Google und seine Motorola-Strategie zeigt sich beim Moto G

Google und seine Motorola-Strategie zeigt sich beim Moto G

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Das neue Moto G , das Motorola am 13.11.2013 angekündigt hat, schlägt in eine gewisse Kerbe: Hat Google Motorola vielleicht nur gekauft, um die Hardwarepreise deutlich zu drücken?

Diese These stellte zumindest das renommierte Wall Street Journal (WSJ) auf. Das Blatt fragte sich, warum Google die Mobilsparte des angeschlagenen Unternehmens Motorola für satte 12,5 Milliarden US-Dollar übernahm. Zum Vergleich: Microsoft verleibte sich die Nokia-Mobilsparte für gerade mal 5,4 Milliarden Euro ein – also vergleichsweise wenig.

Sind es etwa wirklich nur die Patente, die Google interessiert? Oder glaubt Google daran, dass Motorola langfristig wieder in die Gewinnzone zurückkehren kann? Zumindest beteuert man in Mountain View immer, man sehe den einstigen Primus als langfristiges Investment. Das WSJ schreibt aber auch, dass Motorola sein drittes Quartal 2013 mit einem herben Verlust von 248 Millionen US-Dollar abschließen musste. Vor einem Jahr waren es dagegen "nur" 192 Millionen US-Dollar. Der Verlust steigt also trotz Synergieeffekte oder neuer Modelle wie dem Moto X .

Sowohl das Moto X, als auch das Moto G sind vom Preis-Leistungs-Verhältnis her echte Preisbrecher: Das Moto G kommt beispielsweise mit dem Quad-Core-Prozessor Snapdragon 400 mit 1,2 GHz pro Kern, einem Display, das mit 1280 × 720 Pixeln auflöst, einer angeblich sehr guten Kamera mit 5 Megapixeln und 8 GByte integriertem Speicher. Trotzdem liegt die unverbindliche Preisempfehlung bei gerade mal 169 Euro.

Ohne die genaue Kalkulation zu kennen, ahnt man doch, dass Motorola bei diesem Verkaufspreis kaum etwas verdienen kann. Vergleichbare Modelle wären etwa das Samsung Galaxy S4 mini oder das HTC One mini – beide Telefone sind aktuell selbst beim Straßenpreis um mindestens 100 Euro teurer als das Moto G.

Smartphone Samsung Galaxy S4 mini HTC One mini Motorola Moto G
Straßenpreis 251 Euro unbekannt unbekannt
Betriebssystem Android Android Android
Display 4,30 Zoll / AMOLED 4,30 Zoll / IPS-LCD 4,50 Zoll / LCD (IPS)
Auflösung 960 × 540 Pixel / 256 ppi 1280 × 720 Pixel / 342 ppi 1280 × 720 Pixel / 329 ppi
Kamera 8 Megapixel / k. A. 4 Megapixel / BSI-CMOS 5 Megapixel / k. A.
Blitz, Videoleuchte Foto-LED Foto-LED Foto-LED
Bildstabilisator k. A. nein k. A.
Auflösung (Video) 1920 x 1080 1920 x 1080 1280 x 720
Frontkamera 1,9 Megapixel 1,6 Megapixel 1,3 Megapixel
Prozessor Qualcomm Snapdragon 400 MSM8930 / 1,7 GHz / 2 Kerne Qualcomm Snapdragon 400 / 1,4 GHz / 2 Kerne Qualcomm Snapdragon 400 MSM8226 / 1,2 GHz / 4 Kerne
Speicherkartenslot ja / microSDHC bis 64 GByte nein / k. A. nein / k. A.
LTE ja / 800, 850, 900, 1800, 2100, 2600 ja / 800, 1800, 2600 nein / k. A.
WLAN 802.11 a/b/g/n 802.11 a/b/g/n 802.11 b/g/n
Bluetooth 4 4 4
NFC ja nein nein
GPS / Glonass ja / ja ja / ja ja / ja
Radio / FM-Transmitter ja / nein ja / nein ja / k. A.
Akku-Kapazität 1900 mAh / k. A. 1800 mAh / k. A. 2070 mAh / k. A.
Standby / Gesprächszeit 2G k. A. / k. A. k. A. / k. A. k. A. / k. A.
Standby / Gesprächszeit 3G 300 h / 12 h k. A. / k. A. k. A. / k. A.
Abmessung 61 × 125 × 10 mm 63 × 132 × 9.4 mm 65.9 × 129.9 × 11.6 mm
Gewicht 108 Gramm 122 Gramm 143 Gramm

Selbst wenn nun die Moto-G-Variante mit 16 GByte integriertem Speicher 30 Euro teurer und damit für 199 Euro zu haben ist, kann man nur vermuten: Hier subventioniert Motorola fast schon mit. Eine genaue Kalkulation liegt uns wie gesagt für das neue Motorola-Gerät zwar nicht vor, aber die Webseite iSupply konnte das vergleichbare Moto X bereits unter die Lupe nehmen. Laut iSupply beliefen sich die reinen Materialkosten für das Moto X auf 214 US-Dollar.

Selbst wenn man einige Dollar beim Moto G wegen kleiner Einsparungen abzieht: Das neue Motorola-Smartphone dürfte nicht maßgeblich dabei helfen, die hohen Defizite des Unternehmens zu decken. Google wird also die Geldschatulle noch weiter öffnen und frisches Geld in das Smartphone-Unternehmen pumpen müssen.

Will sich Motorola einfach nur plump Marktanteile kaufen? Wohl kaum. Selbstverständlich dürfte sich das Moto G auch hierzulande wie geschnitten Brot verkaufen und damit Motorola mittelfristig zurück in die Verkaufsstatistiken holen. Der Plan dürfte aber wohl ein anderer sein: Zumindest mittelfristig dürften die marktbeherrschenden Unternehmen Samsung und Apple gezwungen sein, ihre hohen Smartphone-Margen aufzugeben. Die Flaggschiffe beider Unternehmen – aktuell das Galaxy S4 und das iPhone 5s – haben jeweils sehr hohe Margen und halfen dabei den beiden Unternehmen, im Jahr 2012 einen Gewinn von insgesamt 53 Milliarden US-Dollar in die Kassen zu spülen. Damit vereinten die beiden 100 Prozent aller Gewinne des Smartphone-Markts auf sich.

Durch das Quasi-Duopol von Apple und Samsung bleiben die Smartphone-Preise derzeit in Regionen, in denen smarte Telefone mehr oder weniger ein Luxusgut bleiben. Zumindest Menschen in ärmeren Regionen können sich Smartphones aktuell nicht leisten.

Google hat sein gesamtes unternehmerisches Tun nur einem einzigen Ziel verschrieben: Immer mehr Suchanfragen generieren. Damit das gelingt, müssen mehr Menschen die Möglichkeit haben, die Google-Services in Anspruch zu nehmen. Die Anstrengungen, die Google hierfür auf sich nimmt, sind bemerkenswert und folgen einer glasklaren Strategie.

Im Bereich "Mobiles Internet" gab man zunächst Hardware-Herstellern durch Android die Möglichkeit, ohne großes Risiko auf ein Betriebssystem zuzugreifen und dem Platzhirschen Apple Paroli zu bieten. Gleichzeitig versucht man seit kurzem, mit "Project Loon " Länder mit Internet zu versorgen, die zwar eine hohe Population, aber keine geeignete Infrastruktur haben. Und offenbar versucht Google jetzt, aus dem Gut "Smartphone" ein Massenprodukt zu machen, das sich wirklich jeder leisten kann.

Natürlich gibt es aktuell bereits viele Android-Smartphones auch für den kleinen Geldbeutel. Die Qualität ist oft aber noch so schlecht, dass Menschen lieber zu den großen Marken griffen, so der Autor des eingangs erwähnten WSJ-Artikels. Was aber ist mit der Nexus-Linie, bei der Google bereits exzellente Hardware mit sehr guter Software für einen guten Preis kombiniert? Bei der Nexus-Reihe kooperiert das Unternehmen aus Mountain View immer noch mit einem bekannten Hardware-Hersteller, wie zuletzt LG. Dort lässt sich aktuell noch nicht das volle Preispotential ausschöpfen. Schließlich will LG sicherlich auch noch einiges mit einem solchen Gerät verdienen.

Mit Motorola hat Google aber eine deutlich bessere Handhabe, auf die Preise einzugreifen. Hier kann man Geräte auch mit Verlust verkaufen – immer mit dem Ziel, andere Hersteller zu niedrigeren Preisen zu zwingen. Der WSJ-Artikel schließt mit dem Hinweis, dass der Beweis für diese Theorie noch fehle. Schließlich sei das Moto X ein relativ teures Gerät. Mit dem Moto G hat Motorola aber jetzt den Beweis erbracht: Es geht um Marktanteile – und zwar für Google. Diese ist man bereit, für fast jeden Preis zu erkaufen.

Gerade Samsung dürfte dieser Trend gar nicht gefallen. Gut möglich, dass man auch deshalb in Seoul jetzt auf die Tube drückt, um mit einem eigenen Betriebssystem um die Ecke zu kommen: Tizen . Für die Kunden ist diese Entwicklung aktuell nur gut – schließlich gibt es gute Qualität für immer weniger Geld.

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