Klar stehen die Flaggschiffe der Smartphone-Hersteller besonders gern im Fokus der Berichterstattung und Begierde von Kaufinteressenten. Aber müssen Käufer wirklich immer 800, 1000 oder noch mehr Euro für ein richtig gutes Smartphone ausgeben? Früher ja, heute längst nicht mehr. Denn auch für unter 400 Euro sind inzwischen hervorragende Smartphones zu haben, die den Topmodellen nur in wenig nachstehen.
Software
Ein wichtiger Punkt, auf den Käufer bei einem Smartphone zwischen 300 und 400 Euro bezüglich der Software achten sollten, ist Aktualität. Weniger als Android 12 sollte 2023 niemand bei so viel Geld akzeptieren – auch wenn Android 11 im Alltag sicherlich kein Beinbruch wäre. Allerdings geht es hier auch um die Versorgung mit Software-Updates und -Patches für die nächsten Jahre. Da wir uns auf Modelle aus mindestens 2022 beschränken, ist eine aktuelle Android-Version aber in dieser Top 10 kein Problem. Alle Modelle unserer Bestenliste haben Android 12, auch Android 13 ist vertreten.
Chipsatz
Beim Chipsatz sollte es wenigstens ein Prozessor der oberen Mittelklasse sein. Bei Qualcomm ist das etwa ein Chip der 600er oder 700er-Reihe, Mediatek ist mit seinen neuen Dimensity-Chips der 800er-Serie (und höher) ein großer Wurf gelungen. Auch (ehemalige) Spitzenchipsätze sind bisweilen in dieser Preisregion schon zu haben, etwa Snapdragon 870 und 888. So sind in dieser Aktualisierung der Bestenliste etwa der Dimensity 8100 und der Snapdragon 888 dabei – es wird also richtig fix!
Speicher
Beim Speicher gilt: 6 GByte RAM sollte nicht unterschritten werden, das ist in dieser Preisklasse inzwischen Standard. In unserer aktuellen Fassung der Bestenliste herrschen Smartphones mit 8 GByte vor, manchmal gibt es sogar 12 GByte – wobei sich die Frage stellt, ob das wirklich nützlich oder nur Schönfärberei auf dem Datenblatt ist. Schaden wird es zumindest nicht. Der interne Speicher sollte nicht kleiner als 128 GByte sein, vor allem, wenn er nicht erweiterbar ist. Um 400 Euro sind aber auch 256 GByte immer mal wieder zu bekommen.
Display
Das Display sollte im genannten Preissegment dank Punch-Hole-Notch und Diagonalen jenseits der 6 Zoll eine Menge Platz bieten, von Auflösungen unter Full-HD-Plus (also niedriger als 2400 × 1080 Pixel) sollten Interessenten die Finger lassen. In unserer Aufzählung sind ausschließlich Panels mit FHD+ enthalten, fast alle Modelle verfügen zudem über (P)OLEDs mit erhöhter Bildwiederholungsrate. IPS-LCDs sind inzwischen eher die Ausnahme. Weniger als 90 Hz gibt es kaum noch, 60-Hz-Modelle laufen unweigerlich nach der Oberklasse auch in der Mittelklasse aus. Derzeit setzten sich bis 400 Euro 120 Hertz immer mehr gegen 90 Hertz durch, 144 Hz sind die Ausnahme.
Kamera
Ergänzend zur Hauptlinse haben die meisten Smartphones unter 400 Euro zusätzlich Ultraweitwinkel und immer wieder mal (wenn auch selten) optische Vergrößerung. Zudem kommen langsam immer häufiger Smartphones mit optischem Bildstabilisator (OIS) hinzu. Passende Modelle mit dieser Kombination haben wir in unserer Top 10: Die günstigsten Smartphones mit Ultraweitwinkel und optischem Teleobjektiv zusammengefasst.
Sonstige Features
Wie wichtig weitere Faktoren wie Akkuleistung, KI oder spezielle Gaming-Features sind, hängt wieder stark vom Nutzungsverhalten jedes Käufers ab. Beim Akku sollten aber weniger als 4000 mAh die Ausnahme sein. Wer Wert auf Wasserdichtigkeit oder kabelloses Laden legt, sollte besonders gut hinschauen – beides ist bis 400 Euro selten. Das gilt nicht mehr für 5G, der aktuell schnellste Funkstandard ist in allen Modellen unserer Top 10 vorhanden.
Top-Smartphones bis 400 Euro - Bilderstrecke
Platz 1: Realme GT 2 Pro
Das Realme GT 2 Pro (Testbericht) bringt alles für eine Nummer Eins mit: hohe Auflösung von 3216 × 1440 Pixel, OLED-Technik und eine Bildwiederholungsrate von variablen 1–120 Hz. Die Abtastrate ist mit 1000 Hz ebenfalls enorm. Ein Teleobjektiv hat keines der Modelle dieser Top 10, das GT 2 Pro hat aber gleich zweimal 50 Megapixel für Haupt- und Weitwinkelkamera – die Hauptkamera sogar mit optischem Bildstabilisator (OIS). Selfies werden mit der 32-Megapixel-Optik auf der Vorderseite geknipst.
Dank modernem und rasend schnellem Snapdragon 8 Gen 1 sind Wifi 6, NFC und 5G mit an Bord, 8/128 GByte Speicher sind auch nicht von schlechten Eltern. Der Akku leistet 5000 mAh und lässt sich mit 65 Watt flott laden, Android 13 ist bereits auf dem Gerät installiert.
Platz 2: Realme GT Neo 3
Ab Platz zwei gibt es wieder „nur“ erweiterte Full-HD-Auflösung für das Display, das ist aber absolut ausreichend für ein scharfes Smartphone-Display. Das gilt auch für das Realme GT Neo 3 (Testbericht), das ebenfalls mit OLED-Screen und 120 Hz punktet. Der Weitwinkel kommt hier nur mit 8 Megapixel zum Kunden, die 50-Megapixel-Optik mit OIS für die Hauptkamera ist aber identisch mit dem erstplatzierten Modell. Statt auf Qualcomm setzt Realme beim GT Neo 3 auf Mediatek, der Dimensity 8100 leistet zusammen mit 8/256 GByte Speicher hervorragende Arbeit. Der 5000-mAh-Akku lässt sich hier sogar mit 80 Watt laden, dafür gibt es derzeit nur Android 12 - was aber auch kein Beinbruch ist.
Platz 3: Xiaomi Poco X4 GT
Das Poco X4 GT (Testbericht) ist dank Dimensity 8100 von Mediatek so schnell wie die beiden vorherigen Modelle und wird daher ebenfalls auf absehbare Zeit keine Leistungsprobleme bekommen. Auch hier gibt es stolze 8 GByte RAM und 256 GByte internen Speicher – das reicht aus, obwohl der interne Datenspeicher nicht erweiterbar ist.
Beim Display setzt der Hersteller auf IPS-LCD mit sogar 144 Hz, die Kamera bietet 64 Megapixel und es gibt noch ein Weitwinkelobjektiv mit 8 Megapixel. Die Makrokamera ist nicht weiter erwähnenswert. 5G ist mit an Bord, der Akku mit 5080 mAh lässt sich mit 67 Watt schnell laden.
Platz 4: Honor 70
Auf dem vierten Platz landet das Honor 70 (Testbericht). Es setzt auf OLED mit FHD+ und 120 Hz, bei der Kamera auf eine ungewöhnliche Linse mit 54 Megapixel plus Weitwinkel mit 50 Megapixel. Der eingebaute Snapdragon 778G ist zusammen mit 8/256 GByte flott unterwegs und der Akku mit 4800 mAh lässt sich dank 66 Watt ebenso schnell laden. Auch hier gibt es derzeit nur Android 12.
Platz 5: Nothing Phone 1
Nothing Phone hatte sich mit dem ehemaligen Mitgründer von Oneplus als neuen Chef angeschickt, den Smartphone-Markt aufzumischen. Mit viel Getöse kam – wie schon Jahre vorher bei Oneplus – das Nothing Phone 1 (Testbericht) auf den Markt. Im Test konnte es uns – gemessen an den vollmundigen Versprechungen des Unternehmens – nicht ganz überzeugen, ist aber trotzdem ein tolles Smartphone. Optisches Highlight ist sicherlich das auffällige LED-Design der Rückseite, doch das Gerät hat mehr zu bieten.
Es überzeugt mit ordentlichem OLED-Display und 120 Hz, die ehrliche Doppelkamera ohne Makro- und Tiefensensor-Schnickschnack liefert mit je 50 Megapixel gute Bilder auch im Weitwinkel und der Snapdragon 778G sorgt für ordentliche Leistung im Alltag. Für 400 Euro gibt es zudem 8/256 GByte Speicher und auch beim Thema Schutz vor Wasser hat das Gerät mit IP53 mehr als die meisten Smartphones in dieser Preisklasse zu bieten. Hinzu kommt ein Akku mit 4500 mAh, der nicht nur mit 33 Watt per Kabel, sondern immerhin auch mit 15 Watt kabellos geladen werden darf – das bietet kein anderes Smartphone in dieser Liste.
Platz 6: Xiaomi Poco X5 Pro 5G
Das Xiaomi Poco X5 Pro 5G (Testbericht) hat im Gegensatz zum X4 auf dem dritten Platz ein OLED-Display mit 120 Hz und eine Hauptkamera mit satten 108 Megapixel. Der Weitwinkel fällt da mit 8 Megapixel beinahe schon mickrig aus und der eingebaute Snapdragon 778G kann auch nicht mit dem Dimensity 8100 des Schwestermodells mithalten. Im Alltag reicht der Chipsatz absolut aus – auch wegen der 8/256 GByte Speicher ist das X5 Pro eine gute Wahl. Der Akku ist mit 5000 mAh stramm und lässt sich mit 67 Watt laden.
Platz 7: Xiaomi 12 Lite
Beim Display bietet das Xiaomi 12 Lite keine Überraschungen, sondern setzt auf OLED und 120 Hz. Die Hauptkamera füttert der Hersteller hingegen mit 108 Megapixel, der Weitwinkel kommt mit den in dieser Preisklasse weitverbreiteten 8 Megapixel. Antrieb ist hier ein Snapdragon 778G im Verbund mit 8/128 GByte Speicher, 256 GByte liegen aktuell noch deutlich über 400 Euro. Der Akku ist mit 4300 mAh eher knapp bemessen, immerhin lädt er mit 67 Watt recht schnell.
Platz 8: Xiaomi Redmi Note 12 Pro+ 5G
Das Xiaomi Redmi Note 12 Pro+ (Testbericht) ist das bislang teuerste Redmi-Phone von Xiaomi, aber es ist auch so gut, dass es in unsere Top 10 bis 400 Euro kommt – und sogar in die bis 500 Euro, abhängig vom Tagespreis. Das fängt beim 6,7 Zoll großen OLED mit 120 Hz an. Top ist auch die Hauptkamera mit 200 Megapixel sowie der ordentlich dimensionierten Dimensity 1080 mit 8/256 GByte Speicher (oder nur 8/128 GByte, je nach Tagespreis). Dazu kommt ein Akku, der sich mit 4980 mAh und 120 Watt Ladeleistung absolut sehen lassen kann.
Platz 9: Samsung Galaxy A34 5G
Relativ neu ist das Samsung Galaxy A34 5G, entsprechend hat es schon Android 13. Technisch ist es ordentlich aufgestellt – ähnlich wie das A53 auf dem nächsten Platz, das vor allem wegen des langsameren Chipsatzes das Nachsehen hat. Denn im A34 steckt der modernere Dimensity 1080 von Mediatek mit 8/256 GByte Speicher. Dargestellt werden Inhalte auf einem 6,6 Zoll großen OLED-Display mit 120 Hz, bei der Kamera verlässt sich Samsung auf eine eher einfache Kombination aus 48 und 8 Megapixel für Haupt- und Weitwinkel-Linse. Der Akku ist mit 5000 mAh kräftig, lässt sich aber leider wieder mit 25 Watt laden. Dafür gibt es eine IP-Zertifizierung: IP67 sogar.
Platz 10: Samsung Galaxy A53 5G
Highlight des Samsung Galaxy A53 5G (Testbericht) ist die Wasserdichtigkeit nach IP67, außerdem gibt es für das Gerät bereits Android 13. Zudem ist die Version mit 8/256 GByte Speicher inzwischen unter die 400-Euro-Marke gefallen, sodass Käufer für knapp 390 Euro ein tolles Rundum-sorglos-Paket mit enorm viel Platz für Apps bekommen. Denn auch der Rest ist klasse und erfahrungsgemäß gibt es mit Samsung die wenigsten Probleme bei der Kommunikation mit anderen Geräten über Bluetooth, WLAN und Co.
Das OLED-Display des Smartphones ist 6,5 Zoll groß und bietet 120 Hz. Hinzu kommt eine Hauptkamera mit 64 Megapixel und OIS plus Weitwinkel. Größter „Schwachpunkt“ ist der Chipsatz, denn der eingebaute Exynos 1280 kann bei der Leistung nicht mit einigen anderen Modellen in dieser Top 10 mithalten. Macht aber nichts, denn im Alltag fällt das nicht weiter auf und Samsung hat bereits bewiesen, dass Geräte mit den hauseigenen Chips zeitnah Updates erfahren – der verwendete Chipsatz sollte in diesem Fall also kein Ausschlusskriterium sein. Im Galaxy A53 steckt ein Akku mit 5000 mAh, der allerdings nur mit 25 Watt geladen werden kann.
Fazit
Auch in der Mittelklasse finden Interessenten gelegentlich High-End-Performance, zumindest ist der Abstand zu absoluten Top-Modellen teilweise erstaunlich gering. 5G bekommt man um 400 Euro inzwischen regelmäßig und mittlerweile gibt es hier sogar Smartphones mit (hoher) IP-Zertifizierung. Die Bildwiederholfrequenz ist inzwischen ebenfalls locker mit 120 Hz zu bekommen, unter 90 Hz sollte niemand mehr gehen – all die schönen Top-Features werden immer mehr in die Mittelklasse durchgereicht.
Nur für Sonderwünsche, etwa kabelloses Laden, müssen Käufer dann meist doch noch tiefer in die Tasche greifen, auch wenn es inzwischen selbst damit erste Modelle gibt. Nur bei der Kamera gibt es bisweilen noch spürbare Unterschiede zu Flaggschiffen, so fehlt bis 400 Euro immer noch eine brauchbare Telelinse. Außerdem bieten die meisten Geräte in dieser Preisregion nur USB-C 2.0 statt des schnelleren 3.0-Standards.
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