apple den guten, alten HTC-Scheibenwischer nicht in die Wetteranimationen eingebaut hat.

Sieht also alles irgendwie kopiert aus. Wo sind denn da die echten Innovationen? Ich machte mich auf die Suche, während der ganzen Keynote. Okay, dass Siri nun auch die Displayhelligkeit regeln kann, ist nett. Aber ganz im Ernst: Wenn ich eh schon auf das Display glotze, kann ich auch das Control Center benutzen. (Genau, das, was man wie bei Windows 8 und Windows RT über eine Wischbewegung aus dem Rand herzieht. In dem sich die Optionen finden, die die meisten Android-Smartphone-Hersteller schon vor Jahren in die ähnlich funktionierende Notification Bar gepackt haben). Multitasking? Kenne ich. Funktioniert bei Android zwar noch immer so-la-la, aber immerhin. Es wird dünn.

Was ich noch nicht vorher gesehen habe, ist der Activation Lock genannte Diebstahlschutz. Geniale Idee. Wenn mein iPhone flöten geht, sperre ich es im Web-Interface. Ging bisher zwar auch schon so mehr oder weniger, ließ sich aber durch Zurücksetzen auf Werkseinstellungen aushebeln. Geht jetzt nicht mehr: Denn ohne Benutzernamen und Passwort der Apple-ID schaltet Apple das iPhone einfach nicht mehr frei. Es ist nutzlos. Cooles Feature.

Ein Grinsen im Gesicht hatte ich, als es um die neuen Auto-Funktionen ging. Geil! Ich kann mir zwar noch nicht ansatzweise vorstellen, wie das in der Praxis funktionieren soll, aber ich will es haben. Dennoch werde ich wohl ein neues Auto brauchen, um es nutzen zu können. Ich glaube kaum, dass meine sechs Jahre alte Kiste da mitmacht.

Aber ist der Ideenklau so schlimm? Übertragen wir das Ganze mal auf eine andere Branche. Karl Benz hat schon vor über 100 Jahren zwei Zahnriemenpaare als eine Art Getriebe in seine Motorkutsche eingebaut, um genügend Kraft fürs Anfahren zu haben und gleichzeitig auf gerader Strecke schneller fahren zu können. Wilhelm Maybach greift später zu verschiebbaren Zahnradpaaren.

Und heute? Hat auch ein Ford, ein Fiat und ein Toyota ein Getriebe. Mit den Zahnrädern von Maybach und dem Grundprinzip von Benz. Wäre ja auch schlimm, wenn nicht. Stellt euch vor, nur Autos von Mercedes hätten ESP, nur welche von Fiat eine Bremse, nur die von Ford eine Windschutzscheibe und nur Toyotas ein Lenkrad. Oder andersrum. Wir würden ganz schön auf der Stelle stehen.

Zurück zu den Smartphones. Wenn man sich heute die Keynote von Steve Jobs ansieht, bei der er anno 2007 das erste iPhone vorgestellt hat, kann man sich kaum noch vorstellen, wie Smartphones davor waren. Er zeigt Multitouch: Zwei-Finger-Gesten zum Zoomen. Das Publikum jubelt vor Begeisterung. So etwas gab es vorher nicht. HTC und Samsung versuchen sich an Alternativen. Erinnert sich noch jemand daran? Zoomen durch Kreisen? Oder diese Ein-Finger-Zoom-Geste?

Hat sich nicht durchgesetzt. Vollkommen zu Recht: alles Mist! Die ersten Android-Smartphones hatten keinen Zwei-Finger-Zoom, weil Apple angeblich Patente hat oder hatte. Interessiert heute keinen mehr, und das ist auch gut so. Alle aktuellen Geräte beherrschen die Multitouch-Geste, weil sie einfach die beste Lösung für ein Problem ist.

Ein anderes Beispiel ist der App Store. Na klar, auch früher konnte man schon Programme auf Handys und Smartphones installieren. Gefühlt im 17. Jahrhundert haben wir Spiele über proprietäre Datenkabel und mit überdurchschnittlichen PC-Kenntnissen aufs Nokia gewuppt und gehofft, dass das Game auch läuft – und die Darstellung zur Display-Auflösung passt. Heute hingegen ziehen wir die neueste Inkarnation von Angry Birds mal eben auf dem Weg zum Bus aufs Handy, egal ob wir ein Gerät von Apple, Samsung oder HTC haben. Weil diese Lösung einfach die beste ist.

Ich wiederhole noch mal meine Aussage vom Anfang: Vieles bei iOS 7 kenne ich schon von der Konkurrenz. Aber soll ich das neue iOS deswegen schlecht finden, weil ich viele der Funktionen von anderen Produkten her kenne?

Ich denke nicht. Soweit ich iOS 7 bis jetzt gesehen habe, macht es einen ganz ordentlichen Eindruck. Ich würde sogar fast behaupten: Es gefällt mir. Unterm Strich kommt es auf die Gesamtlösung an. Und wer noch nie etwas kopiert hat, werfe den ersten Stein.

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