Eines sollte klar sein, wenn man ein Handy für weniger als 100 Euro sucht: Nur selten ist die Hard- oder Software übermäßig aktuell und/oder stark. Dennoch gibt es heute Modelle, die alle wesentlichen Funktionen eines Smartphones bieten und sich halbwegs ordentlich bedienen lassen, ohne dass das Gerät nach wenigen Tagen vor Frust in die Ecke fliegt. Wir zeigen, was Käufer beachten sollten.
Betriebssystem und Updates
Auch günstige Smartphones benötigen ein vernünftiges Betriebssystem. Möglich macht das bei vielen Smartphones der untersten Preisklasse Android Go, das speziell für sehr einfache Hardware entwickelt wurde, allerdings ist die Anzahl an Android-Go-Geräten rückläufig. Grund dürfte sein, dass die Hardware langsam auch bei den Einstiegsmodellen immer besser wird. Vorteil von Android Go: Damit läuft Android schon mit 512 MByte RAM, auch wenn dann oft nur abgespeckte Apps ordentlich funktionieren. Die können Nutzer auf Wunsch aber meist gegen die normalen Versionen aus dem Play Store austauschen – auch wenn es dann gerade bei wenig Arbeitsspeicher und meist schwachen Prozessoren in der Regel keine flüssige Bedienung gibt. Normalerweise sind aber die Go-Varianten bekannter Apps brauchbar.
Für Updates müssen die Chip-Hersteller den Smartphone-Produzenten Geräte und Google-Code zur Verfügung stellen. Während Qualcomm das noch recht zuverlässig tut, sieht es bei günstigeren Anbietern oft anders aus. Daher ist bei besonders günstigen Smartphones normalerweise nicht mit Versions-Upgrades von Android zu rechnen. Das ist besonders schade, da manche Smartphones unter 100 Euro noch mit Android 10 (oder älter) ausgeliefert werden. Da wir uns auf halbwegs aktuelle Modelle ab mindestens 2022 konzentriert haben, bietet sogar der Großteil Android 11 an. Sogar Android 12 ist für unter 100 Euro zu haben.
Speicher
Es wurde bereits angedeutet: Günstige Smartphones bieten oftmals nur eine geringe Speicherausstattung. Das betrifft den Arbeitsspeicher, dessen geringe Größe zumindest in einigen Bereichen durch Android Go ausgeglichen wird, aber auch den Massenspeicher. So haben besonders günstige (und ältere) Modelle nur 8 GByte internen Speicher, den Nutzer zum Glück in den meisten Fällen per Micro-SD-Speicherkarte erweitern können. Somit stellt zwar zumindest der Speicherplatz kein großes Problem dar, wir empfehlen aber dennoch Modelle mit mindestens 16 GByte internem Speicher und 2 GByte RAM – beides ist bis 100 Euro auch in recht aktuellen Modellen gut zu bekommen. In unserer aktualisierten Top 10 haben die meisten Modelle sogar 32 GByte internen Speicher, eines noch mehr.
Chip
Chipsätze in der unteren Preiskategorie kommen meistens mit wenig CPU-Kernen und schwacher Grafikeinheit daher. Während bei höherpreisigen Modellen längst Octa-Cores normal sind, nutzen Smartphones bis 100 Euro oftmals immer noch Quad-Cores. Zwar bedeuten mehr Prozessorkerne nicht zwingend mehr Leistung, tendenziell ist das bei Smartphones aber so – auch bei günstigen Chips. Auch stammen die Prozessoren überwiegend nicht von Markenherstellern wie Qualcomm, sondern von günstigeren Anbietern wie Mediatek oder eher Unisoc (ehemals Spreadtrum). Das bringt bisweilen Nachteile beim Stromverbrauch und bei der Update-Fähigkeit des Betriebssystems mit sich. Wir haben in die aktuelle Top 10 Modelle mit acht und minimal vier Kernen aufgenommen und raten das auch dringend an.
Bildschirm
Günstige Smartphones haben günstige Displays. Was wie eine Binsenweisheit klingt, macht sich nicht nur durch niedrige Auflösung und oft auch eine kleinere Diagonale bemerkbar, sondern auch bei Helligkeit, Farbwiedergabe und Blickwinkelabhängigkeit. Doch auch hier gilt: Der Markt wandelt sich, bisweilen sind sogar Modelle mit FHD+-Auflösung für unter 100 Euro zu haben. Wir empfehlen eine Auflösung von wenigstens 720p (1280 × 720 Pixel oder höher). OLED gibt es für diesen Preis nicht und FHD+ nur bei älteren Modellen, die ursprünglich teurer waren.
Kamera
Auch erschwingliche Smartphones haben Kameras – die sind aber eher schön auf dem Datenblatt anzuschauen, als für gute Fotos zu gebrauchen. Megapixel, Anzahl der Kameras, Pixel-Größe, Blende – all das sind Punkte, an denen Hersteller von Smartphones für unter 100 Euro kräftig sparen. Selbst bei Tageslicht ist daher nur mäßige Bildqualität zu erwarten. Kameras sollten entsprechend kein Kaufkriterium bei günstigen Smartphones sein – auch wenn die Hersteller selbst in diesem Preisbereich bisweilen sogar mit Triple-Cams werben. Dabei handelt es sich aber meist um einen zusätzlichen Makro- und Tiefensensor, selten um eine Weitwinkellinse als Beiwerk zur Hauptlinse. Im Alltag sind Kameras bei so günstigen Smartphones größtenteils zu vernachlässigen - das sieht man vielleicht auf dem Display des Smartphones im Vollbild nicht sofort, spätestens aber beim Hereinzoomen oder auf einem größeren Bildschirm.
Akku
Früher hatten besonders die günstigen Smartphones beim Thema Akku im Vergleich zu deutlich teureren Modellen sogar eine Art Vorteil. Denn oftmals ließen sich die Powerpacks mit wenigen Handgriffen und ohne Werkzeug austauschen. Inzwischen haben auch günstige Smartphones längst den Wandel hin zu fest eingebauten Akkus vollzogen, wechselbar sind sie nur noch in seltenen Fällen. Kabelloses Aufladen gibt es bis 100 Euro nicht und sonderlich schnell laden solche Modelle ebenfalls nicht.
Sonstiges
Selbst günstige Smartphones bieten heute vieles von dem, was auch Modelle für 1000 Euro können – nur größtenteils in stark abgespeckter Form. So verbinden sich auch Smartphones für 50 Euro mit dem WLAN, funken aber überwiegend nicht mit 5 GHz, sondern nur mit 2,4 GHz und sind deutlich langsamer dabei. Wi-Fi 6 gibt es bis 100 Euro aktuell gar nicht. GPS wird zwar ebenfalls unterstützt, andere Positionierungsnetzwerke wie GLONASS oder Galileo hingegen oft nicht. LTE ist mittlerweile fast immer vorhanden, meist aber mit vergleichsweise niedrigen Übertragungsgeschwindigkeiten. 5G ist in dieser niedrigen Preisregion fast nie zu bekommen. Außerdem ist noch der inzwischen veraltete Micro-USB-Anschluss statt aktuellem USB-C anzutreffen. Die genannten Beispiele lassen sich auf fast alle Features eines besonders günstigen Smartphones übertragen.
Bis 50 Euro
Unter 50 Euro gibt es keine empfehlenswerten, halbwegs aktuellen Smartphones. Natürlich kann man zur Not auch zu älteren Modellen greifen, schließlich ist sowohl ein älteres als auch ein günstiges Smartphone immer noch besser als gar keins. Raten würden wir dazu aber nur noch im äußersten Notfall und wenn das Budget absolut nicht mehr hergibt. Grund ist neben niedriger Display-Auflösung und schwachem Prozessor vorrangig der mit 1 GByte häufig zu kleine Arbeitsspeicher solcher Modelle. Lange Spaß hat damit kaum ein Nutzer. In diesem Fall lohnt vielleicht der Blick auf ein Feature Phone (Ratgeber), die es teilweise schon deutlich unter 50 Euro gibt.
Bis 100 Euro
Über 50, vor allem aber zwischen 85 und 100 Euro gibt es etliche empfehlenswerte Modelle, die besten davon tummeln sich ganz dicht an der 100-Euro-Schallmauer.
Platz 1: Realme C31
Unseren ersten Platz belegt in dieser Aktualisierung unserer Bestenliste der Top-Smartphones bis 100 Euro das Realme C31. Es bietet einige Übereinstimmungen zum zweitplatzierten C30, ist in einigen Bereichen aber noch besser. So hat es zwar auch ein 6,5 Zol großes IPS-LCD, statt 720p kommt hier aber Full-HD+ mit 2408 x 1080 Pixel zum Einsatz. Auch bei der Kamera gibt es Fortschritte, auch wenn der wie oben im Text beschrieben nicht zu viel Wert beigemessen werden sollte. Immerhin bietet das C31 aber eine Hauptkamera mit 13 statt 8 Megapixel beim C30 und es kommen eine Makro- und eine Tiefenschärfelinse dazu. Als Antrieb dient hingegen der gleiche Unisoc T612, der in dieser Topliste die Speerspitze darstellt. Er wird flankiert von 3/32 GByte Speicher und der Akku leistet dazu ordentliche 5000 mAh. Android 11 ist ab Werk installiert.
Platz 2: Realme C30
Das Realme C30 (Testbericht) mit 6,5 Zoll großem Display ist für den Preis ebenfalls immer noch spitze, auch wenn es nicht an das bessere C31 herankommt. Der Unisoc Tiger T612 bietet im Vergleichsfeld die meiste Power und zusammen mit 3/32 GByte Speicher bietet das günstige Smartphone auf absehbare Zeit noch ausreichende Leistungsreserven. Der Akku ist zudem mit 5000 mAh kräftig, die einzelne Kamera mit ihren 8 Megapixel dafür ehrlich, aber eher zweckmäßig. Android 11 ist an Bord. Größtes Problem des C30: Zum Zeitpunkt der Aktualisierung war das bessere C31 sogar noch 2 Euro günstiger - warum dann zum C30 greifen?
Platz 3: Blackview A70 Pro
Blackview gehört hierzulande immer noch nicht zu den bekannten Herstellern, liefert nun aber schon seit geraumer Zeit viel Technik für vergleichsweise wenig Geld. Das zeigt sich auch beim Blackview A70 Pro. Es bietet ein 6,5 Zoll großes IPS-LCD mit 720p-Auflösung, eine Hauptkamera mit 13 Megapixel und einen Unisoc Tiger T310. Der ist zwar mit seinen nur vier Kernen schwächer als der Octa-Core der zuvor platzierten Modelle, wird dafür aber auch mit stolzen 4 GByte RAM kombiniert. Hinzu kommen 32 GByte interner Speicher und der mit 5380 mAh nominell stärkste Akku im Vergleichsfeld. Android 11 gibts auch hier.
Platz 4: Motorola Moto E22i
Auf dem vierten Platz landet ein Motorola-Modell: das Moto E22i. Es bietet als einziges Modell in dieser Topliste einen Schutz vor Spritzwasser nach IP52 und sogar ein Display mit einer Bildwiederholungsrate von 90 Hz - das ist selten bei so günstigen Smartphones. Auch die Hauptkamera ist mit 16 Megapixel vergleichsweise hochauflösend und es gibt sogar USB-C. Das Nachsehen vor den besser platzierten Modellen hat des E22i bei Chipsatz und Speicher. Zum Einsatz kommen hier ein Mediatek Helio G37 und 2 GByte RAM, intern stehen 32 GByte zur Verfügung. Der Akku leistet zudem nur 4020 mAh, dafür gibt es bereits Android 12 als Go-Version.
Platz 5: Umidigi C1
Hersteller Umidigi setzt ebenfalls auf Android 12 Go und ein 6,5 Zoll großes 720p-Display mit LCD-Technik. Als Hauptkamera entscheidet sich das Unternehmen für eine Optik mit 13 Megapixel, als Chipsatz für einen Mediatek MT6739 aus dem Jahr 2017. Das reicht zusammen mit 2 GByte RAM für ausreichende Bediengeschwindigkeit. Apps finden im 32 GByte großen internen Speicher Platz und der Akku ist mit 5150 mAh ziemlich kräftig. Auch hier gibt es USB-C.
Platz 6: ZTE Blade A52
Das ZTE Blade A52 überzeugt mit stolzen 2/64 GByte Speicher und USB-C statt veraltetem Micro-USB-Anschluss, der Rest ist fast identisch wie bei der Konkurrenz. So gibt es ein 6,5 Zoll großes 720p-Display, eine Hauptkamera mit 13 Megapixel und einen Akku mit 5000 mAh. Über Android 11 geht es auch hier nicht hinaus.
Platz 7: Xiaomi Redmi 10A
Beim Xiaomi Redmi 10A gibt es wieder "normales" Android ohne Go-Zusatz - in Version 11. Auch der Rest überrascht wenig. So setzt der Hersteller auf ein 6,5 Zoll großes 720p-Display mit LCD-Technik, bietet eine Hauptkamera mit 13 Megapixel und verwendet einen Octa-Core (Helio G25). 2 GByte RAM müssen im Alltag reichen, für Apps und Daten gibt es 32 GByte intern. Der Akku leistet 5000 mAh und derzeit gibt es Android 11. Tipp: Für nur 10 Euro mehr bekommt man 64 GByte Speicher.
Platz 8: Xiaomi Redmi A1
Xiaomi findet sich auch auf dem nächsten Platz wieder, und zwar mit dem Redmi A1. Das Gerät zeigt sich mit Android 12 vorbildlich, kann dafür aber in anderen Bereichen nicht ganz mit den besser platzierten Smartphones mithalten. So sind zwar das 6,5 Zoll große 720p-Display und die Hauptkamera mit 8 Megapixel völlig in Ordnung für ein Smartphone bis 100 Euro, der Mediatek Helio A22 ist als Chipsatz aber nur Durchschnitt - auch für so ein günstiges Smartphone. Hinzu kommen außerdem nur 2/32 GByte Speicher. Beim Akku herrscht hingegen mit 5000 mAh wieder Gleichstand.
Platz 9: Doogee X98
Das Doogee X98 kommt mit erstaunlich kleinem 5,5-Zoll Display, 720p gibt es aber auch hier. Erneut baut der Hersteller nur eine Hauptkamera mit 8 Megapixel ein, dafür gibt es USB-C und zum Helio A22 ordentliche 3/32 GByte Speicher. Der Akku ist mit 4200 mAh nicht übermäßig kräftig.
Platz 10: Alcatel 1B (2022)
Alcatel schickt mit dem 1B (2022) mal wieder einen Dauerbrenner ins Getümmel, das Gerät taucht immer wieder in unseren Bestenlisten auf. Es bietet Android 11 Go, ein Display mit 6,5 Zoll, nur eine Hauptkamera mit 8 Megapixel und Micro-USB statt USB-C. Der eingebaute Helio A22 reicht in dieser Preisklasse, er wird mit 2/32 GByte Speicher kombiniert. Der Akku ist mit nur 3000 mAh auf dem Papier erstaunlich schwach.
Fazit
Ja, es gibt brauchbare Smartphones bis 100 Euro, sofern Nutzer Abstriche bei den anfangs genannten Punkten machen können. Große Marken wie Samsung sucht man hier vergeblich, die sind einfach zu teuer. Selbst Xiaomi kommt hier gerade so vor. Zu viel sollten Interessenten aber nicht erwarten, sondern stattdessen überlegen, ob sie nicht lieber etwas mehr Geld ausgeben können. Bis 150 Euro wird die Technik deutlich stärker, hier lohnt ein Blick in unsere Top 10 bis 150 Euro.
Bis 200 Euro bekommen Interessenten noch einmal bessere Technik, hier liefert unsere Bestenliste: Top 10 der Smartphones bis 200 Euro Lesestoff. Wer besonders gut im Bilde sein will, schaut sich unsere Bestenliste: Die 10 besten Kamera-Smartphones an.